Person | Interviews | Vorträge | Veröffentlichungen | Kontakt

ITB hinter Mundschutz

Ich sehe jetzt schon die Headline „ITB hinter Mundschutz“ vor mir. Wohlmeinende setzen vielleicht noch ein Fragezeichen dahinter. Journalisten erzählen mir, wie sie derzeit noch von Verbands- und großen Touristikplayern mit allgemeinen Floskeln abgespeist werden.

Spätestens jetzt, nach dem sensationellen Sinneswandel unseres Gesundheitsministers innerhalb von 48 Stunden, hilft Abwiegeln nicht. Immer wenn Herr Spahn sich positiv äußert, aber versehen mit dem Wörtchen „derzeit“, weiß man, das vorhergesagte hilft uns nicht weiter.

Jetzt gilt es festzuhalten, der Coronavirus ist nicht nur in Deutschland, sondern spätestens seit Teneriffa, auch in der Touristik angekommen. Beide, Touristik und Flugbranche, sitzen wieder im gleichen Leidensboot. Es wird höchste Zeit, dass die Branche die aktive Hoheit über die Kommunikation zum Thema Coronavirus übernimmt.

Wiederum gilt „Emotionen kann man nicht mit Fakten bekämpfen, sondern wiederum nur mit Emotionen“. Hinweise auf die heftigste Grippewelle in Deutschland 2017/18 mit 25.100 Toten (lt. Robert-Koch-Institut) und trotzdem keine Absage der ITB sind jetzt in der Diskussion leider wenig hilfreich. Diese Todeszahl gilt zwar als ziemlich genau, aber es wurde damals nicht erfasst (mangels Interesse), wie viele der Opfer sich auf einer Messe angesteckt haben. Ebenso wenig hilfreich ist der Verweis auf 74.000 Tote in einem Jahr durch Alkohol (bzw. in Verbindung mit Tabak). Wobei ein Zusammenhang von ITB und Alkohol noch als unerforscht gilt.

Die WHO hat für das Jahr 2016 eine Zahl von weltweit 3 Mio. Tote durch Alkohol genannt, ohne einen internationalen Notstand auszurufen. Noch habe ich deshalb keinen Polizist vor einem Alkohol- oder Tabakladen gesehen.

Zurück zur ITB. Jetzt haben wir die Situation, dass Spahn offiziell darauf hinweist, dass wir am Beginn einer Epedemie stehen und Seehofer ihn auf der Pressekonferenz etwas süffisant ergänzt, „Beginn bedeutet, dass noch mehr kommen wird“.

Man muss sich gar nicht den Worst Case eines extremen Ausbruchs auf der Messe primär vorstellen, es genügt, wenn der erste Corona Verdacht während der Messe auftritt (die Bestätigung der Infektion wird erst später festgestellt werden können). Zuständig für die erste Entscheidung wird die Amtsärztin des Berliner Bezirks Charlottenburg-Wilmerdorf sein. Ihr Spielraum hinsichtlich Stilllegung der Messe oder Teile der Messe dürfte angesichts des bisherigen üblichen Verfahrens in Deutschland sehr gering sein. Da kommt mir gerade in den Sinn, wie sich damals Hartmut Mehdorn darüber aufgeregt hat, dass die Entscheidung über die Genehmigung der Brandanlage des BER bei „einem Landrat im Spreewald liege“.

Wie auch immer die Entscheidung zur ITB ausfällt, die Branche muss ganz schnell insbesondere hinsichtlich des weiteren Buchungsverlaufs einen Masterplan Kommunikation vorlegen. Wie kann es sein, dass eine Branche die hinsichtlich Management in Krisensituationen Hervorragendes leistet, im Vorfeld bzw. Aufkommen von Problemen so lange kommunikativ den Kopf in den Sand steckt und kritische Fragen einfach negiert.

Auch ich habe da so meine Erfahrungen: Im Oktober 2002 hatte ich mir eine Menge Branchenärger eingehandelt, weil ich im Focus ein Interview gab, mit Ausblick auf die Zukunft, unter dem Titel: „Urlaub in Hotels hinter Stacheldraht“. Es hat nicht lange gedauert, dann waren die beschriebenen Sicherheitsmaßnahmen für Urlaubsflüge und -hotels Standard. Der Fatalismus der Urlauber hat das leichter weggesteckt, als die Kommunikationsabteilungen der Reisebranche.

Im Mai letzten Jahres habe ich hier an dieser Stelle geschrieben „Flugbranche bitte laut melden“ und um dann im August hier an dieser Stelle feststellen zu müssen „Flugbranche als Staatsfeind #1“.

Danach ist die Branche so langsam kommunikativ erwacht und in die Kommunikationsoffensive gegangen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten allerdings andere schon die Kommunikationshoheit übernommen.

Coronavirus ist nicht das Ende des Tourismus, also bringt „für das morgen“ zu arbeiten und bei potenziellen Kunden Vertrauen zu erwerben mehr, als „für das heute“ nur Placebo zu verteilen. Dazu wird auch zählen, das Thema Sicherungsschein endlich positiv kurzfristig zu erledigen und keine „Spielchen“ zu treiben.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Aschenputtel bleibt Aschenputtel

Vor drei Wochen bezeichneten die Bissigen Bemerkungen die Tourismusbranche als das Aschenputtel unter den Wirtschaftsbranchen. Inzwischen liegt der Koalitionsvertrag CDU/CSU/SPD vor, die schlimmsten Befürchtungen wurden wahr. In gerade mal 9 von 8.376 Zeilen wurde das Thema Tourismus gestreift („behandelt“ wäre übertrieben formuliert). Das entspricht 0,1% (also ein Zehntel eines Prozentes) des gesamten geistigen Ergusses im Koalitionsvertrag. Das ist die totale Missachtung einer Branche, die für die Schaffung von Arbeitsplätzen steht, wie kaum eine andere. Da wurde im Märchen selbst Aschenputtel von der bösen Stiefmutter mehr Beachtung geschenkt.

