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Meine Verkehrsminister-Wunschliste

Wir haben immer noch keine neue Regierung und somit ist auch der Posten des Verkehrsministers bislang nur geschäftsführend notbesetzt. Gegen Ende dieser Bissigen Bemerkungen gibt es ein paar Vorschläge für die Nachfolge. Jetzt ist gerade die beste Zeit um Wünsche zu äußern.

 

Lieber Weihnachtsmann,

ich habe einen großen Wunsch: Bitte schicke uns im nächsten Bundeskabinett endlich einen Verkehrsminister, der sich auch mal um Luftverkehr kümmert!

Du weißt, das ist dringend nötig, wenn man sich die vergangenen Jahre ansieht.

Luftverkehr im Bundeskabinett? Unglaubliche Fehlanzeige. Vor vier Jahren wurde im Entwurf der Koalitionsvereinbarung noch das Thema “Abschaffung beziehungsweise Reduzierung der Luftverkehrssteuer” aufgeführt. In der endgültigen Fassung des Koalitionsvertrags war dieser Punkt komplett verschwunden und alle handelnden Koalitionäre beteuerten anschließend, dass sie das leider nicht bemerkt hätten. Vielleicht hat Wolfgang Schäuble das nachts heimlich gestrichen?

Oder nehmen wir den wichtigen Dauerbrenner “Single European Sky”. Er steht seit zehn Jahren auf der To-do-Liste des Verkehrsministeriums, aber bisher drückten sich alle vor einer zugegeben schwierigen Lösung. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel kennt diesen Terminus. Zumindest hat sie bei ihrer Rede zum 30. Geburtstag von Air Berlin (2009) versprochen, sich darum zu kümmern. Diese Rede hat ihr sogar eine Umarmung von Achim Hunold auf der Bühne eingebracht. Aber vielleicht darf auch deshalb das Thema nicht mehr im Kabinett erwähnt werden?

Allein die Liste der Verkehrsminister der vergangenen zehn Jahre ist aus Luftverkehrssicht eine Liste des Grauens. Hier hast du ordentlich die Rute ausgepackt, lieber Weihnachtsmann:

Alexander “Maut” Dobrindt. Ein typischer Autominister, sein Name wird zu recht im “Schwarzbuch Autolobby” angeprangert. So unverschämt wie im Diesel-Abgasskandal hat meines Wissens noch nie ein Minister seine Hand schützend über eine Branche gehalten. Im Flugverkehr ist mir nur in Erinnerung, dass er den Flughafen Leipzig als Ergänzungsflughafen, statt den weiteren Ausbau von BER befürwortete.

Peter “Zar Peter” Ramsauer. Herausragende Leistung in seiner Amtszeit war die zuletzt fast flächendeckende Renovierung aller Bahnhofs-Toilettenhäuschen in seinem Wahlkreis Traunstein. Die persönliche Einweihung erfolgte vorzugsweise zum verlängerten Wochenende Freitag oder Montag. Totales Versagen bei der Aschewolke.

Wolfgang “die Pfütze” Tiefensee. In Erinnerung blieb nur, dass er entscheidender Mitbegründer des Autobahnpilotprojektes mit dem Namen “Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft” war. Bis er dieses Wort ausgesprochen hatte, waren die Zuhörer oft schon eingeschlummert. Im Flugverkehr kann ich mich nur an seine umstrittene Zustimmung zur Verlegung des Lufthansa Cargo Drehkreuzes von Kasachstan nach Sibirien erinnern. Außer Russland erfreute das damals niemand.

Kurzum lieber Weihnachtsmann, es ist höchste Zeit für einen Verkehrsminister, der nach dem Motto verfährt: “Luftverkehr first”.

Und hier ist meine Wunschliste:

Carsten Spohr. Der Shootingstar unter den Managern in Deutschland hat klar gezeigt, wie man es machen muss, wenn man etwas im Luftverkehr durchsetzen will. Denkt sehr langfristig voraus, orientiert sich primär an Branchen- und Firmeninteresse, nutzt konsequent sein Netzwerk, kleine Kollateralschäden bei den Beschäftigten werden in Kauf genommen. Spohr hat immer einen Plan B als Alternative parat, unterscheidet sich hier von der “alternativlosen” Kanzlerin. Und das tolle daran ist, dass man erst am Ende merkt, dass sein Plan B eigentlich sein Plan A war (siehe Nichtübernahme Niki).

Thomas Winkelmann, Feuerwehrmann von Lufthansas Gnaden. Löst Probleme schon, bevor die anderen merken, dass es Probleme gibt. Teamübergreifender Player. Finanziell unabhängig, seine Altersvorsorge lässt jeden Bundestagsabgeordneten als Stümper erblassen. Könnte deshalb in den nächsten Jahren auch mit einem mickrigen Ministergehalt noch leben.

Brigitte Zypries. War in dieser Legislaturperiode schon Koordinatorin für Luft- und Raumfahrt. Hat in der Krise gezeigt, dass sie unsere Frau für den Deutschen Luftverkehr ist. Hat ratzfatz bei ihren Ministerkollegen den 150 Mio. Euro Ãœberbrückungskredit für Air Berlin zusammengetrommelt. Endlich mal eine konkrete Hilfe für eine deutsche Luftverkehrsgesellschaft, wenn auch zu spät. Hat Lufthansa kraft Ministerwort zum nationalen Champion erklärt. Verbietet deutlich Lufthansa-Bashing wegen derer überhöhter Flugpreise nach dem Ausfall der Air Berlin-Flüge. Dieser Einsatz für eine Branche hat Dobrindt-Format – und das endlich mal für Luftverkehr.

Michael Garvens. Hat als ehemaliger Flughafenchef von Köln/Bonn nicht nur Zeit, sondern auch ein vorzeigbares Parteibuch (CDU). Sicherlich könnte wegen seines letzten Jobs noch etwas Ärger nachkommen, aber ein Skandal in der Vergangenheit ist für einen Minister eher eine Auszeichnung. Er würde im Ministerium aufräumen, da würden schnell einige Mitarbeiter verschwinden müssen.

Auf keinen Fall möchte ich den amtierenden geschäftsführenden Verkehrsminister, Christian “Glyphosat” Schmidt, behalten. Er macht das quasi nebenberuflich zu seinem Landwirtschaftsjob. Menschen, die so leichtfertig mit Gift umgehen, können wir nicht brauchen! Das ganze Thema kontaminierte Kabinenluft reicht ja schon.

Lieber Weihnachtsmann, du musst hier etwas tun. Aber bitte, bitte, sage nicht Hans Rudolf “bester Fluggesellschaft-Verkäufer aller Zeiten” Wöhrl, dass ein Luftverkehrsprofi gesucht wird. Er meldet sich schneller als Niki Lauda!

Dein Karl Born

 

Diese Kolumne erschien am 21.12.2017 auch bei airliners.de

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