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Regionale Abzocke: Bettensteuer. Aber die Hoffnung ruht auf Bayern.

Die Abzocker lauern quer durch die Republik. Ausnahmsweise sind nicht die Benzin-Multis gemeint, sondern die Abzock-Kommunen. Über 20 Städte, mitunter dreist unter dem Siegel „den Tourismus fördern zu wollen“, greifen dem Hotelgast dabei in die Tasche und erheben sie: die Bettensteuer. Manche nennen sie auch Kulturförderabgabe. Sehr witzig, wenn Abzocke zur Kultur erklärt wird.

Egal wie man über die Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Hotels denken mochte, war zumindest der offizielle Grund für die Senkung, nämlich „Anpassung an die europäische Wettbewerbssituation“, gerechtfertigt. Aber was machten nun einige Kommunen daraus? Getreu einem alten kommunalen Grundsatz „Der Bund gibt, die Kommune nimmt“, wird die Bundesentscheidung zum eigenen (kurzsichtigen) Nutzen konterkariert.
Wenn man sich mal die bundesrepublikanische Matratzenmaut-Landkarte anschaut, dann sieht man, dass sich ein Bundesland hierbei besonders hervortut: Thüringen.
Es ist nicht gerade das größte Bundesland, hat aber die meisten Bettensteuer-Kommunen.
Vielleicht ergänzt der Kabarettist Rainald Grebe seinen Thüringen Song, nach den Zeilen:
„… David Bowie ist auch schon einmal drübergeflogen..“
jetzt neu: „denn die Bettensteuer fand er ungezogen“.

Die Bissigen Bemerkungen hatten die Bettensteuer schon einmal thematisiert in den BBBs vom 15.11.2010 („Wer stoppt endlich diesen Schwachsinn?“) und dabei die Regierung in Oberbayern gelobt, die ähnlichen räuberischen Bestrebungen der Stadt München eine deftige Watschn verpasste. Jetzt wurde dieses Urteil durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof bestätigt. Bleibt noch der 11. Juli, da will das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig über die Bettensteuer von Bingen und Trier (who? Bingen und Trier?) entscheiden.

Vielleicht ist der Zauber dann zu Ende.

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Sorry, aber diese Bemerkung können wir uns nicht verkneifen. Vor wenigen Tagen, am 30. März, kam es in Pirna (sächsische Schweiz, wer es nicht wissen sollte) zum Gipfeltreffen der „BBB-Freunde“ Ramsauer und Brähmig (wegen irgendeiner Südumfahrung). Da wären die Bissigen Bemerkungen gerne dabei gewesen (vielleicht hätten wir auch noch unseren dritten Liebling Middelhoff mitgebracht).

Nächsten Sonntag ist Ostern. Keine Ahnung wie lange es dauert, bis alle versteckten Ostereier gefunden sind. Deshalb müssen die BBBs an Ostern leider ausfallen.

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Den Schuh zeigen

Deutschland ist wiederum ein Stück multikultureller geworden. Zuerst war es der touristisch geprägte „Import“ von anderen Speisen und Getränken. Durch unsere touristischen Erfahrungen angeregt und danach dank vieler Gastarbeiter-Lokale geprägt, gehören inzwischen auch Spaghetti, Döner, Stifado, Cevapcici und Chianti, Raki, Ouzu, Slivovitz und vieles mehr zu Deutschland. Aber Multikulti macht natürlich noch viel mehr aus. Die Vermischung vieler kultureller Eigenschaften prägt inzwischen Deutschland in Vielfalt. Und zuletzt machte sich auch unser aktueller Bundespräsident verdient, in dem er auf die religiöse Vielfalt in unserem Land hinwies („Der Islam gehört zu Deutschland“). Ausgerechnet ihn traf nun der neueste „Kultur-Import“, den „Schuh zeigen“, als Zeichen von Verachtung. Ohne den Anlass dieser Aktion in den BBBs ansprechen zu wollen, kann damit festgehalten werden, dass hier eine neue Form von Protest bei uns eingeführt wurde und wahrscheinlich auch auf Dauer gelebt werden wird.

