In Düsseldorf soll man im Sommer vier Stunden vor Abflug an der Sicherheitskontrolle stehen
Die Bissigen Bemerkungen waren schon immer der Meinung, dass die Sicherheitsbestimmungen an den Flughäfen zu einem erheblichen Teil Schwachsinn sind. Wenn man dann Schwachsinn noch schwachsinnig ausführt, dann hebt sich das nicht gegenseitig auf (wie minus mal minus), sondern potenziert sich.
Die neuesten Sicherheitsmeldungen (oder besser gesagt Nicht-Sicherheitsmeldungen) sind allerdings besonders erschreckend.
Peinlichkeit Nr. 1:
Die EU-Kommission verklagt Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof wegen fehlender Flughafensicherheit. Die Sicherheit auf einem Teil der deutschen Flughäfen wird nach Auffassung der EU-Kommission nicht ausreichend überwacht. Wenn das eine Meldung aus Griechenland oder Italien o.a. wäre, da würde die BILD-Zeitung eine dicke Überschrift fabrizieren und viele „Experten“ müssten die Frage beantworten, ob man in dieses Land noch mit gutem Gewissen fliegen kann.
Spezieller Vorwurf der EU: Deutschland würde die Anforderungen hinsichtlich der Mindesthäufigkeit und des Umfangs der Kontrollen nicht erfüllen. Den Prüfern gelang es bei jedem zweiten Versuch Waffen oder gefährliche Gegenstände durch die Kontrolle zu schmuggeln. Besonders negativ ist bei solchen Tests in letzter Zeit der Flughäfen Düsseldorf aufgefallen (bitte merken, wegen untenstehender Peinlichkeit 2).
Wohlgemerkt, es ging hierbei nicht um die Frage ob der Fluggast 99 Milliliter Flüssigkeit (noch erlaubt) oder 101 Millimeter Flüssigkeit (knapp darüber) dabei hatte. Es ging um Waffen und andere gefährliche Gegenstände.
Peinlichkeit Nr. 2:
In fast allen Bundesländern hat die für die Sicherheit eigentlich zuständige Bundespolizei die Personen- und Gepäckkontrollen an Privatfirmen übertragen. Für die BBBs grundsätzlich ein Unding.
Am Flughafen Düsseldorf ist diese Aufgabe an die Firma Kötter Service übertragen. Sie ist dort seit 2004 im Einsatz und wurde gerade zu Anfang des Jahres 2015 wieder mit einem fetten Sechsjahres-Vertrag ausgestattet. Aber diese Firma ist nicht in der Lage ihrem Auftrag personell gerecht zu werden. Im Schnitt fehlen für den Flughafen DUS zwischen 80 bis 120 Leute. Logische Schlussfolgerung der Gewerkschaft der Polizei: „Wenn die Kontrolleure überarbeitet sind (wegen Personalmangel), dann lässt die Aufmerksamkeit nach“. Ergebnis siehe oben unter Punkt 1.
Aber der heißeste Konflikt steht noch bevor. Am Freitag ist der letzte Schultag in Nordrhein-Westfalen und der Beginn der Reisewelle. Für diesen Tag habe die Firma Kötter, so die Gewerkschaft Ver.di, eine Unterdeckung von 115 Beschäftigten. Und jetzt kommt die dicke Konsequenz: Laut Germanwings (so berichtete spiegel online am Dienstag) werden wegen der zwangsläufig zu befürchtenden Wartezeiten mitunter Passagiere gebeten, „bis zu vier Stunden vor Abflug bei der Sicherheitskontrolle zu erscheinen“. Bis zu vier Stunden vorher? Geht’s noch?
Ausgerechnet in Deutschland, wo mit dem Wort „Terrorabwehr“ alles schnell und locker begründet wird, bis hin zur Vorratsdatenspeicherung (wofür die SPD sogar einen Teil ihrer Werte opferte), wird an dem sensiblen Punkt Flughafen diese doch „so wichtige Kontrolle zu unserer Sicherheit“ (siehe Innenminister de Maizière u.a.) an Privat übertragen, ausschließlich aus Kostengründen.
Jetzt ist der Ferienbeginn in Nordrhein-Westfalen ja nicht überraschend eingetroffen und bei Firma Kötter ist auch nicht von einer schlimmen Grippewelle die Rede. Nein, das Ganze hat offensichtlich System. Schon an Ostern dieses Jahres, so klagt Ver.di, sei es zu enormen Verzögerungen gekommen, weil an einigen Tagen bis zu 100 Mitarbeiter zu wenig im Dienst waren. Ob das bei Kötter nun Planungsunfähigkeit oder gefährliches Gewinnstreben ist (oder eine Mischung aus beidem), spielt vom Ergebnis her gesehen keine Rolle.
Was hat man dem Fluggast nun anzubieten. Zitat nochmals Germanwings: „Die Bundespolizei als Aufsichtsbehörde ist darüber informiert. Man ist im Gespräch“. Na dann, ist ja alles gut. Hauptsache wir haben mal darüber gesprochen.
Liebe BBB-Leser, das war eine neue Geschichte aus der Serie „Bananenrepublik Deutschland“. Wenn Du denkst es kann nicht schlimmer kommen, sei getrost, Deine Erwartungen werden übertroffen werden.
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