Götterdämmerung
Eurowings gesteht Überforderung ein, Ryanair storniert wegen Streik 600 Flüge, weil Piloten streiken, Lauda Motion geht anscheinend das Geld aus, Air Berlin-CEO Winkelmann will freiwillig auf Geld verzichten. Was ist da los? Götterdämmerung in der Luftfahrtbranche oder bewahrheiten sich nur Klischees?
Eurowings
Eurowings sieht langsam, dass Wachstum um jeden Preis und Kundenzufriedenheit zum Widerspruch wird. Wenn der CEO sich schriftlich entschuldigt und der COO erklärt, dass man die Integration der neuen Flieger unterschätzt habe, dann ist es mit den „Blitz-Entschuldigungen“ endgültig vorbei. Aber der Imageschaden ist schon gewaltig. Wenn selbst die zumeist seriöse „DIE ZEIT“ einen aktuellen Beitrag mit „Die verfressene Airline“ überschreibt, ist die öffentliche Meinung eindeutig. Sogar der DRV hat inzwischen Eurowings zum Rapport gebeten, oh, oh.
Aber fast unabhängig davon, bleibt die von den BBBs schon angesprochene Kundenmissachtung. Wenn Flüge zu spät ankommen, ist in der Regel zwischen Abflug und Ankunft immer genügend Zeit, um am Zielflughafen Vorbereitungen für anständiges Kundenhandling zu treffen. Wenn man will und man es für wichtig hält, vorausgesetzt natürlich. Diese Botschaft hat im Moment keine Airline verinnerlicht, eine unglaubliche Kundenmissachtung. Da schlage doch glatt der Blitz ein.
Aber Eurowings sieht auch unverändert kein Problem, seine Kunden in ein Flugzeug mit immer noch kompletter original Air Berlin-Bemalung einsteigen zu lassen. Kundenverwirrung: Air Berlin, sind die nicht pleite? Und an Bord, wird man von Tuifly Mitarbeitern betreut. Leistung Eurowings: das Reservierungssystem?
Ryanair
Die Götterdämmerung bei Ryanair ist mehr als überfällig. Große Klappe des CEO, aber die Kunden sind ihm egal und das Personal ist ihm egal. Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres muss er in gigantischem Umfang Flüge ersatzlos streichen, weil sein Personal nicht länger bereit ist, sich auszubeuten lassen. Was die EU nicht geschafft hat, ordentliche gesetzliche Mindestanforderungen durchzusetzen, nimmt die Belegschaft jetzt selbst in die Hand. Skandalös auch seine Nonchalance den Kunden gegenüber, die wegen eines Druckabfalls in der Kabine (Grund noch unklar) unplanmäßig in Hahn zwischenlanden mussten. Übernachtung für Kunden? Pech gehabt. Hotelzimmer, gibt es nicht genügend in Hahn. Dabei hat er doch jahrelang Hahn als Frankfurt verkauft, da gibt es genügend Hotelzimmer. Einige Kunden brauchten kein Hotelzimmer, die mussten mit Nasen- und/oder Ohrbluten ins Krankenhaus gebracht werden. Als Hohn werden sie empfunden haben, am nächsten Tag auf den Ryanair Social Media Kanälen nach der Abhandlung der Unregelmäßigkeiten zu lesen: „Have a Great Day“.
Lauda Motion
Hat er nun oder hat er nicht, die Rechnungen bei Lufthansa bezahlt? Gemeint ist Niki Lauda und die Gebühren für die von Lufthansa geleasten Flugzeuge. Dass er nicht sehr großzügig ist beim Geld ausgeben, das ist bekannt. Vertrag ist eigentlich Vertrag, aber vielleicht ist wieder wichtig, in welchem Land Gerichtsstand ist. Mit dem so wichtigen Heimvorteil für Lauda oder nicht? Von Euphorie, dass die EU den 75% Einstieg von Ryanair endgültig genehmigt hat ist nichts zu spüren. Verpokert?
Thomas Winkelmann
Seine göttliche Stellung schien für Jahre hinaus unangreifbar gesichert. Die bankmäßige Absicherung seines Millionengehaltes fand Air Berlin-CEO Thomas Winkelmann immer als absolut gerechtfertigt. Spätestens nach der Insolvenz von Air Berlin wurde er für die auf der Straße stehenden arbeitslosen Air Berlin Mitarbeiter zum Feindobjekt und für die Medien zum Inbegriff von Gier. Hätte er damals „aus Solidarität“ auf einen Teil seines Gehaltes verzichtet, hätte er Manager des Jahres werden können. Nur schwer verständlich, dass er es jetzt tun will. Ist ihm Nichtstun im Saatwinkler Damm so auf die Nerven gegangen? Oder winkt ein noch größerer Gehaltsbrocken? Götter kommen ja manchmal auch aus der Asche empor. Gerecht?
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