10. Mai 2018
Da sind dann auch die letzten kleinen Hoffnungen der Meilenbesitzer bei Topbonus gen Himmel gefahren. Aus Topbonus ist endgültig Nullbonus geworden. Zu lange haben sich Management und offensichtlich auch Insolvenzverwalter Christian Otto an einen seidenen Faden „Goldener Investor mit Traumlösung fünf vor zwölf“ geklammert. Leider gilt auch hier die Regel, je schöner desto unwahrscheinlicher. Der Flughafen Hahn bzw. der Flughafen Lübeck können ein Lied von solchen dubiosen Investoren singen. In den Verhandlungen ist „Geld kein Thema“ (man hat genug) und wenn es dann ums Zahlen der vertraglichen Summen geht, ist leider „Geld auch kein Thema“ mehr.
Dubioser Investor
Bei topbonus soll es sich beim Investor gerüchteweise um die „Airlogix Loyalty Group“ handeln, anscheinend mit zypriotischen Wurzeln. Die von ihm vorgelegte Finanzierungsbestätigung einer Bank in zweistelliger Millionenhöhe ist anscheinend tatsächlich nicht viel mehr wert als die alten Topbonus Karten, die man im Februar noch mit dem Logo Oneworld im Keller gefunden hatte. Unter dem Zwang der letzten Hoffnung gab es dann noch einen nutzlosen Zahlungsaufschub bis sich die alte Indianerregel durchsetzt: „wenn du auf einem toten Pferd sitzt, steige ab“. Jetzt ist der Insolvenzverwalter „abgestiegen“ und hat in die „Regelinsolvenz“ übergeleitet.
Zusagen von Investoren sind nicht immer das, was sie scheinen, insbesondere wenn sie nicht deutscher Rechtsprechung unterliegen. Schmerzhaft erinnert man sich an die noch größere „Scheinzusage“ von Etihad im Geschäftsbericht der Air Berlin zur Weiterführung der Geschäftstätigkeit. Von angeblich heute auf morgen war diese nicht mal mehr das Papier des Geschäftsberichtes wert. Klar, dass jetzt der Insolvenzverwalter der Air Berlin, sich zuerst auf diesen großen Brocken stürzen will. Aber ohne Regierungsunterstützung wird da nichts zu holen sein. Ich schätze mal, das wird letzten Endes auf einen Kompromiss hinauslaufen. Auf eine im Vergleich zur Forderung kleine Summe, gerade noch groß genug, um den Kredit der Bundesregierung vollständig zurückzuzahlen.
Grand Cru Airlines statt Germania
Auf ein Geschenk des Himmels dagegen hofften kurzzeitig Passagiere von Germania, die am Wochenende nach Fuerteventura fliegen wollten. Da stand plötzlich ein Subcharter mit dem traumhaften Namen „Grand Cru Airlines“ am Flughafen. Zwar kannte niemand diese Airline, aber einige Optimisten wetteten schon darauf, ob sie in Burgund oder Bordeaux beheimatet sein könnte. Und vor allem, ob es dem Namen entsprechend vielleicht auch ein kostenloses Schnuppergetränk aus dieser Gegend geben könnte.
Aber, Wahrheit kann bitter sein, siehe oben! Der Ersatzflieger hatte noch nie eines der beiden französischen Weinbaugebiete gesehen, weil sein Heimatflughafen Vilnius leider mehr als 2.500 Km nordöstlich vom guten Wein entfernt liegt. Ob es ersatzweise den typischen „litauischen Met“ gab, ist leider nicht überliefert. Garantiert gab es aber nichts umsonst. Leider auch keine topbonus Meilen mehr.
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9. Okt. 2011
Ob der Rabbi Akiba tatsächlich vor 2000 Jahren „alles schon mal dagewesen“ gesagt hat oder ob der Dramatiker Karl Gutzkow diesen Spruch nur „seinem Ben Akiba“ in den Mund gelegt hat, weiß niemand so genau. Aber wir alle stolpern manchmal über Ereignisse, bei denen uns spontan in den Sinn kommt „das war doch schon mal dagewesen“. Dabei muss das nicht 100% exakt gleich sein, sondern nur in etwa so erinnerbar.