Dabei hatte gerade noch im Juni 2017 der BTW in seiner Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus“ auf fast 3 Mio. Arbeitsplätze(6,8% von allen) und auf eine Wertschöpfung von 100 Mrd. Euro hingewiesen. Jetzt könnte man sagen, Quantität ist nicht alles, auf den Inhalt kommt es an. Aber diese neun Zeilen sind auch unpräzise formuliert. Mit dem ersten Satz: „Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, auch in ländlichen Bereichen.“ wurde schon eine der 9 Zeilen mit einer Feststellung statt Zukunftsvorgaben verschenkt. Wobei die Kürze der nächsten 8 Zeilen beweist, „Tourismus mag wichtig sein, aber nicht für die Regierung“.

Jetzt müsste man annehmen, ob dieser politischen Geringschätzung wäre ein Aufschrei der Entrüstung durch die entsprechenden Branchenverbände erfolgt. Weit gefehlt. Der DTV in der Person von Reinhard Meyer spricht von einem „guten Verhandlungsergebnis für den Tourismus“. Wie bitte?

Und der BTW-Vorsitzende Michael Frenzel spricht von einem „Schritt in die richtige Richtung“. Ich weiß nicht, im letzten Koalitionspapier war der Tourismus immerhin doppelt so stark erwähnt. Immerhin hat er in seiner Stellungnahme eingeschränkt, da würde er voraussetzen, dass die angekündigte „Tourismusstrategie“ tatsächlich einen „ganzheitlichen wirtschaftspolitischen Ansatz“ beinhalten würde“.

Allein der DRV äußert sich kritisch: „Dürre Aussagen über den Tourismus lassen den wirtschaftspolitischen Sachverstand vermissen, Problemlösungen fehlen“. Darüber hinaus habe ich aber keinen krachenden Aufstand feststellen können.

So hat diese Branche auch nicht Besseres verdient. Wo bleibt die Aufschreikampagne #SchlaginsGesichtderTourismusbranche“ oder so ähnlich.

Bei der Recherche zum Thema Politik und Tourismusbranche bin ich auf eine Pressemeldung des DRV zu einer Zusammenkunft von DRV und TUI Group mit den tourismuspolitischen Sprecherinnen und Sprecher der vier im Bundestag vertretenen Parteien getroffen am 30.5.2017. Gut gemeint wahrscheinlich, auch vom Datum her, aber nicht gut gemacht. DRV und TUI Group sind nicht die gewünschte „eine Stimme“ der Branche und der Einfluss der  tourismuspolitischen  Sprecher auf die Wirtschaftspolitik der Regierung hält sich sehr in Grenzen (ich habe schon mehrfach darauf hingewiesen).

Schon die Überschrift der Pressemeldung „Wachsende Bedeutung des Tourismus“, ist unglücklich. Der Tourismus ist wirtschaftspolitisch schon immer sehr bedeutend gewesen und kein Newcomer.“ Unverändert gravierende Bedeutung des Tourismus“ wäre besser gewesen. Auch die weiteren Statements in diesem Papier, leider habe ich es schon oft erwähnen müssen, haben keine politische Schubkraft. Da wurde postuliert:

–In den wichtigen Sachfragen viel Ãœbereinstimmung

–In einer Sache waren sich alle einige: Der Tourismus sollte in der Politik ein Stellenwert zukommen, der angesichts der volkswirtschaftlichen Bedeutung angemessen ist.

–Es soll wieder einen eigenen Tourismusausschuss geben, der in seiner Bedeutung gestärkt werden sollte.

–Staatssekretär nur für Tourismus

Was soll man dazu sagen: Der zweite Teil der Überschrift in der Pressemeldung hieß: „Experten aus dem Bundestag wollen Tourismuspolitik aufwerten“. Dies ist spätestens durch die minimalistische Behandlung im Koalitionsvertrag „als nicht geschafft“ widerlegt. Auf den Tourismusausschuss, der in seiner Bedeutung gestärkt werden soll, möchte ich hinsichtlich der Besetzung der Vorsitzenden Position nicht eingehen.

Was könnte noch einmal politischen Rückenwind für den Tourismus bringen? Ein 100%-Staatssekretär für Tourismus (und keine Halbtagsstelle), sonst kann man die im Koalitionspapier angesprochene nationale Tourismusstrategie vergessen.

Eine Köstlichkeit in der Koalitionsvereinbarung möchte ich noch zum Besten geben. Im Abschnitt Luftverkehr steht: „Alle Beteiligten sind aufgefordert an einer zügigen Fertigstellung des neuen Hauptstadtflughafens BER mitzuwirken“. Welcher Märchentitel würde hier gut passen?

Des Kaisers neue Kleider (nur heiße Luft, die sind ja nackt) oder

Rumpelstilzchen („ach wie gut, dass niemand weiß“, dass ich zu einem Drittel für die Misere verantwortlich bin).

