Lieben Sie großes Kino, möglichst mit Überlänge? Dann hätten Sie die TUI-Hauptversammlung besuchen sollen
Die „Erwartungen“ an die TUI Hauptversammlung waren hoch, kein Wunder, dass mit einer Präsenz von über 71% ein neuer Rekordwert erreicht wurde. Zwar ließ sich der große Kontrahent Frederiksen entschuldigen, aber sein Vertreter Tor Olav Troim, fast zwei Meter groß, mind. 130 kg schwer, mit üppiger blonder Haarpracht, erfüllte voll das Klischee des angriffswilligen Wikingers. Wie heißt es in der Sage: „Furchtbar fährt T(h)or daher, rollend, donnernd. Doch noch schrecklicher ist er, wenn er seinen Hammer Mjölnir auf seine Feinde schleudert“. Und das tat er dann auch. Es waren schon schwere Geschütze die, unter kräftigem Beifall der meisten Anwesenden, gegen TUI-Management und TUI-Aufsichtsrat abgefeuert wurden.
Nur die immer wieder von ihm erwähnte „Selbstlosigkeit“ mit der sich Frederiksen bei TUI engagieren will, hat wohl bei einigen zumindest Nachdenken einsetzen lassen. Ohne Zweifel haben einige Aufsichtsräte noch ureigene Handelsinteressen mit der TUI, aber würde bei Frederiksen der Interessenkonflikt nicht spätestens beim Verkauf/Börsengang der Hapag Lloyd zutage treten? Kommentar eines Sitznachbars: „Die Wikinger vermischten immer Raub und Handel“ (eine entsprechende Stelle haben die BBBs tatsächlich in der Egilssaga gefunden).
So endete die Hauptversammlung wie von den Bissigen Bemerkungen vor einer Woche in der „Wildwest-Geschichte“ vorhergesagt: „Am Mittwochabend wird Michael Frenzel mal wieder als Lucky Luke nach Hause reiten“. Aber er wird jetzt noch mehr „poor lonesome cowboy“ sein als zuvor.
Auch im Vergleich zum Western „12 Uhr mittags“ lagen die BBBs zumindest mit der Zahl 12 richtig, denn exakt 12 Stunden dauerte die Hauptversammlung. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt fast alle Kleinaktionäre schon längst zuhause. Satt gegessen, kleine Geschenke mitgenommen, netten Nachmittag erlebt und das persönliche Stimmrecht beim Abgang an einen TUI-Mitarbeiter übertragen, waren sie zufrieden (denn so richtig wollen sie ja keine Änderung). Damit haben sie sich aber vor allem die total nervigen Schlussstunden der Hauptversammlung erspart.
Denn mit dem dritten Western-Vergleich von letzter Woche lagen die Bissigen Bemerkungen etwas schief. Im Unterschied zur „Schießerei am O.K.-Corral“ von Wyatt Earp und Co gegen die McLaurys und Co, tauchte am Mittwoch in der Hauptversammlung noch eine dritte Bande auf (Anm. der Red.: „Bande“ ist hier mehr im Sinne des literarischen Vergleichs und weniger im modern-rechtlichen Sinne gemeint): Berufskläger oder auch Berufsoppositionelle genannt. Die Methoden dieser „Parasiten der Aktionärsdemokratie“ sind simpel. Sie kaufen wenige Aktien eines Unternehmens und provozieren auf der Hauptversammlung Rechtsfehler, in dem sie endlos Fragen stellen, das Rednerpult blockieren, die gesamte Veranstaltung nerven und anschließend Beschlüsse anfechten (und für die Rücknahme versuchen eine Abfindung zu „erpressen“).
Da trat beispielsweise ein Mann, weißes Haar zum Zopf gebunden, weißer Zottelbart Marke „früher Thierse“, mit Trainingsjacke, kurzen (!) Jeanshosen und einer Mischung von Basketball- und Bergsteigerschuhe ans Rednerpult. Jedes der beschriebenen „Merkmale“ wäre nicht berichtenswert, der Mix aus allem macht das „Besondere“. Erster Gedanke: ein verkleideter Animateur aus dem Robinson Club, der von der TUI zur Auflockerung der Versammlung aufgeboten wurde. Dieser „Mensch“ redet aber so wirr, dass man als nächstes an Hape Kerkeling (und seinen Auftritt als Opernsänger – „Hurz“) dachte. Leider auch falsch. Es ist nur Klaus E.H. Zapf, einer der oben genannten Konsorten (im Nebenberuf Umzugsunternehmer in Berlin). Sein Markenzeichen „Ich mache mir alle Anträge meiner Vorredner zu eigen“ erfordert nur Standvermögen, sein eigenes Denkvermögen kann dabei stark minimiert bleiben.
Noch schlimmer war Frau Caterina Steeg, eine räuberische Aktionärin (Zitat Süddeutsche), eine Art Gottesstrafe für Aktionärsbesitz. Schon Minuten vor ihrem Auftritt läuft sie vor der Versammlung wie auf einem imaginären Laufsteg hin und her (und nervt damit schon optisch). Die Frau ist nicht in der Lage in einem normalen Tonfall zu sprechen, sie schreit völlig überdreht, stellt in theatralischen Formulierungen ihre (zumeist unsinnigen) Fragen und fällt, je später der Abend, auch etwas aus der Rolle. Zu allem Unglück wiederholt sie dann öfters ihre Fragen, auch jene die beantwortet wurden.
So gegen 22 Uhr wünschten die letzten Anwesenden Frau Steeg, der liebe Gott möge jetzt ein Wunder geschehen lassen und Frau Steeg aus dem Saal entfernen. Aber leider, wie so oft, war der Gefragte wohl mit anderem beschäftigt. Dabei können alle noch von Glück reden. Bei Infomatec endete letzten Jahres die Hauptversammlung unter besonderer Mitwirkung von Zapf und Steeg erst gegen morgens 3.55 Uhr. Da sollte der TUI-AR-Vorsitzende Krumnow, der nach Angaben des Handelsblatt gleich am Tag nach der TUI-Hauptversammlung seinen (gebuchten?) Urlaub antrat, für nächstes Jahr zeitlich etwas vorsichtiger planen. Sofern sich für ihn diese Frage dann noch stellen sollte.
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