Die Bissigen Bemerkungen, als permanenter Vorreiter und Wegbereiter von Multikulti, greifen diesen Gedanken hiermit auf und überlegen, wo diese Protestform demnächst angewendet werden könnte.

Unser erster Kandidat ist Bundesfinanzminister Schäuble. Schon mehrfach haben wir an dieser Stelle die unselige Luftverkehrsabgabe kritisiert, deren negativen Auswirkungen wie befürchtet inzwischen auch eingetreten sind. Mit den BBBs vom 17.10.2011 („Verar…. kann ich mich selbst“) wurde auf die lächerliche Senkung der Luftverkehrsabgabe ab 1.1. dieses Jahr um 44 Cent hingewiesen (bezogen auf die Kurzstrecke). Auf den berechtigten öffentlichen Protest, dass diese Senkung nicht ausreichend sei, hat nun Schäuble nochmals „nachgearbeitet“ und die Luftverkehrsabgabe um weitere 6 Cent (in Worten „sechs“ Cent) gesenkt. Hier gilt das am 17.10. ausgedrückte „Verar…. kann ich mich selbst“ noch deutlich mehr. Oder, um es internationaler auszudrücken, „zeigt Schäuble den Schuh“.

Ebenfalls „den Schuh zeigen“ sollte man allen Bürgermeistern, Oberbürgermeistern, Regierenden, die über Kultursteuer, Bettensteuer, Matratzenmaut oder wie es immer heißen mag, vornehmlich die Touristen die ihre Städte besuchen auf wegelagerische Art abzocken und bösartiger Weise dies auch noch als Förderung des Tourismus bezeichnen. Liebe Touristen, zeigt auch diesen Typen „den Schuh“.

Gerne nehmen die Bissigen Bemerkungen weitere Anregungen entgegen, wem man noch „den Schuh zeigen“ sollte. Interessant wäre z.B. auch eine Betriebsversammlung (wo auch immer) in der die Mitarbeiter kollektiv der Unternehmensleitung den Schuh zeigen würden.

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Der Event zur falschen Zeit am falschen Ort

Wie poliere ich das Image meiner Stadt? Ein großer Event könnte da vielleicht helfen. Der Ehrgeiz der Städte ist in dieser Hinsicht riesengroß und nicht immer wird vorher nachgedacht. Heiligendamm wird als Negativ-Beispiel ewig in Erinnerung bleiben (siehe BBBs vom 19.11.2006 „Ein G8-Gipfel als Tourismuswerbung?“ und vom 4.6.2007 „Oh heiliges Damm“).

Jetzt spielt Düsseldorf schon in der höchsten Liga (wenn man mal vom Fußball absieht, doch dazu später mehr). Welches Teufelchen hat Düsseldorf geritten jetzt unbedingt den Eurovision Song Contest in die Stadt holen zu wollen. Die „Marke Düsseldorf“ steht für ganz andere Dinge und wird durch den Song Contest auch nicht wesentlich zusätzlich aufgeladen werden Bösartige meinen Düsseldorf wollte auch ein Dreigestirn haben. Na gut, Lena Meyer-Landrut, Stefan Raab und Dirk Elbers, sind die nicht noch attraktiver als das Kölner Dreigestirn? Ach, Sie kennen Dirk Elbers nicht? Wenn Sie außerhalb von Düsseldorf wohnen ist das keine Bildungslücke, er ist „nur“ der Düsseldorfer OB. Wie viele Politiker denkt er schon über „sein Denkmal“ nach. Da kam der Song Contest gerade recht. Und entsprechend hat er diese Sache schnell und brutal durchgezogen. Ob da alle mitgekommen sind darf nicht hinterfragt werden. Verboten. Auf jeden Fall waren viele Zusagen deutlich früher unterschrieben, als es der „Rest“ der Stadt, auch Stadtrat genannt, erfahren hat.