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Wie Brähmig und Co. wirklich über die Touristik denken

Eigentlich dachte ich mit der ITB sei auch das Thema Brähmig, Vorsitzender des Tourismusausschusses des Bundestages, und seine mehr als abwegige Äußerung zum Thema „keine Urlaubsreisen nach Ägypten“ erledigt. Denkste.
Am 13.3., Absendeuhrzeit 3.44 Uhr, erreicht mich eine ellenlange Email mit dem Absender klaus.braehmig@bundestag.de. Wohlgemerkt, ich habe kein Problem mit Kritik. Der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl hat mir schon zweimal sehr lange Emails geschickt, die nicht „sympathisch“ waren, aber man konnte sich damit auseinandersetzen. Und zuletzt habe ich auch Auszüge daraus in der folgenden BBB dargestellt. Aber die Email von klaus.braehmig@bundestag.de ist so wirr, dass man das nicht unkommentiert lassen darf. Unterzeichnet ist diese Email zwar von einem gewissen Gregor Strabel, Büroleiter/wissenschaftlicher Mitarbeiter, aber da der offizielle Absender nun mal auf Brähmig lautet, muss er sich wohl den Text auch anrechnen lassen.

Ich möchte die Leserinnen und Leser der Bissigen Bemerkungen zumindest mit einem Zitat erfreuen, die ganze Email wäre wohl auch für hartgesottene Leser zuviel.

Im Zitat werde zwar ich beschimpft, aber die darin enthaltene Bezeichnung für die ganze Touristik-Branche ist unglaublich (Achtung anschnallen, was jetzt kommt):
Zitat: „Sind Sie ein willen- und kritikloses Sprachrohr der sonnengebräunten Drückerkolonne im Einreiher, die auf der ITB nur Reisen verkaufen will und dabei jede Nachfrage zum Thema Ethik scheut, da das ja nur die Gewinne drückt?“
Wow, das ist gewaltig und da weder vorher noch nachher nur die geringste Einschränkung steht, kann mit der Bezeichnung „sonnengebräunte Drückerkolonne“ nur das Touristikpersonal auf der ITB in Gänze gemeint sein. Denkt man im Büro Brähmig (Absender wohlgemerkt Klaus.braehmig@bundestag.de) so über die Tourismusbranche? Da ist zumindest eine ordentliche Entschuldigung von Herrn Brähmig fällig.

Eine Bemerkung sollte man auch hierzu machen.
Weiteres Zitat:
„Herr Brähmig ist in den letzten Jahrzehnten nicht dafür bekannt gewesen, dem schnöden Populismus zu dienen“.
Gerade an dieser Stelle bleibe ich dabei, dass Brähmig hier das Thema Menschenrechte populistisch mit Tourismus verbindet, wohl wissend, dass der einfache Tourist sich hier nicht wehren wird. Wenn es Brähmig tatsächlich inhaltlich um Menschenrechte ginge, dann frage ich ihn:
– Wo war seine Wortmeldung als noch vor kurzem Angela Merkel Mubarak als Freund Deutschlands bezeichnete?
– Wo war seine Wortmeldung, als Frau Merkel, allein aus wirtschaftlichen Gründen mehrere Diktaturen in Afrika besuchte?
– Wo war seine Wortmeldung als Frau Merkel vor kurzem nach China reiste?
– Wo war seine Wortmeldung als der Staatspräsident von Kasachstan, ein übler Diktator, sowohl von Frau Merkel wie auch von Herrn Wulff mit allen Ehren empfangen wurde?
Da schwieg Brähmig, weil er sich wahrscheinlich „keine freundliche Bemerkung von Herrn Pofalla“ einhandeln wollte.

Auf die 1.135 Wörter lange Email aus dem Büro Brähmig, habe ich in bester BBB-Manier mit einem 50-Wörter-Shorty geantwortet, wie armselig Inhalt und der Schreiber der erhaltenen Email seien und habe kurz ein Sprichwort zitiert „wenn ein Punkt sich aufbläst, wird er zur Null“.

Da hat mir das Büro Brähmig aber auf meine Mailbox „gewulfft“. Kein Scherz, stimmt tatsächlich. Von einem „selbstgerechten älteren Herrn ist hier die Rede, der meint aufgrund seiner altbackener Erfolge, noch im großen Willi weitermachen zu müssen“. Das geht ja noch, so hat vielleicht schon der eine oder andere gedacht, der in den BBBs zitiert wurde. Nur zum Schluss wird es wieder richtig „interessant“. Angeblich „hätten sich ernsthafte Professoren gemeldet, die im Endeffekt Klaus Brähmig recht gegeben hätten. Und zwar Leute, die wissenschaftliches Renommee haben und nicht nur irgendwelche Reisen verkauft haben wie Sie“.
Das könnte, wenn ich den Absender ernst nehmen würde, schon gegen meine wissenschaftliche Ehre gehen. Zum Glück sprechen unzählige wissenschaftliche Veröffentlichungen in Fach- und Lehrbücher eine andere Sprache.

Und bevor ich es vergesse. Von wegen Brähmig wäre vom Hamburger Abendblatt falsch zitiert worden. Inzwischen liegt mir die Bestätigungsemail von Brähmig zu diesem Interview vor. Dabei habe ich dann auch gelesen, was Brähmig zum Malediven-Tourismus gesagt und autorisiert hat. Da ist das Ägypten-Interview harmlos dagegen.
Wer sich für dieses Interview interessiert, kann näheres im Reiseradio (www.reiseradio.org) dieser Woche erfahren.

