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Michael Frenzel räumt seinen Schreibtisch auf

So muss man es machen, wenn Kurzarbeit vor der Tür steht. Noch schnell den Schreibtisch aufräumen. Reederei Hapag-Lloyd schnell weg an jene in Hamburg, die unbedingt wollten. Zu mindestens am Anfang, jetzt weniger.
TUIfly schnell weg (wenn nicht ganz, dann zumindest ein Stückchen) an jemanden der sich gerne neue Probleme in die Firma holt, aber auch neue Gesellschafter (hoffentlich ohne Probleme, siehe weiter unten).

Aber Vorsicht, eventuell ist das Aufräumarbeit mit eingebautem Bumerang-Effekt?

Die Reederei wird wieder, wenn man genügend Zeit hat. Wahrscheinlich ist man damit auch Frederiksen los, der hat im Moment ohnehin größere Sorgen. By the way, gibt es eigentlich Guy Wyser-Pratte noch? (siehe BBB vom 8.10.2007 Wyser-Pratte: Böser Wolf oder braves Rotkäppchen?). Erstaunlicherweise hat so eine Finanzkrise auch etwas Gutes im Gefolge. Prima Heuschreckenvernichtungsmittel.

Und die Fliegerei? Das Germania-Modell überlebt seinen Schöpfer unter dem Dach der Air Berlin um viele Jahre. Germania-Flugzeuge bei dba, bei Air Berlin und bei Tuifly. Und alle fliegen jetzt (u.a.) für Air Berlin. Und wenn du eine Flugbegleiterin siehst musst du nicht unbedingt ihrer Uniform glauben, auf dem Firmenausweis steht eventuell ein anderer Arbeitgeber. Verrückte Fliegerwelt und deshalb so interessant, aber nur für Profis.
Apropos Gesellschafter bei Air Berlin. Erinnern Sie sich noch an die BBBs vom 23.9.2007 („Kuck´ mal wer da ein Cookie werden will“). Jetzt wird wohl aus einem ehemals angedachten „Drittel-Cookie“ ein „Fünftel-Hannoveraner“. Und bei der UBS in der Schweiz gammeln noch die Anteile von Blawatnik so vor sich hin. Irgendwann muss da mal Ordnung rein, da verliert man ja fast den Überblick.

Das Billigflug-Abenteuer ist damit für TUI wohl erledigt. War ohnehin eine Falschmeldung was einige Bosse von HLX in die Welt gesetzt hatten. „Damit käme Traffic auf die Webseite der TUI“. Quantitativ ja, aber das waren keine potenziellen TUI-Kunden. Sozusagen verirrte Verkehrsteilnehmer.
Wenn TUIfly die Versprechen hält, die ihre neue Werbung verspricht, das würde passen. Schon hört man erste Hoffnungen aus den Reihen des Personals. Können wir nicht wieder „Hapag Lloyd-Flug“ heißen, das waren doch unsere schönsten Zeiten. Wie sagt der Volksmund: „Kalten Kaffee und alte Liebe soll man nicht aufwärmen“. Fügen wir hinzu: „und alte Firmennamen noch weniger“.

Aber kaum zu glauben, die Überraschungs-Meldung der Woche war diese. Der designierte Chef des Frankfurter Flughafens soll doch tatsächlich in einem Interview gesagt haben: „bei den Sicherheitskontrollen am Flughafen soll künftig mehr gelächelt werden“. Er habe die Aktion „Mit Sicherheit ein Lächeln“ gestartet.
Kann man sich denn auf gar nichts mehr verlassen. Arme BBBs, so langsam geht der Stoff aus. Wie hieß es in den BBBs vom 5.12.2005 „Warum müssen die Sicherheitskontrollen an den Flughäfen so nervig sein?“ und im Text war zu lesen: „Warum müssen die Kontrollen so kundenunfreundlich sein. Kann man mit Unfreundlichkeit Terroristen abschrecken? Bestimmt nicht. Man kann damit nur harmlose Reisende ärgern.“ Ende des Zitats.

Was in letzter Zeit so alles an BBB-Geschreibsel in Erfüllung geht, ist ja nicht zu glauben. Minus-Preis, Gebühr für Flugzeugtoilette, die Namensarien bei Condor und Geschichtchen über TUI-Fluggesellschaften um einiges zu nennen.
Konsequenz: Jetzt sage ich einen riesigen Lottogewinn für mich persönlich voraus. Wenn eine der nächsten BBBs von den Bahamas kommt, dann wissen Sie Bescheid.

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Wechselt Andrea Ypsilanti jetzt in die Flugbranche?