Es scheint ja auch einfach zu sein. Die erfahrene Messestadt Düsseldorf hat viele Hotelbetten, hat ein neues, sehr großes Stadion das Erstligaansprüchen genügt, im Unterschied zu der darin spielenden Fortuna (2. Bundesliga). Kurzum Düsseldorf kann zweifelsohne Großereignisse stemmen. Die Kapazitäten für den Song Contest müssen allerdings nicht nur für den 14. Mai, sondern schon drei Wochen vorher bereitgestellt werden.

Und da hat vielleicht der gute OB nicht genügend nachgedacht. Denn vom 12. bis 18. Mai findet in Düsseldorf die Messe Interpack statt. Mit mehr als 2. 500 Ausstellern füllt sie fast schon alleine die Düsseldorfer Hotelbetten. Dass diese im 3-Jahres-Rhythmus stattfindende Messe wieder in 2011 an der Reihe ist, wussten die Aussteller und die Hotels schon bevor Lena in Oslo gewann. Deshalb sind für diesen Zeitraum in Düsseldorf die Hotelpreise hoch, sehr hoch und das schon lange. Und was an Betten noch übrig war, haben sich die offiziellen Teilnehmerdelegationen sofort unter den Nagel gerissen. Keine Chance für das Volk. Na gut, das eine oder andere Bett kann man noch unter der Hand bekommen, der Marktpreis liegt zur Zeit beim Fünffachen und drüber.

Aber da gibt es noch etwas. Das schöne Esprit-Stadion, der Name sagt schon was in Düsseldorf normalerweise Trumpf ist, steht ja nicht nur so herum, sondern da spielt üblicherweise Fortuna Düsseldorf drinnen. Und die haben bekanntlich hin und wieder Heimspiele. Aber jetzt dummerweise kein Stadion mehr, denn da wird nun die Bühne für den Contest aufgebaut. Am 8. Mai ist z.B. der vorletzte Spieltag. Da müssen aus Wettbewerbsgründen alle Mannschaften gleichzeitig spielen und man darf aus dem gleichen Grund auch nicht in eine andere Stadt ausweichen. Da hatte der findige OB eine klasse Idee. Früher spielte die Fortuna doch im alten Paul-Janes-Stadion, da können die doch wieder hin. Ja sagte, der DFB, wenn die alte Bude auf neueste Sicherheitsstandards aufgerüstet wird, dann gerne. Also entsteht jetzt mit einem Aufwand, der hoffentlich unter 1 Mio. Euro bleiben wird, ein schönes Wegwerfstadion für höchstens drei Spiele der Fortuna. Sozusagen eine Katar-Mini-Version: Stadion für wenige Spiele bauen und dann wegwerfen. Wenn man es hat (das Geld), bitte sehr. Das wird bestimmt lustig wenn in der kleinen Hütte am 8. Mai die Fortuna ausgerechnet zum Schlagerspiel gegen Alemannia Aachen antritt, am gleichen Tag der Ruhrmarathon in Düsseldorf stattfindet, die Aufbauer für die Interpack anrücken und bereits alle Eurovisionsdelegationen anwesend sind.
Reisender, wenn du in diese Gegend musst, mache einen Bogen um diese Stadt.

Das werden ohnehin viele Menschen machen müssen, die in Düsseldorf kein Zimmer mehr bekommen werden. Ab in das „so geliebte“ Köln. Da wird sich zum ersten Mal Köln so richtig über Düsseldorf freuen, denn dann sprudelt auch die kölsche Bettensteuer.
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Nur zur Klarheit, das ist kein Neid aus Hannover. Das bleibt Provinz, ob mit oder ohne Song Contest. Hannover hat nur wenige Leuchttürme, der Zoo Hannover ist deutschlandweit ein Super-Leuchtturm. Der geniale Zoodirektor, der das geschaffen hat, wird jetzt von seinem AR-Politchef auf üble Weise in die Wüste geschickt. Der ist nämlich sauer und eifersüchtig auf ihn. Man will lieber in Zukunft wieder eine Nummer kleiner spielen. Da hätte der Eurovision Song Contest auch nicht dazu gepasst.

