1. Nov. 2010
Deutsche Verkehrspolitiker und ihr Verhältnis zu deutschen Luftverkehrsgesellschaften: Ein Drama in 3 Akten.
1. Akt des Dramas, Anfang Oktober 2010, Beschluss über Luftverkehrssteuer für Deutschland
„Die Ticketabgabe bringt für die hiesigen Flughäfen und unsere deutschen Airlines Nachteile im Wettbewerb. Anders kann man das nicht sehen“.
Zitat Dirk Fischer, CDU, Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Deutschen Bundestag. Unabhängig von dieser Erkenntnis, stimmt Fischer im Bundestag der neuen Steuer zu.
„Niemand von uns hat sich die Ticketabgabe gewünscht. Ein nationaler Alleingang verzerrt immer den Wettbewerb. Das ist unstrittig.“
Zitat Patrick Döring, FDP-Fraktionsvize und verkehrspolitischer Sprecher der FDP. Unabhängig von dieser Erkenntnis stimmt Döring im Bundestag der neuen Steuer zu.
2. Akt des Dramas, 8.-11.Oktober 2010, Einladung obiger Herren zu einem Seminar des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften nach Mallorca
Klarer Fall, hier muss die Luftverkehrslobby nacharbeiten. Die obigen Herren (plus ein SPD-Abgeordneter und eine FDP-EU-Abgeordnete) werden zu einem Seminar auf Mallorca eingeladen. Der Bundesverband bietet prominente Redner aus der Luftfahrtbranche auf, um den Abgeordneten die Luftfahrtproblematik näher zu bringen.
3. Akt des Dramas, Ende Oktober 2010, die Abgeordneten Fischer und Döring fordern eine weltweite Kerosinsteuer.
Wenige Tage nach Rückkehr vom Malle-Ausflug fordern die prominenten Verkehrsexperten Fischer und Döring die Einführung einer weltweiten Kerosinsteuer. Nach deutscher Ticketabgabe, der Einführung von Emissionszertifikate für Fluggesellschaften (in zwei Jahren) nun eine „weitere Idee“ um den Luftverkehr zu belasten. Da stellt sich doch die Frage nach dem Grund, wenn jemand unmittelbar nach einer Einladung seinem Gastgeber so in „die Weichteile tritt“.
Versuch einer Erklärung:
1. Das Programm auf Mallorca war schlecht. Ist eigentlich unvorstellbar, das Hotel zählt zur Luxusklasse und das Programm für die Politiker soll vom offiziellen Programm her nicht „zeitlich überbelastend“ gewesen sein.
2. Verkehrspolitiker sind grundsätzlich undankbar. Gut vorstellbar, würde in die allgemeine Einschätzung von Politikern passen
3. Leider hat das Magazin Stern von der Einladung der Politiker nach Mallorca Wind bekommen und darüber einen Bericht geschrieben. Die Politiker wollten mit der neuen Forderung ihre Unabhängigkeit beweisen, weil Ihnen die Einladung im Nachhinein peinlich war. Auch unwahrscheinlich, Politikern ist (fast) nie etwas peinlich.
4. Das Seminar hat voll gewirkt, darf aber keiner wissen. Die Verkehrspolitiker fordern die Kerosinsteuer weltweit, wohl wissend, dass es nie eine weltweite Einigung geben wird und haben damit die Grundlage gelegt, dass es auf keinen Fall einen europäischen Alleingang geben wird. Soviel Vorausdenken um die Ecke ist zwar bei den beiden Herren unwahrscheinlich, aber vielleicht hat jemand für die beiden vorgedacht. Somit eine denkbare Variante.
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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) geht es diesmal um den Sommer 2011 in Gesprächen mit Dr. Peter Fankhauser und Michael Tenzer für Thomas Cook, sowie Sören Hartmann für REWE. Wenn nächstes Wochenende noch TUI vorgestellt hat, kann man ein erstes Resümee für den Markt ziehen. In den akustischen Bissigen Bemerkungen wird mal wieder über Flug-Sicherheit, der Unsicherheit bei Fracht, über das Gerichtsurteil wegen Rail&Fly und einiges mehr gelästert. Wem Lesen allein nicht genügt, kann zusätzlich seinen Ohren noch etwas gönnen.