Die hessische SPD-Frontfrau Ypsilanti hat aufgegeben und auf eine erneute Spitzenkandidatur für die nächste Wahl verzichtet. Da Ypsilanti früher Flugbegleiterin bei Lufthansa war (was auf ihrer Homepage diskret verschwiegen wird, warum eigentlich?), hat Stern Autor Wolfgang Röhl in einer Gastkolumne bei achgut.com eventuelle Einstiegschancen bei verschiedenen Fluggesellschaften analysiert. Die Bissigen Bemerkungen greifen diese Kolumne auf und setzen noch einige Aspekte in BBB-Manier drauf.

Fluggesellschaften, bei denen Ypsilanti wenig Chancen hat:
Air Berlin: Allein der Gedanke Ypsilanti und Air Berlin ist schon der Brüller des Jahres. Mit Sicherheit würde schon der Praktikant in der Personalabteilung diese Bewerbung aussortieren. Mit ihrer ausgeprägten Sozivergangenheit und als anerkannte Gewerkschaftsfreundin passt sie in das Firmenprofil von Air Berlin wie der Fuchs in den Hühnerstall. Spätestens den obligatorischen höchstpersönlichen Blicktest durch Air Berlin-Boss Achim Hunold würde sie nicht überstehen. Passt auch nicht in die selbst erlebte Fröhlichkeit von Air Berlin-Flugbegleiterinnen im Umgang mit Passagieren („Sie möchten auf die Toilette? Unsere Toilette ist heute geschlossen. Sie können nicht bis zur Landung warten? Dann machen wir bei Ihnen mal eine Ausnahme).

Lufthansa: Rückkehr unwahrscheinlich. Entspricht eher dem Zerrbild einiger früherer Flugbegleiterinnen (egozentrisch, frechforsch). Mit dem heutigen Anforderungsprofil „auf die Wünsche des Kunden hören“, hätte sie wahrscheinlich Probleme. Und wenn sie im Service nicht immer bringt was sie vorher dem Fluggast versprochen hat, ist Ärger schon vorprogrammiert. Außerdem könnte Ypsilanti bei ihrer bekannten Fraport-Allergie nicht auf Frankfurt-Flügen der LH eingesetzt werden.

Germanwings: Eher nicht. Ypsilanti kennt nicht die Bedeutung des Buchstabens s im Firmennamen. Germanwings-Boss Winkelmann müsste ihr beibringen, dass man zum Abheben neben einem linken Flügel auch einen rechten Flügel benötigt. Sehr fraglich ob sie das begreift.

TUIfly: Auf den ersten Blick mit Chancen. Mit den Irrungen und Wirrungen die diese Fluggesellschaft hinter sich hat, passt Ypsilanti eigentlich gut ins Profil.
Aber im Unterschied zu Ypsilanti gilt bei der TUI-Fluggesellschaft der strategische Ansatz „da wir immer zuerst die falschen Lösungen ausprobieren, finden wir im Ausschluss-Verfahren im Endergebnis dann doch noch die richtige Lösung“. Letztere Erfahrung fehlt Ypsilanti.
Dabei könnte Ypsilanti von TUI-Oberboss Frenzel eine Menge lernen. Im Unterschied zu ihr, weiß Frenzel wie man auch in eigentlich aussichtslosen Situationen noch erfolgreiche Last Minute-Koalitionen schmieden kann. Und gegenüber Wysser-Pratte und Frederiksen spielt sogar ein Roland Koch noch eine Liga tiefer. Außerdem könnte Frenzel Ypsilanti als einziger das Erfolgserlebnis schildern, wie es ist, mit dem Kopf zweimal auf die gleiche Stelle der Mauer zu rennen….und die Mauer gibt nach.
Ergebnis: Keine Chance als Flugbegleiterin, aber ein Job als TUI-Trainee in der TUI-Hauptverwaltung würde zumindest Ypsilanti weiterbringen.

Ryanair. Eigentlich Traumarbeitgeber für Ypsilanti. Täuschen, Tricksen, Verschleiern gehört auch zur Kernkompetenz dieser Airline. Ypsilanti könnte ins Management wechseln. Noch mehr Mogeln in die Webseite von Ryanair bringen („es kommt immer ein anderes Ergebnis raus, als in der Ãœberschrift versprochen“). Obwohl die zwei so gut zusammenpassen, wird Ypsilanti trotzdem nicht bei Ryanair landen können. Warum?
O`Leary braucht Ypsilanti nicht. Das Verbreiten von heißer Luft, Täuschen, Tricksen und Versprechen nicht einhalten: Das alles kann O`Leary eben noch besser.