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Wer stoppt endlich diesen Schwachsinn?

Man mag unterschiedlicher Meinung sein, ob die Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Hotelübernachtungen eine Glanztat der Regierung war oder nicht. Sie ist nun Fakt und offensichtlich hat die weit überwiegende Anzahl der Hoteliers dies genutzt zu Preisreduzierungen und Investitionen. Das Vertrauen auf Rechtsicherheit verbietet, dass nun einzelne Städte diese Maßnahme für mehr Wettbewerbsfähigkeit der Hotels durch die Einführung eigener Zusatzsteuern konterkarieren.
Es ist zudem scheinheilig, wenn einige Kommunalpolitiker sich negativ zu den Protesten zu Stuttgart 21 äußern („politische Entscheidungen müssen akzeptiert werden“), aber gleichzeitig durch die Erhebung dieser Zusatzsteuer genau das gleiche gegenüber der Entscheidung durch den Bundestag tun.

An diesem Wochenende hatte ich (nach meiner ersten Begegnung mit einem Bodyscanner) wieder „ein erstes Mal“ durch die Konfrontation mit der Bettensteuer. Zum Glück traf mich das Schicksal in Dortmund. Denn wie der Hotelangestellte sofort messerscharf erkannte war ich beruflich unterwegs und Geschäftsreisende müssen in Dortmund keine Bettensteuer zahlen. Den Befreiungsantrag legte der Hotelmitarbeiter unaufgefordert dazu, ein prima Kundendienst zumindest vom Hotel. Die Bettensteuer wird übrigens unabhängig von der tatsächlichen Nutzung des Bettes erhoben. Ein Pärchen im Doppelzimmer, das glaubhaft machen könnte nur eines der beiden Betten genutzt zu haben, müsste beispielsweise trotzdem die volle Gebühr entrichten.

In Köln nennt sich die kommunale Wegelagergebühr „Kulturförderabgabe“ und gilt sowohl für Privat- und Geschäftsreisende. Die Verwaltung macht hierbei dem Ruf der Stadt als Karnevalshochburg alle Ehre. Schon die Berechnung ist eine absolute Frechheit. Die Kulturförderabgabe wird auf den Hotelpreis plus Mehrwertsteuer erhoben, das bedeutet in Köln ist auch die Mehrwertsteuer Kulturabgabe pflichtig. Und für die so errechnete Kulturförderabgabe ist wiederum Mehrwertsteuer (7%) aufzuschlagen. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Großzügigerweise unterstützt die Stadt Köln eine Klage gegen sich selbst hinsichtlich der Zulässigkeit der Kulturförderabgabe. Sollte sich zu einem späteren Zeitpunkt herausstellen, dass die Abgabe unzulässig ist, kann sich der zu Unrecht geschröpfte Hotelgast die Abgabe erstatten lassen, vorausgesetzt er hat nach Entrichtung der Abgabe einen entsprechenden Antrag auf Erstattung gestellt. Hierzu gibt es einen amtlichen Vordruck der Stadt Köln (!). Hierauf sind schon Gründe von der Stadt vorgegeben, warum man die Steuer für rechtswidrig hält. Zum Beispiel kann man ankreuzen:
— die Ãœbernachtung war geschäftlich veranlasst. Auf geschäftliche Ãœbernachtungen kann rechtlich eine solche Abgabe nicht erhoben werden
oder
— die Ãœbernachtung diente touristischen Zwecken. Urlaubsreisen gehören zum normalen Lebensstandard und können rechtlich nicht als besonderer Aufwand besteuert werden.