Herr Brähmig, ich glaube Sie haben ein großes Problem, leider die deutsche Touristik auch eines mit Ihnen.
————
Mehr zu diesem Thema und noch einigen anderen interessanten Aspekten finden Sie auch diese Woche in www.reiseradio.org.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

So wird das nie was mit der Tourismusbranche

Hier drei Beispiele für diese Behauptung:

1. Die Sonnenscheinbranche, warum eigentlich?
Eigentlich hat die Branche Probleme ohne Ende. Luftverkehrsabgabe, Zwangs-Emissionshandel für unsere Airlines, Steigende Ölpreise, Nachfragedesaster durch den arabischen Frühling und in Griechenland, seit Jahren sinkendes frei verfügbares Einkommen (außer für Spitzenverdiener), neue Hotelsteuern in vielen Städten, steigende Mehrwertsteuer für Flussschiffe, Nachtlandeverbote, permanent steigende Kosten durch die Zersplitterung der Flugsicherung in Europa bewirken eine Umsatzrendite die zum „Totlachen“ ist und das darf wörtlich genommen werden. Reisebüros überleben entweder durch „sehr niedrige Gehälter“ oder durch Selbstausbeutung der Inhaber. Jede andere Branche hätte inzwischen im Wirtschaftsministerium und im Kanzleramt „die Tische umgeworfen“. Automobilbranche, Pharmaindustrie, Bauernverband seien nur als herausragende Beispiele genannt.
Doch was macht die Tourismusbranche? Sie lächelt. „Es geht uns gut“ als Dauer-Mantra. Ob ITB, DRV-Jahrestag oder BTW-Gipfel: „es geht uns gut“. Und dann wundert man sich, dass „die Politik nichts für uns tut“. Warum auch, es geht „uns doch gut“.
Lache Bajazzo, verwandle in Witze die Schmerzen und die Tränen.

2. Personen und ihre Aussagen stehen für Respekt für eine Branche
Zum „Nicht-Ernstnehmen“ passt kaum eine Person so gut wie der Vorsitzende des Tourismusausschusses im Bundestag, Klaus Brähmig. Seine Aussage unmittelbar vor der ITB, Touristen sollen nicht nach Ägypten reisen, war ein Schlag ins Gesicht des ITB-Partnerlandes Ägypten. So wurde noch nie ein Partnerland brüskiert. Jetzt mag man bei uns in Deutschland sagen, „war doch nur der Brähmig, den nimmt doch eh niemand für ernst“. Richtig! Aber unsere Partner denken, der Vorsitzende eines Bundestagsausschusses müsste doch eine wichtige politische Person sein. Und von wegen „Missverständnis“. Dieses Thema ist bekanntermaßen seine Spielwiese. Die BBBs haben schon mehrfach darauf hingewiesen, dass diese Denkweise auch inhaltlich falsch ist (zuletzt in den BBBs vom 25.7.2011 „Warum sollen Urlauber moralischer sein als die Bundeskanzlerin“).
Seine, sagen wir mal „etwas komische“ Ansicht über Tourismus, zeigte sich auch in seiner Ansprache beim Parlamentarischen Abend der DZT. Originalton Brähmig zur Bezahlung im Tourismus: „Dienen am Menschen muss besser bezahlt werden als Dienen an einer Maschine“. Hallo, ist Tourismus „Dienen“? Im Wort „Dienstleistung“ geht es um einen „Dienst leisten“. Von Dienen ist da überhaupt nicht die Rede. Hier von „Dienen“ zu sprechen, sorry, das ist finsteres Mittelalter. Wenn solche Politiker im politischen Betrieb Tourismus repräsentieren, dann darf man sich nicht wundern dass „Tourismus“ im Berliner Betrieb nicht ernst genommen wird. Hier ist dringend eine Veränderung erforderlich!

3. Nur wenig Innovation im ITB-Betrieb.
Wenn vor einigen Jahren ein ITB-Besucher ins Koma gefallen wäre und man hätte ihn jetzt ohne Zusatzinformation durch die Hallen schlendern lassen, er würde garantiert nicht merken, dass Jahre vergangen seien. „The same procedure as every year“, man hörte es an allen Ecken und niemand störte es. Fast niemand. Selbst bei den abendlichen Parties grüßte das „Murmeltier“ sehr herzlich.
————————————————-
Nach längerer Abstinenz gibt es diese Woche wieder akustische Bissige Bemerkungen im Reiseradio (www.reiseradio.org), diesmal live aufgenommen auf der ITB. Außerdem im Reiseradio Dr. Michael Frenzel, Dr. Adrian von Dörnberg, Reinhold Messner und, unvermeidlich, ein „paar Töne“ zum Tourismus-Schreck Klaus Brähmig.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

The same procedure as every year

„The same procedure as every year“, dann muss entweder Silvester oder Internationale Tourismus-Börse (ITB) sein. Außerdem sind der Sketch von Freddie Frinton und die ITB fast gleich alt. Der „90. Geburtstag“ wurde zum ersten Mal 1963 im deutschen TV gezeigt, die ITB ist im Jahre 1966 gestartet. Beiden ist gemein, dass bei Frinton alles und bei der ITB fast alles berechenbar ist.