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14. Juni 2010
Damit hatte die Luftverkehrsbranche nicht gerechnet, dass sie quasi als einzige Branche von den Sparbeschlüssen getroffen wird (die Kernenergieunternehmen werden ja nicht echt belastet, sie müssen nur von evtl. künftigen Gewinnen etwas abgeben). Nicht die Unberechenbarkeit des Marktes ist das größte Problem der Airlines und es ist nicht die harte Konkurrenz. Selbst die Schwankungen auf dem Treibstoffmarkt bekommen die Airlines einigermaßen in den Griff. Der Hauptgegner der deutschen Airlines heißt: Bundesregierung.
Zuerst wurde die Branche durch einen unfähigen (oder unwissenden) Verkehrsminister zu tagelangem Nichtstun verdammt und erlitt dadurch Verluste in dreistelliger Millionenhöhe (schlimmer als die Situation nach dem Attentat vom 11.September 2001). Jetzt schlug die Regierung kalt mit einer Luftverkehrsabgabe zu. Statt ehrlich zu sagen, wir „haben einen Dummen gesucht, dem man noch Geld aus der Tasche ziehen kann und da ist unsere Wahl auf die Flugpassagiere gefallen“ (denn die Fluggesellschaften werden diese Kostenerhöhung weitergeben an Ihre Kunden, zumindest an jene die noch von Deutschland aus fliegen), umgibt sie die böse Tat mit dem Deckmäntelchen „ökologisch“. Was ist daran ökologisch? Hier wird keine bestehende Abgabe nach ökologischen Gesichtspunkten umgebaut, sondern es gibt nur einen „oben drauf“. Die Einführung dieser neuen Abgabe wurde schließlich im Rahmen des „Spar“-Paketes beschlossen. Wobei auch der Begriff „Sparen“ hier Hohn ist, denn die Regierung spart ja nicht, sie versucht nur dreist ihre Einnahmen zu erhöhen.
„Ein schwarzer Tag für den Luftverkehrsstandort Deutschland“ lautete der Kommentar der Lufthansa und Germanwings sprach „von einem Förderprogramm für ausländische Airlines und Flughäfen“. Dass es sich bei der vorgebrachten Kritik nicht um typisches Gejammer von Branchenvertreter handelt, zeigt das Beispiel Amsterdam. Die Regierung der Niederlande war mit einer ähnlichen Abgabe ziemlich auf die Nase gefallen. Statt wie erhofft Mehreinnahmen von 300 Mio. Euro zu generieren, verursachte die folgende Abwanderung von Fluggästen (lustigerweise nach Deutschland) einen wirtschaftlichen Verlust von 1,3 Mrd. Euro, was zu einer baldigen Aufhebung der Gebühr führte.
Wie stolz war Air Berlin, dass zur Feier des 30. Geburtstages dieser Airline, die Kanzlerin ihr „die Ehre ihres Besuches gab“. Vielleicht hätte Air Berlin besser Herrn Westerwelle einladen sollen. Frei nach dem Motto: „Von Hoteliers lernen, heißt Siegen lernen“.
Kein Problem mit dieser Mehrbelastung hatte fast erwartungsgemäß (Nicht-) Verkehrsminister Ramsauer. Sein Kommentar „diese Mehrkosten für die Flugpassagiere sind sowohl für Urlaubs- als auch für Geschäftsreisen vertretbar“. Besser wäre gewesen „diese Kosten fallen für mich persönlich ja nicht an“.
Wenig überraschend war, dass von Wirtschaftsminister Brüderle hierzu nichts zu hören war. Vielleicht sollte ihm endlich mal jemand sagen, dass er für die wirtschaftliche Entwicklung des Standortes Deutschland verantwortlich ist.
Etwas überraschender dagegen die Reaktion von Alltours-Chef Verhuven. Er meinte: „Die durch die Abgabe entstehenden Mehrkosten seien bei einem zweiwöchigen Urlaub zu vernachlässigen“. Wenn dem so wäre, dass dieser Betrag keine Rolle spielen würde, fragt man sich, warum er nicht schon die ganze Zeit seine Preise genau um diesen Betrag erhöht hat. Tatsächlich ist die Anzahl der Zwei-Wochen-Reisen in den letzten Jahren stark gesunken. Warum wohl? Weil die Kunden mit jedem Euro rechnen müssen.
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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) sind diese Woche etliche Interviews rund um die Internationale Luftfahrtshow in Berlin zu hören. Der Vorsitzende des Bundesverbandes deutscher Fluggesellschaften, Ralf Teckentrup, äußert sich „zum Strafzoll der Bundesregierung für Fluggäste, die mit deutschen Fluggesellschaften ab deutschen Flughäfen fliegen“. In den akustischen Bissigen Bemerkungen geht es diesmal um die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika und warum es normal ist, dass sowenig deutsche Touristen hingeflogen sind.
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