Ist Köln jetzt besonders kundenfreundlich oder glaubt die Stadt selbst nícht an die Rechtmäßigkeit ihrer Kulturabgabe? Eines steht schon fest. Die Aktiven des Kölner Karnevals dürften es dieses Jahr schwer haben, den „Humor“ ihrer Stadtverwaltung zu toppen. Noch ein kleines Extra gefällig? Flussschiffe die in Köln anlegen müssen auch Bettensteuer zahlen. Aber das wird sich schnell ändern, denn künftig legt niemand in Köln mehr an (Tolles Geschäft für die Stadt).

Die Stadt München, die sich auch mit dem Thema Bettensteuer befasst hatte, bekam vom der Regierung Oberbayern eine saftige Klatsche. Die Begründung hätte auch die DEHOGA nicht schöner formulieren können:
– die Steuer sei ungerecht, weil Gäste einer Jugendherberge und eines Luxushotels gleichermaßen belastet würden
– auch sei nicht zu rechtfertigen, dass es keinen Unterschied zwischen Touristen und Geschäftsreisenden gäbe
– außerdem stände die Steuer den übergeordneten Interessen den Tourismus zu fördern entgegen.

Gut gebrüllt Ihr Oberbayern!
Angesichts dieser Klarheit in der Begründung ist es umso bedauerlicher, dass als erster Verband „Der Deutsche Tourismusverband (DTV)“, sich auf seiner Tagung nicht mit Entschlossenheit gegen die Steuer gewandt hatte. Die entsprechende Einlassung des DTV-Präsidenten ist nicht nachvollziehbar und man fragt sich welches Teufelchen ihn da wohl geritten hatte.

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Das Reiseradio (www.reiseradio.org) befasst sich diese Woche mit der Stadt Saida in Marokko, dem geheimnisvollen Bhutan und Wellness in Ungarn. In den akustischen bissigen Bemerkungen geht es um die heftigen Sicherheitsüberprüfungen unserer amerikanischen Freunde, die in Deutschland als sexuelle Belästigung strafbar wären. Außerdem um die erfolgreiche Lobbyarbeit der Frachtbranche, die möglichst ohne größere Kontrollen ihre Päckchen schnell versenden will. Notfalls zu „Lasten der Passagiere“.

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Keine Bücher mehr an Bord von Flugzeugen?

Es ist schon schlimm genug, dass man keine Wasserflaschen mit an Bord nehmen darf, es sei denn es schwimmt ein Fischlein im Wasser (siehe BBB vom 5.4.2009: „Wie man 5 Liter Flüssigkeit locker an der Flughafen-Sicherheitskontrolle vorbei kommt“). Bislang konnte man durch eine interessante Lektüre während des Fluges sein Durstgefühl einigermaßen verdrängen. Damit wird es bald vorbei sein.
Bekanntlich ist im Bundeskanzleramt ein Paket mit einem ausgehöhlten Buch als Inhalt eingetroffen. Die Leser kennen so etwas aus vielen Heimatfilmen. Zumeist versteckt dort der Familien-Opa in einem ausgehöhlten Buch seinen Cognac, den er laut Arzt nicht mehr trinken darf. Im Buchgeschenk, an Frau Merkel adressiert, war aber kein Cognac versteckt, sondern leicht entzündliches Material. Beim Öffnen des Paketes hätte es zumindest eine große Stichflamme gegeben. Überraschender Weise hat dieses Paket auf seiner Reise eine Röntgenkontrolle unerkannt überstanden, bevor es dann im Kanzleramt endlich auffiel.

Wie wir nun „den Laden“ kennen, muss das sofort Konsequenzen nach sich ziehen. Und das bedeutet in aller Regel, ab sofort ist die Mitnahme von Büchern im Handgepäck verboten, sie könnten ja ausgehöhlt und mit gefährlichem Material gefüllt sein. Natürlich wird es eine Anweisung geben, in welcher Minigröße ausnahmsweise doch Bücher mitgeführt werden dürfen. Im Duty Free wird kurz danach ein neuer Verkaufsbereich eröffnet werden: für Bücher. Da kann man sich dann nicht nur mit flüssiger, sondern auch mit geistiger Nahrung wieder eindecken.