Hier könnte Ypsilanti eventuell landen:
Condor: Beide haben die gleiche Kernkompetenz: Hartes Verhandeln über Koalitionen, präzises Beschreiben was man danach zusammen machen wird und das ganze 5 vor 12 in die Luft fliegen lassen. Danach mit gleichem Optimismus (und gleichem Ergebnis) neue Koalition in Angriff nehmen. Am Scheitern sind immer die anderen schuld. Leider können sich beide nicht auf ihre Oberaufseher verlassen; Condor-Chef Teckentrup genauso wenig auf Middelhoff wie Ypsilanti auf Müntefering. Im Gegenteil. Beide Oberbosse fragen jeden Morgen „sind Condor bzw. Ypsilanti immer noch bei uns?“.
Nur der Condor-Werbespruch „mit uns fliegen sie richtig“ könnte Ypsilanti zu sehr an ihr letztes Politikerlebnis erinnern.

LTU: Na endlich, da ist Ypsilanti zuhause. Eine fliegende Belegschaft die noch im Zeitalter der Sozialromantiker verharrt und den „Schuss noch nicht gehört hat“. „Wir leben unsere Sozialverträge aus den goldenen Zeiten, wie wenn sich nichts geändert hätte. Hauptsache wir sind uns innerhalb des fliegenden Personals einig. Und im Zweifel kommt immer einer, der die Hand über uns hält.“
Und so fliegen beide glücklich durch die Lüfte (und merken nicht, dass sie rückwärts fliegen).

Die Bissigen Bemerkungen wurden von dieser Kolumne inspiriert:
Ypse in die Produktion! Eine Jobberatung“. Gastautor Wolfgang Röhl in www.achgut.com, 5.11.2008

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Lieben Sie großes Kino, möglichst mit Überlänge? Dann hätten Sie die TUI-Hauptversammlung besuchen sollen

Die „Erwartungen“ an die TUI Hauptversammlung waren hoch, kein Wunder, dass mit einer Präsenz von über 71% ein neuer Rekordwert erreicht wurde. Zwar ließ sich der große Kontrahent Frederiksen entschuldigen, aber sein Vertreter Tor Olav Troim, fast zwei Meter groß, mind. 130 kg schwer, mit üppiger blonder Haarpracht, erfüllte voll das Klischee des angriffswilligen Wikingers. Wie heißt es in der Sage: „Furchtbar fährt T(h)or daher, rollend, donnernd. Doch noch schrecklicher ist er, wenn er seinen Hammer Mjölnir auf seine Feinde schleudert“. Und das tat er dann auch. Es waren schon schwere Geschütze die, unter kräftigem Beifall der meisten Anwesenden, gegen TUI-Management und TUI-Aufsichtsrat abgefeuert wurden.
Nur die immer wieder von ihm erwähnte „Selbstlosigkeit“ mit der sich Frederiksen bei TUI engagieren will, hat wohl bei einigen zumindest Nachdenken einsetzen lassen. Ohne Zweifel haben einige Aufsichtsräte noch ureigene Handelsinteressen mit der TUI, aber würde bei Frederiksen der Interessenkonflikt nicht spätestens beim Verkauf/Börsengang der Hapag Lloyd zutage treten? Kommentar eines Sitznachbars: „Die Wikinger vermischten immer Raub und Handel“ (eine entsprechende Stelle haben die BBBs tatsächlich in der Egilssaga gefunden).

So endete die Hauptversammlung wie von den Bissigen Bemerkungen vor einer Woche in der „Wildwest-Geschichte“ vorhergesagt: „Am Mittwochabend wird Michael Frenzel mal wieder als Lucky Luke nach Hause reiten“. Aber er wird jetzt noch mehr „poor lonesome cowboy“ sein als zuvor.

Auch im Vergleich zum Western „12 Uhr mittags“ lagen die BBBs zumindest mit der Zahl 12 richtig, denn exakt 12 Stunden dauerte die Hauptversammlung. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt fast alle Kleinaktionäre schon längst zuhause. Satt gegessen, kleine Geschenke mitgenommen, netten Nachmittag erlebt und das persönliche Stimmrecht beim Abgang an einen TUI-Mitarbeiter übertragen, waren sie zufrieden (denn so richtig wollen sie ja keine Änderung). Damit haben sie sich aber vor allem die total nervigen Schlussstunden der Hauptversammlung erspart.