Wurde früher die ITB auch mit „Internationale Trinker Börse“ übersetzt, hat sich in letzter Zeit eher der Begriff „Internationales Tourismus Bla-Bla“ eingebürgert. Trotz aller Lästerei hat die Messe zumindest international gesehen schon ihre Bedeutung. So wünscht man z.B. dieses Jahr insbesondere dem Partnerland Ägypten von Herzen alles Gute, viel internationales Interesse und im Ergebnis viel Erfolg. Dieses fantastische Tourismusziel hat es mehr als verdient. Zumal, das dürfte in Vergessenheit geraten sein, Ägypten eines von fünf Länder auf der ersten ITB war. Just for Info, die fünf „Gründungsländer“ waren Deutschland, Ägypten, Brasilien, Guinea und Irak.

Etwas differenzierter kann man die Messe unter nationalem Gesichtspunkt sehen. Da wird aus der ITB (Internationale Tourismus-Börse) schnell die NEB (Nationale Eitelkeiten-Börse). Letzteres soll keinesfalls die Bedeutung Deutschlands als touristisches Ziel schmälern (wie könnte man das auch, es ist unverändert touristisches Ziel Nummer EINS), aber was sich da teilweise an den Ausstellungsständen von Kommunen, Städten, Verbandsgebieten oder sogar Bundesländern abspielt, stellt mitunter sogar die Komik von Freddie Frinton in den Schatten. Insbesondere wenn (arme) kommunale Angestellte in nichts sagenden Kostümen auf irgendwelche regionale Helden hinweisen sollen/müssen. Ob das dann zu „mehr Kunden“ für diese Region führt, darf mehr als bezweifelt werden.
Aber jede auch nur minimal vorhandene Kundenorientierung wird ins Gegenteil umgekehrt, wenn die aktuellen kommunalen Heroes, sprich Bürgermeister, Landräte, Dezernenten oder die für Tourismus zuständigen Minister eintreffen. Dann wird der Stand „dichtgemacht“, weil man sich um die VIPs kümmern muss. Diese finden das auch selbstverständlich, denn wenn man schon die „beschwerliche“ Anreise auf sich genommen hat, um sich in Berlin für die eigene Kommune in die touristische Bresche zu werfen, dann hat man das „im Mittelpunkt stehen“ verdient und eventuelle Kunden würden dabei doch sehr stören. Und wenn der heimische „Touri-Verantwortliche“ Glück hat, dann liegt sein Heimatdorf so weit entfernt, dass eine abendliche Rückfahrt unzumutbar ist. Na dann, wird der Polit-VIP auch keine Mühe scheuen um sich noch in das nächtliche Berliner Getümmel zu stürzen. Immerhin weiß er (wahrscheinlich) wie touristisch erfolgreich Berlin ist und da kann eine kleine Nachtstudie des Angebots nichts schaden.

Kommt dann der so Gestresste wieder zurück, dann hat er sicherlich nicht nur sehr viele Eindrücke, sondern auch eine große Müdigkeit mitgebracht. Jetzt ist Erholung angesagt. Aber bei der nächsten parlamentarischen Tourismusdiskussion wird er umso überzeugender die echten Tourismusprofis in den kommunalen Tourismusverbänden mit seinem weltmännischen Wissen aus Berlin belehren können.

Auf nach Berlin, die ITB ist ja so schlecht gar nicht. Aber die vielen aufgeblasenen VIPs (da sind die oben genannten noch nicht einmal die übelsten) stören schon sehr.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Die „Schock-Information“ der ITB

Die Ereignisse in Japan sind kein Antrieb um bissig zu sein. Stellen wir deshalb, fast „neutral“, einige Zahlen zum Thema „Urlaub und Internet“ in den Mittelpunkt der heutigen Betrachtung.

Die ITB ist eine fantastische Hochzeit der Onliner um jährlich aufs Neue Internet-Rekordzahlen zu präsentieren. Die Auslegung dieser Zahlen entspricht allerdings nicht immer wissenschaftlichen Ansprüchen. Aber das ganze genügt um meinungsbildend die Medien zu füllen. Die Reisebüros haben dem bislang (zumindest in der statistischen Darstellung) wenig entgegenzusetzen.

Sehr beliebt ist z.B. die immer wiederkehrende Feststellung “Immer mehr Menschen nutzen das Internet zur Urlaubsinformation“. Dabei wird gefragt: Haben sie in ihrem Leben schon einmal das Internet zur Urlaubsinformation genutzt? Logischerweise, und das kann aus der Natur der Sache überhaupt nicht anders sein, muss diese Zahl Jahr für Jahr steigen. Es kommt ja immer nur etwas dazu und es fällt nie wieder etwas weg. Klar??
Etwas anders wäre es, und das wäre ein echter Gradmesser, wenn man fragen würde, „Haben sie im letzten Jahr, das Internet zur Information genutzt“.
Dabei ist mir nie so ganz klar, ob die entsprechend falsche Präsentation vorsätzlich oder fahrlässig oder schlicht unwissend erfolgt.