Ein solches Déjà -vu hatten sicherlich viele Leserinnen und Leser der Wirtschaftswoche als sie direkt zwei Seiten hintereinander auf „alte Bekannte“ trafen.
Déjà -vu 1: Der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl verkaufte seine erst im Juni erworbene Fluggesellschaft Flynext an die Unternehmerin Ingrid Bischoff, Mehrheitsgesellschafterin der Fluggesellschaft Germania und Witwe des legendären Germania-Gründers Hinrich Bischoff. Da erinnert man sich doch: Anfang 2005 verkaufte Wöhrl die Mehrheit der erst zwei Jahre zuvor erworbenen Fluggesellschaft dba an Hinrich Bischoff (der diese Anteile allerdings wenige Monate später wieder zurück gab). Erstaunlicher als diese „Wiederholung“ ist jedoch, dass jetzt schon die neunte von ihm gekaufte Fluglinie (sofern die Wirtschaftswoche richtig mitgezählt hat) wieder rasch über den Tisch an andere ging. Insofern hat Wöhrl den ihm von den BBBs in 2007 verliehene Titel GröFaZ, größter Fluggesellschaften-Verkäufer aller Zeiten, nachhaltig bestätigt. Aber noch erstaunlicher ist, dass Wöhrl in einer Mitarbeiterinformation (lt. Wirtschaftswoche) den Verkauf der Fluggesellschaft mit den „gegenwärtigen Verwerfungen in der deutschen Luftfahrt“ begründete und abschließend meinte „Flynext habe keine dauerhaft gute Perspektive“. Nicht diese Analyse als solche ist verwunderlich (sie ist sicherlich absolut zutreffend), sondern die Tatsache, dass trotz dieser „öffentlichen Analyse“ Hans Rudolf Wöhrl einen Käufer für genau diese „Airline ohne gute Perspektive“ gefunden hat.
Da er nach eigenen Worten im Moment über den Kauf einer europäischen Airline, „die sich in einer schwierigen Lage befindet“ verhandelt (ich glaube nicht, dass es jene Airline ist an die jeder jetzt denkt), können wir uns kurz danach sicherlich über Deal Nr. 10 freuen.
Déjà -vu 2: Thomas Middelhoff, auch in der Touristik hochgelobter Superstar vergangener Zeit, hat einen neuen Aufsichtsratsjob. Er wurde zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Marseille Kliniken gewählt. Vorstandchef der Marseille Kliniken ist Stefan Herzberg, der vor wenigen Wochen dieses Amt von dem zuletzt wegen Bestechung verurteilten Ulrich Marseille übernommen hat. Und bei der Kombination Middelhoff und Herzberg fällt einem schnell ein, dass die beiden schon mal in gleicher Aufstellung „gespielt“ hatten. Auch bei Arcandor war Middelhoff Aufsichtsratsvorsitzender und Herzberg wurde von ihm zum Vorstandschef Karstadt berufen. Und es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit: Beide werden gegenwärtig vom Arcandor-Insolvenzverwalter auf Schadenersatz in Millionenhöhe verklagt. Zumindest letzteres muss sich ja bei den Marseille-Kliniken nicht unbedingt wiederholen. Aber bei einem Aktienkurs der vor wenigen Tagen auf 1,33 Euro sank, blinzelt manch professioneller Insolvenzverwalter schon mal vorsichtig hinter der Ecke hervor, um zu schauen ob es bald „Arbeit geben könnte“.
Um jegliches Missverständnis zu vermeiden, zwischen den genannten Personen zu 1 und 2 soll von den BBBs nicht der geringste Vergleich gezogen werden. Nur die Déjà -vus in sich sind bemerkenswert.
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