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Kuck´ mal wer da ein Cookie werden will

Air Berlin will Condor übernehmen, das war keine Überraschung.
Thomas Cook will sich mit 29,99% an Air Berlin beteiligen, das war schon eine Ãœberraschung.
Aber das ganze hängt noch ziemlich in der Luft, das ist wiederum keine Überraschung.

Diese Branche wäre nicht diese Branche, wenn sie nicht immer aufs Neue Überraschungen bieten würde. Wer diese Woche auf der Air Berlin Pressekonferenz „nur“ Neuigkeiten zum Deal Air Berlin/LTU erwartet hatte, wird sich bei der Podiumsbesetzung schon gewundert haben.
Aber hatte nicht Manny Fontenla-Novoa, CEO von Thomas Cook, die letzten Wochen ununterbrochen von Zukäufen in Deutschland gesprochen? Und alle hatten gerätselt welcher Veranstalter damit gemeint sein könnte. Aber keiner hatte an eine Airline gedacht.

Konnte man auch nicht. Hatte doch Thomas Middelhoff immer wieder seine Theorie von „Asset Light“ gebetsmühlenartig heruntergerasselt. Ok, bei Karstadt hatte er sich von den Assets, sprich Immobilien, getrennt (die Kostenquittung werden spätere Managergenerationen bezahlen!). Aber in der Touristik kann davon wohl nicht die Rede sein. Ein bisschen Aldiana verkauft und da noch ein kleines Hotelchen und dort noch ein Hotelchen, das war`s. Aber die großen Hotelbeteiligungen blieben unangetastet und bei Condor hatte er sogar noch von Lufthansa zugekauft. Aber jetzt, Trommelwirbel, Trommelwirbel, großer Auftritt Middelhoff. Originalton: „Der Verkauf von Condor ist ein weiterer Schritt in unserer sehr konsequenten (bei ihm ist alles „sehr konsequent“) Asset Light Strategie.“ Man will dem großen Meister ja nicht zu Nahe treten, aber 75%-Anteil Condor abgeben, gegen 30% Kauf von Air Berlin ist Asset Light? Eigentlich eine Beleidigung für Air Berlin!

Nächste berechtigte Frage! Wurde da nicht die „Rechnung ohne den Wirt“ sprich Lufthansa, gemacht? Auch da hat Meister Middelhoff sehr lässig die passende Antwort parat: „Kein Problem, dann geht eben Condor an die Lufthansa und wir bekommen 600 Mio. Euro von denen“. Man hatte in diesem Moment das Gefühl, dass diese Lösung ihm ohnehin lieber wäre. Manager oder Heuschrecke, das ist hier die Frage! Oder Heuschrecke mit Managergesicht?
Arme Condor, plötzlich nur noch Objekt zu sein.

Für Achim Hunold aber schon mal ein kleiner Vorgeschmack, was es künftig heißt, ein „Drittel-Cookie“ zu sein. Außerdem bekommt Thomas Cook nicht nur zwei Non-Executives bei Air Berlin, sondern auch einen Sitz im Executive Board. Man muss kein Hellseher sein, um vorauszusagen, dass dies Condor-Chef Ralf Teckentrup sein wird. Nachdem er jüngst Hunold als Präsident des neuen Bundesverbandes der deutschen Fluggesellschaften nachfolgte, wäre die Nachfolge als CEO Air Berlin der nächste logische Schritt. Die Berliner Morgenpost hat ohnehin das „Gerücht“ Hunold wird Chairman der Air Berlin Group wieder aufleben lassen. Die Logik dahinter ist nicht von der Hand zu weisen, wäre Hunold doch dann auf „einer Höhe“ mit Thomas Middelhoff und Michael Frenzel.

Ach, fast hätten wir es vergessen. Das ganze soll 2009 (!) über die Bühne gehen. Da wird noch viel Wasser den Rhein und die Leine runter fließen. Wie wir Michael Frenzel kennen, wird dieser Thomas Cook-Akt sofort einen neuen TUI-Akt auslösen und wie lange sich Mayrhuber den Luxus leistet nur zuzusehen ist auch dahingestellt. Laut Spiegel wäre Mayrhuber zwar bereit sowohl seinen 24,9%-Anteil an Condor als auch sein Vorkaufsrecht auf die 75,1% des Karstadt-Anteils an Condor zu verkaufen. Aber auf keinen Fall wolle er den Namen Condor abgeben. Ob demnächst zwei (Dax-) Elefanten zusammen ein Condor-Tänzchen wagen?

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Es gehört nicht direkt zur Geschichte, aber dieses Zitat ist einfach zu schön um der Vergessenheit anheim zu fallen. Achim Hunold antwortet im Spiegel-Gespräch auf die Frage ob er sich schon mal in die Vor-Börsen-Zeit zurückgewünscht habe u.a. „In meinem ganzen Leben habe ich nie etwas Unrechtes getan“. Ohne Not, nur so.
Da behaupten die BBBs: Ein deutscher Top-Manager, der noch nie etwas Unrechtes getan hat, ist ein so unbekanntes Wesen wie das Bachneunauge (siehe BBBs von letzter Woche).

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