Aber dieses Jahr wurde (u.a. natürlich) eine Internetzahl im Rahmen der Reiseanalyse präsentiert, zu der ist selbst mir als Statistik-Skeptiker (vor Schreck) nichts mehr eingefallen. Thema: „Zahl der genutzten Websites und im Internet verbrachte Zeit bei der Planung von Urlaubsreisen“.
Demzufolge verbrachten im Schnitt die Onliner-Informierer 2010 für eine Urlaubsreise 9 Stunden auf 13 verschiedenen Websites im Netz. In der Spitze, und das ist unfassbar, surfte ein Viertel dieser Freaks sogar bis zu 25 Stunden auf 50 verschiedenen Websites.
Hallo, bis zu 25 Stunden?? Machen diese Leute auch noch etwas anderes? Machen die zwischendurch wenigstens etwas Gymnastik für den verspannten Rücken?
Jetzt sagt aber eine andere Studie, dass wieder zunehmend online informiert und im Reisebüro gebucht würde. Reichen 50 Stunden Info immer noch nicht? Oder ist jemand der solange surft, auch generell entscheidungsschwach? Steht da am Ende nur die Erkenntnis des Surfers „I`m still confused, but now on a higher level“? Daneben haben diese Menschen doch auch noch den Drang ihre gewonnenen Erkenntnisse über twitter und facebook mitzuteilen. Die müssen doch danach so erschöpft im Urlaub ankommen, dass sich der gewünschte Urlaubserfolg nicht einstellen kann. Bedeutet dann diese „überraschende“ Urlaubsunzufriedenheit, dass man sich im nächsten Jahr noch ausführlicher vorher informiert, was dann zur Konsequenz hätte, dass…..usw.
——————–
Polen, Dublin und die Guiness-Brauerei sind nur einige Themen der aktuellen Ausgabe des Reiseradios (www.reiseradio.org). In den akustischen Bissigen Bemerkungen geht es entsprechend zur aktuellen Weltlage etwas gedämpfter zu als sonst. Aber für einige deutliche Worte reicht es trotzdem.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Ein prominentes Gesicht für den Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL)

Jetzt hat der BDL seinen neuen hauptamtlichen Präsidenten gefunden: Klaus-Peter Siegloch, einen der großen TV-Journalisten, bekannt vom „Heute-Journal“ und von „Was nun, ..“. Zur Begrüßung gab es gleich ein bisschen Gegenwind vom Branchenfachblatt fvw. Dirk Rogl meinte in seinem Blog: Ein klarer Sieg der medialen Präsenz über die fachliche Kompetenz.

Na klar, kann man darauf nur antworten. Dass die Luftverkehrsbranche über hervorragende fachliche Kompetenz verfügt, ist wohl unbestritten. Aber hat es ihr etwas genützt? Leider nein. Zu der von der Politik zu verantwortenden Aschewolke-Krise kam dann noch die Luftverkehrsabgabe. Eine dreiste Belastung einer schon gebeutelten Branche mit ohnehin knapper Marge (viele spotten ja schon von fliegenden Non-Profit-Organisationen).
Also, was braucht die Branche? Sie braucht einen Lobbyisten, der an den richtigen Stellen, mit der richtigen Sprache, die wichtigsten Themen anspricht. Und, er muss das nicht nur mit Ãœberzeugung, sondern mit sehr viel Power machen. So einen Macher zu finden ist nicht so einfach.

Die BBBs hatten ja schon befürchtet, die fvw würde ihren Liebling aus vergangenen Tagen, Thomas Middelhoff, vorschlagen. Als „Windmacher“ wäre er schon eine große Nummer, nur mit der Nachhaltigkeit sieht es nicht so gut aus.
Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg hätte auch für große Auftritte gesorgt. Seine Reden hätte er sich ganz offiziell schreiben lassen können. Und auch Flugerfahrung ist reichlich vorhanden.
Matthias Wissmann, ehemals gelobter Bundesminister, heute Präsident des Automobilverbandes VDA, wird stets als Vorbild genannt. Dem ist nicht zu widersprechen. Er galt schon in der Politik als hoch qualifiziert.
Wie sieht es da aktuell im Bundesparlament mit sich anbietenden Kandidaten aus? Leider schlecht.
Dirk Fischer (CDU), Vorsitzender des Verkehrsausschusses: „Die Ticketabgabe bringt für die hiesigen Flughäfen und unsere deutschen Airlines Nachteile im Wettbewerb. Anders kann man das nicht sehen.“ Trotzdem hat er für die Luftverkehrsabgabe gestimmt, logisch?
Patrick Döring, verkehrspolitischer Sprecher der FDP: “Niemand von uns hat sich die Ticketabgabe gewünscht. Ein nationaler Alleingang verzerrt immer den Wettbewerb, das ist unstrittig.“ Trotzdem hat er für die Luftverkehrsabgabe gestimmt, logisch?
Soviel Unsinn wird Siegloch nicht reden können.

Und was die fachliche Kompetenz betrifft, so muss man sehen, dass einer der Gegenspieler von Siegloch, Peter Ramsauer heißt. Ganz kurzfristig war dessen Name als neuer Verteidigungsminister im Gespräch. Das hätten die Bissigen Bemerkungen gut gefunden. Damit wäre der Afghanistan-Krieg schnell zu Ende gewesen, denn die Taliban hätten sich totgelacht. Auch so kann man einen Krieg gewinnen. Aber was sagten die berühmten „Insider“ zu Ramsauer? Es liege ihm nicht so, sich zu sehr in Details einzuarbeiten. Deshalb hält er sich auch das wichtigste Branchenthema „Single European Sky“ vom Halse. Also, da kann Síegloch aus dem Stand mithalten.

