Rettet den Ballermann
Hilfe, „unser“ Ballermann ist mal wieder in Lebensgefahr. Aber zum Glück hat BILD Alarm geschlagen und die Nation aufgerüttelt. Nur ein Sommerloch-Thema? Oder ist es diesmal wirklich ernst? Für letzteres spricht, dass selbst die FAZ mit einem umfangreich recherchierten Beitrag „Tourismus auf Mallorca“ (27.7.2013) sich des Themas annimmt. Was ist passiert?
Alvaro Gijon, Vize-Bürgermeister von Palma de Mallorca, hat BILD ein Interview gegeben. Demnach soll in den nächsten fünf bis sechs Jahren das Erscheinungsbild am Ballermann um 180° gedreht werden. Damit hat er sich vollmundig in die jahrelange Reihe von Inselpolitiker einsortiert, die vor dem Nachdenken gerne schon mal sprechen.
Warum sind die mallorquinischen Politiker so gegen ihren Ballermann? Warum wollen sie immer die große Luxus-Nummer schieben? Zitat Gijon: „Wir wollen Leute die viel Geld ausgeben, mehr Touristen aus Dubai und China.” Dumm nur, dass alle Regionen weltweit diese Touristen wollen. Und Touristen aus Dubai? Davon gibt es nur sehr wenige (oder meinte er Touristen, die statt nach Dubai nach Mallorca reisen sollten?). Gijon träumt von einem Mallorca „wie Miami oder Las Vegas“. Abgesehen davon, dass es dort auch jede Menge „Preiswert“-Touristen gibt, liegt vor deren Haustür der Riesenmarkt USA.
Wie sieht die Wirklichkeit aus?
1. Der Luxus-Tourismus der hier angestrebt wird, den gibt es bereits (ganz großartig) auf Mallorca und lässt sich „leider“ nicht unbegrenzt vermehren.
2. Auf das Ballermann-Klientel kann Mallorca nicht verzichten. Ihre enorme Anzahl ist für die hohe Flugfrequenz mit verantwortlich. Diese hohe Flugfrequenz ist für die Beliebtheit von Mallorca von existenzieller Bedeutung.
3. Das Ballermann-Publikum ist im Prinzip friedlich.
4. Der Ballermann ist Kult (Der Soziologe Dr. Szabo meint: Mallorca ohne Ballermann wäre wie Hamburg ohne St. Pauli).
Also lieber Vize-Bürgermeister nicht 180° drehen (das wäre ja das Gegenteil zu heute), geben Sie sich mit ein paar Grad weniger zufrieden („Aufhübschen“ statt Verbieten).
Die BBBs bleiben ganz relaxt. Gijon meint den Ballermann werde es in 5 bis 6 Jahren nicht mehr geben. Wenn er da nicht irrt. Wahrscheinlich wird es den Ballermann länger geben als den Vize-Bürgermeister Gijon. Die FAZ hat übrigens zum Schluss ihres Artikels den höchst ironischen Vorschlag gemacht, statt „Sangria im Eimer“ in Zukunft „Champagner im Eimer“. Die BBBs gehen noch einen Schritt weiter und meinen beides sollte möglich sein: Das wär´s doch künftig: „Ballermann Business Class“ neben „Ballermann Economy Class“.
Übrigens, lt. Mallorca Magazin fühlt sich Gijon falsch zitiert. „Nicht mal betrunken würde ich so etwas sagen“ (??). Man habe ihm das Wort im Mund herumgedreht. Böse BILD oder plötzlich Angst wegen der heftigen Reaktionen auf das was er gesagt hat?
Zwei besonders böse Bemerkungen zum Schluss.
2001 führte die damalige Präsidentin des Inselrates, Maria Antonia Munar, gegen den Rat der Experten eine Umweltsteuer ein. Arrogant erklärte sie, „dass man künftig gerne auf jene Touristen verzichten könne, die nicht bereit wären diese Abgabe zu zahlen“. Diese Steuer wurde sehr schnell wieder abgeschafft. Letzte Woche wurde übrigens Frau Munar (damaliger Spitzname: Prinzessin von Mallorca), wegen verschiedener Korruptionsdelikte in Haft genommen. Obwohl die Urteile noch nicht rechtskräftig sind, wurde sie wegen Fluchtgefahr inhaftiert. So kann es gehen.
Letzte Woche wurden auch mehrere Hells Angels verhaftet. Dabei ist bekanntgeworden, dass sie mit ihrem Schwarzgeld eine Formel 1-Rennstrecke bauen wollten. Am 18.7.2011 („Müssen wir jetzt auch noch Mallorca retten?“) lästerten die BBBs über den Tourismusminister der Balearen, Carlos Delgado, weil er vorgeschlagen hatte, eine Formel 1-Rennstrecke zu bauen um einen Winter-Grand Prix durchzuführen. Hätte er es umgesetzt wären Steuergelder weggewesen, bei den Hells Angels wäre nur ihr Schwarzgeld weggewesen.
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