Denn mit dem dritten Western-Vergleich von letzter Woche lagen die Bissigen Bemerkungen etwas schief. Im Unterschied zur „Schießerei am O.K.-Corral“ von Wyatt Earp und Co gegen die McLaurys und Co, tauchte am Mittwoch in der Hauptversammlung noch eine dritte Bande auf (Anm. der Red.: „Bande“ ist hier mehr im Sinne des literarischen Vergleichs und weniger im modern-rechtlichen Sinne gemeint): Berufskläger oder auch Berufsoppositionelle genannt. Die Methoden dieser „Parasiten der Aktionärsdemokratie“ sind simpel. Sie kaufen wenige Aktien eines Unternehmens und provozieren auf der Hauptversammlung Rechtsfehler, in dem sie endlos Fragen stellen, das Rednerpult blockieren, die gesamte Veranstaltung nerven und anschließend Beschlüsse anfechten (und für die Rücknahme versuchen eine Abfindung zu „erpressen“).

Da trat beispielsweise ein Mann, weißes Haar zum Zopf gebunden, weißer Zottelbart Marke „früher Thierse“, mit Trainingsjacke, kurzen (!) Jeanshosen und einer Mischung von Basketball- und Bergsteigerschuhe ans Rednerpult. Jedes der beschriebenen „Merkmale“ wäre nicht berichtenswert, der Mix aus allem macht das „Besondere“. Erster Gedanke: ein verkleideter Animateur aus dem Robinson Club, der von der TUI zur Auflockerung der Versammlung aufgeboten wurde. Dieser „Mensch“ redet aber so wirr, dass man als nächstes an Hape Kerkeling (und seinen Auftritt als Opernsänger – „Hurz“) dachte. Leider auch falsch. Es ist nur Klaus E.H. Zapf, einer der oben genannten Konsorten (im Nebenberuf Umzugsunternehmer in Berlin). Sein Markenzeichen „Ich mache mir alle Anträge meiner Vorredner zu eigen“ erfordert nur Standvermögen, sein eigenes Denkvermögen kann dabei stark minimiert bleiben.

Noch schlimmer war Frau Caterina Steeg, eine räuberische Aktionärin (Zitat Süddeutsche), eine Art Gottesstrafe für Aktionärsbesitz. Schon Minuten vor ihrem Auftritt läuft sie vor der Versammlung wie auf einem imaginären Laufsteg hin und her (und nervt damit schon optisch). Die Frau ist nicht in der Lage in einem normalen Tonfall zu sprechen, sie schreit völlig überdreht, stellt in theatralischen Formulierungen ihre (zumeist unsinnigen) Fragen und fällt, je später der Abend, auch etwas aus der Rolle. Zu allem Unglück wiederholt sie dann öfters ihre Fragen, auch jene die beantwortet wurden.

So gegen 22 Uhr wünschten die letzten Anwesenden Frau Steeg, der liebe Gott möge jetzt ein Wunder geschehen lassen und Frau Steeg aus dem Saal entfernen. Aber leider, wie so oft, war der Gefragte wohl mit anderem beschäftigt. Dabei können alle noch von Glück reden. Bei Infomatec endete letzten Jahres die Hauptversammlung unter besonderer Mitwirkung von Zapf und Steeg erst gegen morgens 3.55 Uhr. Da sollte der TUI-AR-Vorsitzende Krumnow, der nach Angaben des Handelsblatt gleich am Tag nach der TUI-Hauptversammlung seinen (gebuchten?) Urlaub antrat, für nächstes Jahr zeitlich etwas vorsichtiger planen. Sofern sich für ihn diese Frage dann noch stellen sollte.

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Frenzel als moderner Kolumbus?

Der 18. März 2008 war ein absehbar harter Tag im Leben des Michael Frenzel, schließlich stand die Bilanzpressekonferenz an und Frenzel musste seinen aktuellen Strategieschwenk begründen. Das Wort „aktuell“ signalisiert hierbei, dass es schon mehrere dieser grundsätzlichen Richtungsänderungen gab. Scharfe Kritiker sprechen von einer gefühlten hohen zweistelligen Zahl von Strategieschwenks.

Die Pressekonferenz selbst erfreute uns mit einigen sprachlichen Schmankerln.
Zur Verdeutlichung, dass er (Frenzel) nicht Getriebener sondern Treiber sei, entschied er sich, diesen Tatbestand durch das Wort „proaktiv“ zu unterstreichen. Bedauerlicherweise hat niemand von Anfang an mitgezählt, sodass wir hier nur eine gefühlte 25fache Verwendung des Wortes schätzen können. Da im aktuellen Duden „proaktiv“ nicht zu finden ist, machten sich die BBBs auf Spurensuche.

