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Ein unmoralisches Angebot

Eurowings und PR, das passt irgendwie nicht zusammen. Und dann noch Twitter-Schnellschuss, anstatt vorher kurz zu reflektieren, ob da ein Minimum Sinn in der Nachricht steckt. Das kann nur peinlich enden. Deshalb sollte es Eurowings auch grundsätzlich lassen.

Als Greta Thunberg zwar spektakulär, aber als Vorbild eher arm, in einem Spezial-Segelboot in die USA lossegelte, habe ich mich von Anfang an gefragt, ob sie auch darüber nachgedacht hat, wie sie wieder nach Europa zurückkommen will? Nochmal die gleiche Tour mit dem Segelboot ergäbe ja Null-Aufmerksamkeit. Mit dem Flugzeug zurück? Dann hätte man sich die Tortur hin ersparen können. Im Kreuzfahrtschiff zurück? Das wäre ein totaler Imageschaden. Mit einem Frachtschiff zurück? Umweltmäßig geht es nicht schlimmer.

Es ist zwar unglaublich, aber so richtig hat sich Greta Thunberg und ihr Management-Anhang dazu wohl keine Gedanken gemacht. Plötzlich kommt Entscheidungsdruck auf, weil die nächste Klimakonferenz (Beginn 2. Dezember) sehr kurzfristig von Chile nach Madrid verlegt wurde. Für die Masse der Teilnehmer, die gewohnt im Flugzeug quer über die Kontinente reisen, kein Problem.

Außer für Greta Thunberg. Sie braucht Hilfe und bittet um solche.

Ausgerechnet Eurowings bringt sich ins Spiel

Wenn man mich in diesem Moment gefragt hätte, wer könnte für Hilfe in Frage kommen, ehrlich, ich wäre auch nach tagelangem Nachdenken nicht auf Eurowings gekommen.

Das war die Eurowings Twitter-Nachricht an Greta Thunberg: “Wir können helfen”. Schon bei diesem Satz hatten Tausend Eurowings-Kunden, die in den letzten Monaten nach all dem Chaos vergeblich “auf Hilfe” von Eurowings gehofft hatten, nur einen Gedanken: “How dare you?”

Und Eurowings schrieb weiter “wir laden Dich auf einen Eurowings-Flug von New York nach Düsseldorf ein”. Mal abgesehen, dass zwischen Düsseldorf und Madrid mal schlappe 1500 Kilometer liegen (oder sollte eine außerplanmäßige Zwischenlandung in Madrid stattfinden?), hat Eurowings ernsthaft eine Sekunde geglaubt, dass die “Anti-Flug-Ikone” dieses Angebot annehmen würde?

Angenommen, nur mal angenommen, Greta wäre auf das Angebot eingegangen. Und dann käme ein auch auf Eurowings ausgeweiteter Streik von Ufo dazwischen. Eurowings müsste Greta schreiben, “sorry, Eurowings-Flug fällt aus wegen Ufo”. Und dann antwortet Greta: “Oh, Ufo… might be an option”.

Beweggründe bleiben unklar

Also was war der geplante Effekt des vergifteten “Umsonst-Fluges”? War es nur der Wunsch nach den legendären “15 Minuten Ruhm” wie es Andy Warhol mal formulierte? Oder gnadenlose Selbstüberschätzung? Billige PR?

Von den Twitter-Reaktionen zitiere ich mal nur eine: “Leider wird Greta die Konferenz wegen der Verspätungen, Flugabsagen und Zwischenfälle verpassen”.

Tja, liebe Eurowings, das ist Euer Image.

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Demoscham statt Flugscham

Von den angekündigten vierteiligen Bissigen Bemerkungen zur aktuellen Politik hier nun, speziell zum Thema „Fridays for future“,

Teil 3.

Diesen hier etwas aktualisierten Beitrag findet man auch in der interessanten aktuellen Jubiläumsausgabe von touristik aktuell.

Fridays for future, CO2-Steuer, Overtourism, jedes dieser aktuellen Themen ist eine Auseinandersetzung wert. Besonders bei Fridays for Future klaffen Anspruch, medialer Hype und Wirklichkeit besonders auseinander.

Den Klimawandel heute noch zu leugnen ist dumm oder ignorant. Aber Fridays for Future trägt nicht wesentlich zur Lösung bei. Was mich daran besonders stört: Fridays for Future agiert eindimensional und hat sich mit der feindseligen Einstellung zum Flugverkehr einen sehr kleinen Hebel zur Rettung des Klimas ausgesucht, spätestens hier ist auch der Tourismus betroffen.

Eindimensionaler Ansatz

Fridays for future hat als Ziel die Einhaltung (inhaltlich und zeitlich) der Klimaziele. Dass dies ganz oben auf der Agenda steht, ist ok. Falsch ist, dass alle anderen Themen explizit als unwichtig bis unnötig betrachtet werden. Der Politikwissenschaftler Straßner sieht bei Fridays for future in der kompromisslosen Haltung eine Vorstufe extremistischen Denkens. Man müsse aber Streitgespräch als Lebenselixier der offenen Gesellschaft pflegen, statt anderslautende Meinungen diskussionsunwillig unter Generalanklage stellen.