Kurz zuvor, an Allerheiligen, hatten Sprengstoffpakete aus dem Jemen, eines davon wurde unerkannt in Köln umgeladen, für Aufregung gesorgt. Zum einen wurde dabei deutlich, wie lächerlich die intensive Suche nach zu großen Zahnpastatuben und ähnlichem bei Oma und Opa auf dem Ferienflug nach Mallorca war und ist, während sich im unteren Teil des Flugzeuges große Mengen äußerst schlecht oder sogar überhaupt nicht kontrollierter Fracht befinden. Aber genau so auffallend war, dass der von Amts wegen für die oberste Luftfahrtbehörde (und diese ist wiederum für die Überwachung des Luftfrachtverkehrs zuständig) verantwortliche Minister Peter Ramsauer, am „Feiertag Allerheiligen“ wieder mal „nicht präsent“ war (Sie, liebe Leserinnen und Leser, erinnern sich sicherlich, dass er auch am „Asche-Wochenende“ nicht aktiv war). Jeder leitende Angestellte einer Fluggesellschaft würde gefeuert, wenn ihm die Wochenend- bzw. Feiertagsruhe so heilig wäre. Zumal, das sei nur so nebenbei erwähnt, am Ramsauerschen Arbeitsplatz in Berlin kein Feiertag war. So bewegte sich Innenminister de Maizière nach Köln (obwohl nur für den Personenverkehr zuständig) und machte dabei den unverständlichen Kompetenzwirrwarr in dieser Sache deutlich. Aber jetzt kommt die echt gute Nachricht: Verkehrsminister Ramsauer hat inzwischen signalisiert, dass er bereit wäre, die Zuständigkeit des Luftfahrt-Bundesamtes für die Kontrolle von Luftfracht abzugeben. Klasse. Jetzt muss ihn nur noch jemand bewegen, den restlichen Teil des Verkehrsministeriums auch abzugeben, dann wird seine Feiertagsruhe auch in Zukunft nicht mehr gestört werden. Die Kontrolle der Bahnhofstoiletten könnte man ihm natürlich noch belassen (siehe BBB vom 10.10.2010 „Der Gipfel, der eine Grube war“ und BBB vom 18.10.2010 „Rückspiegel“).
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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) geht es vor allem um die Sommer-Programmpräsentation der TUI in Istanbul, die guten Ergebnis von FTI und um den Deutschen Tourismustag. Dort überraschte der DTV-Präsident mit seiner positiven Einstellung zur Bettensteuer. In den akustischen Bissigen Bemerkungen werden die Wortungeheuer der Marktforschung etwas relativiert.
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In den nächsten Bissigen Bemerkungen müssen wir die Bettensteuer, Kulturabgabe oder wie sie immer heißen mag noch mal thematisieren. Unsinn und Perversion schießen hier mächtig ins Kraut. Die Stadt Köln unterstützt sogar eine Klage gegen sich selbst. Und der DTV-Präsident ist der erste aus dem touristischen Lager, der damit nur geringe Probleme hat (ok, er ist ja auch im Hauptberuf Politiker). Und es kommt täglich noch etwas hinzu.

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Deutsche Kultur auf der Hotelrechnung

Wie sagte schon Murphy, der Freund der in Büros arbeitenden Menschen: „Wenn eine Sache schief geht, geht sie von Anfang bis Ende schief“.

