Mallorca: Wie man aus einer kleinen Katastrophe eine große touristische Katastrophe macht
Das am Donnerstag auf Mallorca verübte Attentat soll keinesfalls verniedlich werden. Bei zwei Toten und mehreren Verletzten, wäre das auch vollkommen unangebracht.
Aus Sicht des Tourismus, der finanziellen Haupteinnahmequelle der Insel, wäre es aber ohne größere Auswirkungen geblieben. Wenn, ja wenn die mallorquinischen Behörden nicht auf den aberwitzigen Gedanken gekommen wären, den Flughafen von Mallorca (auf zuerst unbestimmte Zeit) zu schließen. Hatten bis dahin die Medien relativ wenig Notiz von dem Attentat genommen, war es von nun an das Medienereignis in einer (von Ullas Dienstwagen ausgenommen) ohnehin nachrichtenarmen Zeit. „Chaos auf Deutschlands liebster Insel“, das ist doch eine Klasse-Überschrift, die etwas hermacht. Von da an lief die Masche bestimmter Medien: Kreieren eines Negativ-Szenarios. Was bedeutet dieses Attentat für Mallorca, für die Fluggesellschaften, für die Reiseveranstalter? „Die Welt“ knüpfte auf ihrer Titelseite sogar eine Gedankenkette Djerba, Bali und Mallorca. Die Verbindung zwischen diesen drei Tatorten ist so dünn, wie einen Unfall auf der Formel 1-Strecke mit einem auf der Autobahn zu verbinden. Am gleichen Tag starben sechs Touristen bei einem Busunfall in der Nähe von Barcelona. Allerdings holländische Touristen, keine deutschen. Das war der Welt in der gleichen Ausgabe nur eine Randnotiz wert. Wenn das sechs deutsche Touristen gewesen wären. Armes Spanien, touristisch gesehen.
Also musste man sich anderweitig helfen. Schnell „Urlauber Dein Recht“ aus der Schublade geholt. Was ist bei Umbuchung? Ab wieviel Wartezeit am Flughafen gibt es Geld zurück? Vor Ort startete die verzweifelte Suche nach Augenzeugen, die egal wie weit entfernt, das Attentat miterlebt hatten. Nachfrage bei den Reiseanbietern wie viele Stornierungen eingegangen seien. Riesen Enttäuschung, dass keine eingegangen sind. Anfragen bei Tourismusexperten (Tenor der Frage: “die Reiseveranstalter lügen doch”). Erneute Enttäuschung über die Antwort. Suche nach Betroffenen, die sich über die schlechte Behandlung durch Fluggesellschaften oder Reiseveranstalter beklagen. Wieder große Gelassenheit bei den Touristen. Aber einer findet sich schließlich doch, der das erwünschte Statement abgibt. Er beklagt sich, über eine „unmögliche“ Behandlung durch seine Fluggesellschaft, die ihn quasi abgeladen hat und nun müsse er schauen, wie er nach Düsseldorf-Weeze komme. Der Profi ahnt da bereits um welche Fluggesellschaft es sich handelt. Da erscheint auch im Hintergrund der Schriftzug Ryanair. Bei zwei Katastrophen auf einmal hat man immer Pech.
Glücklicherweise bemerkten die mallorquinischen Behörden relativ schnell, was sie mit der Flughafenschließung angerichtet hatten und hoben diese nach zwei Stunden wieder auf. Fazit: Mallorca hat ein derart gutes Image, dass es keinen langfristigen Schaden nehmen dürfte, es sei denn die Behörden schlagen nochmals zu.
(siehe hierzu auch Interview in focus online)
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