Wenig freundlich beurteilt der „Zwiebelfisch“, eine nach eigenen Worten „sprachpflegerische Kolumne“, die regelmäßig in Spiegel online erscheint, dieses Wort. Es sei ein „modisches und ausgesprochen lästiges Blähwort aus der Kunstsprache der Werbung“. Weiter empfiehlt der Sprachpfleger, nicht ganz Ironie frei, von einer Aufnahme dieses Wortes in den eigenen proaktiven Wortschatz abzusehen.
Eher konservativ äußert sich das „Online Verwaltungslexikon“, das „proaktiv“ so erklärt: „Frühzeitiges und differenziertes Vorbereiten auf mindestens zwei unterschiedliche Konstellationen oder bewusstes Gestalten ausgewählter strategischer Tatbestände“. Da haben wir es doch, auf Verwaltung ist eben immer Verlass.

Den nächsten Leckerbissen stellte die Erkenntnis von Michael Frenzel dar, „man könne ein Unternehmen auf Dauer nicht gegen den Markt regieren“. Während die Erkenntnis als solche „nicht gegen den Markt“ sicherlich ungeteilte Zustimmung findet (warum er es trotzdem zwei Monate vorher noch versucht hat, mag dahingestellt bleiben), rief das Wort „regieren“ im Zusammenhang mit „Unternehmen führen“, bei einigen ein leichtes Zucken hervor. Nicht jedoch bei den BBBs, die sich an eine Bissige Bemerkung vom 3.12.2001 erinnerten, als der damalige Kanzler Gerhard Schröder, bei der Einweihung der Preussag-Repräsentanz in Berlin bemerkte: „Teamwork ist, wenn alle sehr engagiert das tun, was Michael Frenzel will“. Die BBBs bemerkten damals hierzu nur: „Honi soit qui mal y pense“. Und dies mag nun auch der Kommentar zum „regieren“ sein.

Unbestreitbar richtig bleibt natürlich Frenzels Lieblings- und Dauerkommentar, dass man als Manager letztlich geänderten Gegebenheiten Rechnung tragen müsse. Um dies zu verdeutlichen stellen sich die BBBs vor, man würde heute Christoph Kolumbus vorwerfen, dass seine Entdeckung Amerikas ein Strategieschwenk gegenüber seiner ursprünglichen Absicht Indien zu entdecken gewesen sei. Die moderne Antwort von Kolumbus würde wahrscheinlich so lauten: „Gegen Meeres- und Windströmung kann man auf Dauer sein Schiff nicht regieren. Da habe ich proaktiv meiner Mannschaft vorgeschlagen, lasst uns lieber Amerika entdecken statt Indien“.

Bleibt noch eine Anekdote nachzutragen. Am Nachmittag der Pressekonferenz war der Autor der BBB zu einem Interview bei SAT1 eingeladen. Die Moderatorin begann das Interview mit der Feststellung: „Als sie vor zwei Monaten bei uns auf Sendung waren [Thema damals Integration TUI AG und Hapag Lloyd], hatte ich zum Abschluss des Interviews gesagt, das wird wohl der letzte Strategieschwenk des Herrn Frenzel gewesen sein. Sie antworteten damals „unterschätzen sie Herrn Frenzel nicht“. Was sagen sie heute dazu?“. Meine Antwort: „Sehen sie, Herr Frenzel ist auf seine Art doch berechenbar“.

Zur Sache selbst muss hier nichts nachgetragen werden. Die professionellen Kommentatoren haben dazu schon alles gesagt, was zu sagen wäre. Nur einer der wichtigsten Hinweise fehlte in fast allen Meldungen. Es wurde nämlich „nur“ eine Grundsatzentscheidung getroffen. Politikerfahrene wissen, damit gewinnt man in erster Linie Zeit. In der Ausgestaltung einer solchen Entscheidung sind dann alle Varianten denkbar.
So schreibt der Spiegel in seiner neuesten Ausgabe: „Mit dem Geld aus dem Hapag-Lloyd Verkauf könne Frenzel locker ein Gebot für Air Berlin abgeben“. Das wäre dann ein echter (Frenzel-) Schwenk.

Aber wahrscheinlicher ist, dass Michael Frenzel demnächst ein anderes Kaninchen aus dem Hut ziehen wird. Und wundert euch nicht, liebe Leserinnen und Leser, wenn es einen russischen Namen tragen sollte, vielleicht Alexey oder so ähnlich. So eine Art Gazprom für Touristik.

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