Schauen wir uns doch einmal die Geschichte mit der Senkung der Mehrwertsteuer für Hotels an. Bewusst wird hier der Begriff „für Hotels“ verwendet und nicht die übliche Bezeichnung „für Hoteliers“, denn auf Hoteliers wird bislang noch keine Mehrwertsteuer erhoben – bislang jedenfalls. Andererseits ist Senkung „für Hotels“ auch wieder nicht richtig, denn die Mehrwertsteuer wird nur für bestimmte Leistungen gesenkt. Kurzum, das umzusetzen war schon schwierig genug, politisch und praktisch.

Jetzt kommen die gierigen Haushälter vieler Stadtverwaltungen ins Spiel. Die wollen von der Mehrwertsteuersenkung etwas abhaben, zumindest 5%-Punkte. In vielen Städten soll deshalb jetzt eine entsprechende Steuer erhoben werden, manchmal Bettensteuer genannt (wiederum falscher Begriff, es wird ja nicht das Bett, sondern die Übernachtung besteuert), manchmal auch Kulturtaxe genannt. Hier hat die Stadt Hamburg eine schöne Verwendungsregelung gefunden, nur 75% sollen in die Kultur fließen und 25% in das Hamburg-Marketing. Jetzt soll der Gast noch Geld dafür zahlen, damit man andere zum Besuch der Stadt werben kann. Natürlich wird auf die Kulturabgabe auch wiederum Mehrwertsteuer erhoben. Logo.

Und jetzt kommt der Clou. Das ganze muss wiederum getrennt auf der Rechnung ausgewiesen werden, denn so heißt es beispielsweise in Köln: „Der Geschäftsreisende kann sich die Kulturförderabgabe von der Stadt Köln auf Antrag erstatten lassen. Den dazu notwendigen Antrag gibt es an der Rezeption des Hotels“. Also erst zahlen, dann per Antrag erstatten lassen. Das sichert Arbeitsplätze in der Verwaltung, aber leider nicht in der Hotellerie.
Jetzt haben Hotels in der Großstadt auch viele fremdsprachliche Geschäftsreisende. Für die gilt natürlich die gleiche Erstattungs-Regelung. Aber, die Provinz lässt grüßen, als nun ein Hotelier darum bat, dieses Erstattungsformular bitte in mehreren Sprachen zur Verfügung zu stellen, am Anfang zumindest in Englisch, wurde solches Ansinnen von der Stadt Köln abschlägig beschieden. Man habe dafür keine Kapazität (vielleicht auch keine Sprachkenntnisse) diese Arbeit zu leisten. Die Hoteliers mögen doch die Übersetzungsarbeit für ihre fremdsprachlichen Kunden selbst leisten.

Das wird den zumeist zeitkritischen morgendlichen Check out in den Hotels aber beflügeln. Also erklärt der Hotelangestellte morgens seinen ausländischen Gästen die Hotelrechnung:
„Übernachtungspreis und alle anderen Kosten (wie Frühstück, Parken, WLAN usw.) müssen wir getrennt ausweisen, dann kommt der jeweils richtige Steuersatz hinzu. Dann addieren wir eine Kulturabgabe plus erneut Mehrwertsteuer hinzu. Letzteres mein lieber Gast, falls Sie geschäftlich unterwegs sind, müssen Sie nicht so ernst nehmen, Sie können sich nämlich diese Kosten wieder erstatten lassen. Dazu müssen Sie nur dieses kleine Formular ausfüllen. Ach, Sie können das nicht lesen. Nein, in Englisch gibt es dieses Formular nicht. Aber alles kein Problem, wir übersetzen Ihnen das, die hinter Ihnen stehende Gäste warten gerne so lange. Wieso wir Kultursteuern erheben, um sie anschließend wieder zu erstatten? Ja, so ist halt deutsche Kultur, zumindest in der Bürokratie“.

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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) erklärt diese Woche TUI-Hotelboss Karl Pojer wie heute „Robinson-Urlaub“ funktioniert. Anschließend wird ein Club vorgestellt der Robinson-Feeling durch und durch vermittelt: Robinsonclub Malediven! Und wie immer noch einiges mehr.

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