Lieber Klaus-Peter Siegloch, lesen Sie bitte nicht nur das von Dirk Rogl empfohlene fvw-Abo, dort gibt es “nur” Informationen. Schauen Sie lieber öfters bei den BBBs rein, da finden Sie die richtige verbale Power für Ihren künftigen Job. Viel Erfolg!
—————–
In eigener Sache.
Herzlichen Dank für die vielen Glückwünsche zum 10jährigen Jubiläum der Bissigen Bemerkungen. Das war toll und hat gut getan. Natürlich muss man dann auch manches Geschenk ertragen, wie dieses Buch: „Je mehr Zähne mir ausfallen, umso bissiger werde ich…!“

Im Reiseradio (www.reiseradio.org) kommen diesmal Jugendverbände mit einem brisanten Thema zu Jugendreisen zu Wort. Prof. Feige spricht über noch immer dringend notwendige Investionen in der Hotelbranche und der oberste Sparkassenchef ermuntert zum Kreditaufnehmen. Bei den akustischen Bissigen Bemerkungen geht es um Terminnöte vor und auf der ITB, um ein zweijähriges Kind, das alleine Bahn fahren muss und auch sonst noch um allerlei Aufreger.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Die ITB der Breitmaulfrösche und eine verpatzte Award Feier

Wie unterschiedlich reagieren Banker und Touristiker wenn sie „glauben“ das Ende der Krise sei gekommen? Die Banker zocken wieder und die Touristiker feiern wieder.
Ach war das (endlich) wieder schön dieses Jahr auf der ITB. Alle liefen herum und grinsten freudig, dass man meinten konnte, man wäre auf dem Jahresausflug der Breitmaulfrösche. Die Anzahl der Partys war deutlich erhöht, die Stimmung unvergleichlich besser als im letzten Jahr und jedes kleine Pluszeichen wurde als Indikation „verehrt“, dass es dem Patient wieder besser ginge. Wobei man ja weiß, wie Touristiker solche Pluszeichen „erstellen“. Da wird der Tageseingang oder Wocheneingang von Minizielen gegenüber Vorjahr oder Vorwoche oder auch mal Kreuz oder Quer verglichen. Irgendwie gibt es immer etwas Positives zu erkennen und mit Prozent-Rechnen kann man schließlich alles so erklären, wie man es gerade mal brauchen kann. Hauptsache die Presse greift es auf und das tat sie dieses Jahr zur Genüge.

Insofern war es in diesem Jahr nicht so einfach etwas zum Beißen zu finden. Und der berichtenswerteste Flop fand streng genommen sogar vor Beginn der ITB statt: Die „Award Night“ des Travel Industry Clubs. Eigentlich waren und sind die BBBs überzeugt, dass die Idee des Travel Industry Clubs eine gute und unterstützenswerte Ist. Aber bekanntlich ist „gut gemeint“ nicht immer identisch mit „gut gemacht“. Oder noch schlimmer, langsam muss man nachhaltig daran zweifeln, ob Touristik-Manager das richtige Publikum für eine solche Veranstaltung sind. Für Networking sind die Touristiker sehr gut geeignet, sogar ausgesprochen prädestiniert dafür. Für eine Preisverleihung aber fehlt überwiegend das Interesse und bei einigen muss man auch Defizite an richtigem Benehmen anmelden.

Hinsichtlich der eigentlichen Preisverleihung kann man höflich anmerken, dass noch viel Verbesserungspotenzial vorhanden ist. Im Mittelpunkt einer solchen Veranstaltung sollten die zu Ehrenden stehen und nicht die Sponsoren (das war noch schlimmer als Werbeunterbrechungen beim Privatfernsehen). Man könnte noch etliche andere Wegfall-Punkte nennen um die Veranstaltung abzukürzen. Merke: Touristiker sind offensichtlich nicht in der Lage sich länger als eine Stunde ruhig zu verhalten!
Besonders peinlich und unverzeihlich war, einem Auszuzeichnenden das falsche Unternehmen zuzuordnen (Mario Kubsch „von Traveltainment“).

Aber wirklich schlechtes Benehmen muss man wiederum dem anwesenden Manager-Publikum attestieren. Die Ankündigung „jetzt kommt ein dreiminütiges Musikstück“ wurde von fast der Hälfte des Publikums zum Anlass genommen, unwiederbringlich den Saal zu verlassen. Das war eigentlich eine Ohrfeige für den Veranstalter. Der danach von außen immer stärker anschwellende Lärmpegel erinnerte stark an die Veranstaltung vor zwei Jahren, als der damalige Keynote-Speaker Schirrmacher (FAZ) deswegen seine Rede abkürzte (siehe BBB „Peinlich, peinlich, peinlich“ vom 22.9.2008). Einen ähnlich schlechten Eindruck dürfte in diesem Jahr die Referentin des Abends, die Fraktionsvorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion Renate Künast, mitgenommen haben. Während sie tapfer in der ersten Reihe ausharrte, leerten sich hinter ihr die Reihen und der Lärm von draußen war bis in die erste Reihe zu hören.

Die Verleihung des wertvollsten Preises, des „Lifetime Awards“ zur späten Stunde war dann sowohl hinsichtlich der beabsichtigten Bedeutung des Preises wie auch des zu Ehrenden nicht mehr angemessen. Ein Glück, dass Laudator Robert Salzl seine ganze persönliche Klasse in eine hervorragende Rede einbrachte und man damit wenigstens zum Schluss sehen konnte, wie man „so etwas“ auf hohem Niveau machen kann.

