BBBs for future
Ich bin Airliner und Touristiker aus Leidenschaft. Zukunftsideen und Weltoffenheit faszinieren mich seit jeher. Beides ist für mich verbunden mit Reisen. Gerade bin ich wieder auf Hannah Arendt aufmerksam geworden worden: „Denken ohne Geländer“. Genauso entstehen besondere Zukunftslösungen. Zukunftsideen und Fortschritt sind sehr selten aus dem „medialen Mainstream“ entstanden. Normalerweise bemühe ich mich, mit meinen Bissigen Bemerkungen nicht zu politisch zu werden. Es ist schließlich ein Tourismusblog und das seit 18 Jahren, dieses hier ist die 799. Ausgabe der BBB.
Aber irgendwann ist auch bei mir „Schluss mit Lustig“. Seit langem kann man erkennen, wie unterproportional die Bedeutung von Tourismus und Flugverkehr auf der politischen Agenda ist. Und die Betroffenen haben das zu lange einfach so hingenommen. Wenn ich sehe, wie die Politik beim Klimaschutz, erst viel zu wenig tut und dann alles überstürzt, ist das für mich das Gegenteil einer langfristig angelegten Politik.
In einer vierteiligen Serie werde ich mich jetzt in den BBBs den aktuellen Themen widmen und bissig sein und das ausnahmsweise mal nicht in Richtung Branche, sondern für diese Branche und für Zukunftslösungen, die diesen Namen verdienen. Als Ergänzung zu dieser Bissigen Bemerkung erscheint in wenigen Tagen eine BBB speziell zum Thema Flug und Umwelt. In ca. 10 Tagen sollen weitere Bissige Bemerkungen zu Fridays for future folgen. Und noch kurze Zeit später Bissige Bemerkungen zu Overtourism.
Teil 1:
Immer stärker wird der völlig undifferenzierte Verteufelungswahn von Flugreisen durch polemische Klimaaktivisten. Den Klimawandel heute noch zu leugnen ist dumm oder ignorant. Aber bei Fridays for Future klaffen Anspruch, medialer Hype und Wirklichkeit besonders auseinander. Die Einhaltung der Klimaziele wird als einziges Ziel gesehen, alle anderen Zukunftsthemen werden explizit als unwichtig bis unnötig bezeichnet. Aber wir können die Lösung anderer Zukunftsproblemen nicht aufschieben oder gar einstellen.
Der Politikwissenschaftler Alexander Straßner sieht bei Fridays for future in der kompromisslosen Haltung eine Vorstufe extremistischen Denkens. Man müsse aber Streitgespräch als Lebenselixier der offenen Gesellschaft pflegen, statt anderslautende Meinungen diskussionsunwillig unter Generalverdacht zu stellen. Schon bei unserer Kanzlerin hat mich immer geärgert, wenn ihre Beschlüsse“alternativlos“ waren. Jetzt dachte ich das ist bald vorbei, plötzlich will man auch an anderer Stelle wissen, was alternativlos ist. Sorry, nichts ist alternativlos. Es gibt immer eine Alternative. Frage ist nur, ob sie besser oder schlechter ist.
Unsere Regierung will jetzt „wir haben verstanden“ zeigen. Die CO2-Bepreisung steht an. Im Prinzip der langfristig richtige Weg. Aber wie es aussieht, soll eine zusätzliche Steuer draufgesattelt werden. Das kann nicht sein, wir haben ohnehin mit die höchste Abgabenlast der Welt. Denn was jetzt kommt wird für immer bleiben, das lehrt nicht zuletzt Erfahrungen aus der uralten Sektsteuer und neuerdings dem Soli.
Da wird ein bisschen CO2-Steuer hingeworfen und alles ist wieder gut. Ist es leider nicht. Unsere Umweltministerin twittert, dass die CO2 eigentlich europaweit eingeführt werden müsste, aber solange könne Deutschland nicht warten. Wir fangen schon mal an. Den Glauben hören wir auch von Klimaaktivisten: was Deutschland vormacht, können andere kopieren. Pustekuchen, nichts gelernt aus der Energiewende? Da wurde genauso argumentiert, aber unsere Nachbarn bleiben unverändert bei ihren Atomkraftwerken und Polen z.B. hat nicht die Absicht den Braunkohleabbau einzustellen. Aber alle freuen sich, wenn sie uns in Engpasszeiten Strom zu ordentlichen Preisen zuliefern können.
Dann gibt es noch die vielgepriesenen Kompensationsangebote, um das evtl. schlechte Gewissen nach Flügen zu beruhigen. Dieser Ablasshandel bringt nur den atmosfair, myclimate und anderen Geld in die Kasse. Global gesehen ist der Effekt z.B. angesichts der Brandrodungen des Regenwaldes lächerlich. An die ganz großen Stellschrauben für die Erreichung der Klimaziele gehen die Aktivisten nicht ran.
Spätestens nach der Demo am Stuttgarter Flughafen „Attacke, Attacke – Fliegen ist kacke“, sehe ich „Fridays for Future nicht mehr als seriös an. Hier geht es nur darum, gegen etwas zu sein.
Wir können nur unter Einsatz aller hellen Köpfe die Ziele 2050 erreichen. Dafür muss aber auch an den ganz großen Stellschrauben bei der Industrie und absolut global gearbeitet werden. Es muss eine Bewusstseinsänderung auf allen Ebenen erfolgen, nur dann kann es funktionieren. Das ist verdammt schwer. Aber machbar.
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