Genauso wird der Flugverkehr mit weniger als 3%-Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß als „Feind“ und nicht als ein Teilthema gesehen. Sich den Flug als Hauptthema aussuchen, weil es am einfachsten ist? Das macht Fridays for Future unglaubwürdig.

Wir können die Lösung anderer Zukunftsproblemen nicht einstellen. Genauso wie wir weiter nach intelligenten Lösungen statt Verbote suchen müssen. Zukunft und Fortschritt sind sehr selten aus dem Mainstream entstanden, sonst würde es auf vielen Gebieten keine Start-ups geben.

Und wenn die Regierung in hektischer Reaktion auf Fridays für future weitere völlig undifferenzierte Belastungen für die Bevölkerung „draufsattelt“, statt eine große Umstellung des Steuersystems mit echter Steuerungsfunktion auf den Weg zu bringen, dann wird das „politische Klima“ schnell umschlagen.

Nach der Demo im Flughafen Stuttgart „Attacke, Attacke – fliegen ist kacke“ sehe ich Fridays for future nicht mehr als seriös an. Spätestens jetzt denke ich, wird es Zeit für den Begriff „Demoscham“.

Direkt entsetzt war ich, aktuell Bilder zu sehen, wie sich Greta Thunberg von Vermummten geführt, den Hambacher Forst anschaut. Das geht gar nicht. Bei der hohen Hintergrundprofessionalität von Fridays for Future sind solche Bilder nicht unabsichtlich. Sehen wir demnächst freitags auch den Schwarzen Block bei den Demonstrationen? Demoscham.

Der echte globale Ansatz fehlt

Dass es die Fridays for Future in vielen Ländern gibt ist noch kein echter globaler Ansatz. Unter einem globalen Ansatz würde ich verstehen, dass man neben den kleineren Hebeln für die Erreichung der Klimaziele (3% Anteil CO2 Ausstoß der Fliegerei) besonders nach den ganz großen Hebeln greift.

Der Weltklimarat (IPCC) hat in seinem 2019-Bericht u.a. auf die Brandrodung im brasilianischen Regenwald hingewiesen. 11% des Co2-Ausstoßes sind darauf zurückzuführen. Vor allem für riesigen Soja- und Palmölplantagen wird der Regenwald abgeholzt. Bundesentwicklungsminister Müller war jetzt gerade in Brasilien. Er musste eine Viertelstunde auf ein Gespräch mit dem brasilianischen Umweltminister warten und gestand dann ein, dass er außer „interessantes Gespräch“ nichts erreichen konnte. Jetzt ist es sicherlich schwer, den brasilianischen Präsidenten und Mini-Trump Bolsonaro von diesem Problem zu überzeugen. Aber es kann nicht sein, dass wir dem auf diesen gerodeten Flächen gepflanzte und geerntete Soja durch ein neues Abkommen der EU mit den Mercosur-Staaten bessere Handelschancen in Europa bieten. Kompensationsgeschäfte des Flug-Ablasshandels wirken lächerlich, wenn täglich ein Vielfaches davon in Brasilien abgeholzt wird. Wenn man es wirklich ernst mit der Demo meint und sich nicht nur den plakativen Flug heraussuchen will, müsste dieses offensichtliche Thema mit einer ungleich höheren Hebelwirkung ganz vorne auf der Agenda von Fridays for future in Deutschland und Europa stehen. Und das ist nur ein Beispiel.

Bei globalem Ansatz, denke ich in etwa ähnliches wie die KSZE-Konferenz und deren Schlussakte in 1975. Im kältesten kalten Krieg hatten sich 35 höchste Repräsentanten aus 35 Nationen getroffen und unterzeichneten ein Schlussdokument mit der Absicht, konkrete (auf „konkret“ lag der Fokus) Maßnahmen für Menschenrechte, Wirtschaft, Wissenschaft, Umwelt umzusetzen. Das war keine Show-Veranstaltung wie G20, sondern echtes Wollen (und Können) um die Welt besser zu machen. Dafür könnte Fridays for Future weltweit kämpfen. Sonst ist alles andere nur ungenügendes Stückwerk.

Schlussbemerkung

Den Schuh „Klimafeind“ sollten wir uns als Touristikbranche nicht anziehen. Die emotionale Sprache der Fridays for Future kann man nicht nur mit den vorzeigbaren Fakten der Touristik bekämpfen, Emotionen kann man nur mit Emotionen besiegen. Die Branche darf und muss sich wesentlich offensiver und aggressiver in die gesellschaftliche Debatte einbringen und für das begeistern wofür Touristik und Fliegerei steht: Menschen zusammenbringen.

In ca. 10 Tagen erscheint der vierte Teil über Overtourismus.

 

 

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