Reißleine gezogen
Kann man eine Reißleine auch in eine falsche Richtung ziehen? Yes, you can! Was jeder Fallschirmspringer bezweifeln würde, hat der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hering, (leider) demonstriert.
Und das ist die Geschichte: Da kommt ein kleiner Airport, der bislang nur Verluste produzierte, auf den eigentlich löblichen Gedanken „so kann es nicht weitergehen“. Was andere Flughäfen schon lange machen, könnte doch auch in der Provinz klappen. Wir erheben eine Fluggastgebühr oder auch Terminalgebühr genannt oder etwas witziger auch Hahn-Taler genannt. Damit ist auch klar um welchen Flughafen es sich handelt: Um den Flughafen Hahn, offiziell auch Frankfurt-Hahn genannt. Letzteres ist leicht irreführend und ungefähr so präzise wie Flughafen Hamburg-Lübeck. Beiden ist gemein, dass dort die Fluggesellschaft Ryanair den Ton angibt. Und die ist wiederum bekannt dafür, dass sie es mit der Wahrheit nicht immer so genau nimmt, ihr Boss O`Leary eine große Klappe hat und damit jeden und alles gerne beschimpft.
Es kam wie es zumindest am Anfang kommen musste. Kaum hatte der Flughafen Hahn den Hahn-Taler verkündet (Die 3 Euro/Fluggast wurden auch noch etwas sozial verpackt, z.B. mit Vergünstigungen für die Passagiere beim Einkauf auf dem Flughafen), da wetterte Ryanair auch schon los und drohte mit dem Abzug von Flugzeugen. Jetzt muss man die Ausgangslage mal realistisch sehen, ohne Ryanair steht kurzfristig der Flughafen Hahn etwas schwächlich da, andererseits hat auch kaum ein anderer Flughafen so schöne Voraussetzungen für Ryanair geschaffen wie eben der Flughafen Hahn. Eine typische Win-Win-Situation. Wie geschaffen, dass man nach kurzem Radau sich wieder zusammenrauft. So hatte zumindest die Flughafen-Geschäftsführung die Situation eingeschätzt. Auch der Autor dieser Zeilen hatte dies vor wenigen Tagen in einem Interview mit dem SWR so prognostiziert.
Wenn sich da nicht dummerweise ein Amateur eingemischt hätte. Sein Name Hendrik Hering, seines Zeichens Wirtschaftsminister des Landes Rheinland-Pfalz. Keine Ahnung wo seine besonderen Fähigkeiten liegen. Wahrscheinlich kann er mit verbundenen Augen alle pfälzischen Weinköniginnen am Küssen erkennen. Aber leider hat er keine Ahnung was die Umgangsformen mit Ryanair betrifft. Nach dem üblichen Ryanair Gekreische, machte er sich sofort „voll in die Hosen“ und stornierte den Hahn-Taler (“er müsse die Reißleine ziehen um Arbeitsplätze zu retten”).
Und die Bilanz der bösen Tat ist erschreckend. Die Geschäftsführung vom Flughafen Hahn ist desavouiert, Ryanair wird mit ihr nie mehr ernsthaft verhandeln („man hat ja jetzt den Draht zum Minister“). Aber es kommt noch schlimmer. Die übrigen Gesellschafter des Flughafens, das Land Hessen und der Flughafen Frankfurt haben diese Steilvorlage gerne aufgenommen und dem Land Rheinland-Pfalz ihre Gesellschaftsanteile vor die Tür gestellt. Denn anders als Rheinland-Pfalz haben diese Gesellschafter nicht die Absicht auf Dauer den Airport Hahn zu subventionieren. Und Rheinland-Pfalz kann Hahn nie und nimmer alleine stemmen.
Merke:
1. Fliegerei ist ein ganz eigenes Geschäft mit ganz eigenen Manager-Typen. Amateure haben hier nichts verloren und gehen auch immer schnell baden.
2. Der leichte Sieg von Ryanair ist bitter. Ihr Geschäftsmodell zielt auf Subventionierung durch den Steuerzahler. Die EU hat es langsam verstanden und versucht es zu verhindern. Das Verhalten von Rheinland.Pfalz ist ein Schritt in die falsche Richtung. Und O´Leary kichert mal wieder vor sich hin. Die Dummen werden eben nicht alle.
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