Nachtrag: Wirklich überraschend und ausgesprochen sensationell war aber die SMS, die der Travel Industry Club am nächsten Morgen an die Teilnehmer des Abends verschickte. Darin entschuldigte er sich für die Überlänge des Abends (und für ein bisschen mehr). Damit konnte der Veranstalter das „Ergebnis“ zwar nicht mehr auf Sieg, aber zumindest noch auf „Unentschieden“ verbessern. Dafür gebührt ein großes Kompliment.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

Am 8.März ist Weltfrauentag

Ja, liebe Männer, schon Gedanken für ein Geschenk zum Weltfrauentag gemacht?
Wahrscheinlich wieder mal vergessen.

Da ist die japanische Fluggesellschaft All Nippon Airways (ANA) wesentlich kreativer. Fast auf den Tag genau pünktlich zum Weltfrauentag richtet die ANA, als erste Fluggesellschaft der Welt, einen besonderen Service für Frauen ein: eigene Toiletten an Bord nur für Frauen!

Allerdings ist die ANA nicht von alleine auf diesen Service gekommen. Angeblich, und dieses Wort möchten die BBBs schon betonen, wären bei einer Umfrage nach den wichtigsten Kriterien für die Wahl einer Fluglinie, die Damentoiletten auf Platz 2 gelegen, gleich hinter der Qualität der Desserts. Zugegeben, auf diese Rangfolge wären wir auch bei intensivem Nachdenken nicht gekommen.

Übrigens ist nicht die Hygiene der Grund für den Wunsch einer reinen Damentoilette. Nach Aussagen eines ANA-Sprechers fühlen sich weibliche Passagiere lediglich gehetzt und unwohl, wenn sie wissen, dass ein Mann vor der Tür wartet. Also, liebe Männer, wenigstens zum Weltfrauentag mal etwas geduldiger sein.
Oder noch einen besseren Vorschlag an die Adresse der Männer: erklären wir doch die ganze ITB-Zeit zur Weltfrauenwoche und sind generell geduldiger, nicht nur vor der Toilette – sondern auch danach.

Es wäre ein Wunder, wenn beim ausgeprägten Ordnungssinn unserer japanischen Freunde, nicht auch die Ausnahmen zur Frauentoilette präzise geregelt seien. Also, Männer dürfen die Frauentoilette benutzen, wenn
– nach Absprache mit dem Kabinenpersonal, bei eingeschaltetem Anschnallzeichen, die betreffende Toilette die nächste sei,
– ein männlicher Passagier „sich unwohl fühle“ und
– wenn auf einem Flug fast nur männliche Passagiere an Bord wären.
Soviel Regelwerk muss schon sein.

Dann eine schöne und geduldige ITB allerseits.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)

ITB 2010 – „Same procedure as every year“ oder hat noch jemand einen Joker in der Tasche?

Schon wieder ITB (Internationale Tourismusbörse in Berlin)? Warum eigentlich? Ach so, die ITB gehört zur Branche, wie das Gaggern zum Eierlegen. Na, dann mal los, mit dem Gaggern, die ITB ist das ideale Forum dafür.

Leider hat Google einen Frühstart hingelegt. Die Meldung „Reisesuche im Web läuft prächtig“ hatte ITB-Format. Da hat Google mal so richtig auf die Pauke gehauen. „Suchanfragen, die typisch für die Einleitung konkreter Buchungsschritte sind“, das klingt gut. Sagt ja auch der „Head of Travel bei Google“. Das ist ein toller Titel, aber offensichtlich mehr Travel als Head.
Und das sind laut dieser Meldung die Super-Suchtrends:
„Pauschalreisen günstig“ plus 750 Prozent
„Flüge vergleichen“ sogar plus 917 Prozent
Was müssen das vorher für mickrige Zahlen gewesen sein, wenn man die so steigern kann? Aber solche prozentuale Steigerungen geben für die Berichterstattung eine Menge her, sind sie auch noch so absurd.

Dabei könnte die wirklich wichtige Meldung ungefähr so lauten:
„Die bereits bekannten Trends beschleunigen sich“.
– Polarisierung der Nachfrage wird noch stärker. Das untere Segment und das obere wachsen weiter. Gähn, gähn – ach wie langweilig. .
– Es wir noch mehr Spätbucher geben als letztes Jahr. Gähn, gähn – wie langweilig.
– All Inklusive wird noch weiter wachsen. Gähn, gähn – wie langweilig
Sorry, ist aber leider so. Interessiert aber nicht.
Dann versuchen wir es mal damit:
– Die Pauschalreise lebt noch. Ach was, das passt aber gar nicht in die Neuzeit.
– Die Reisebüros leben auch noch, die Veranstalter wollen sogar noch welche dazu erwerben. Ach was, das passt aber gar nicht in die Google-Zeit.

Ob ich noch zur ITB gehe? Na klar, will ja „mitgaggern“.
Deshalb müssen die BBBs noch schnell ein paar ITB-Meldungen erfinden:

Meldung 1: Die Kontrolle an den Eingängen der ITB wird dieses Jahr vom Personal des Flughafens München durchgeführt. Vor allem wenn Schichtwechsel ist, kann man auf die Messe mitschleppen was man will.

Meldung 2. Lufthansa wird bekannt geben wie der neue A380 heißen soll. Bekanntlich sind (wahrscheinlich durch Manipulation) innerhalb von 48 Stunden 8.000 positive Bewertungen für den Namen „Stalingrad“ eingegangen. Das will aber Lufthansa nicht gelten lassen. Jetzt soll der Super-Jet auf den Namen „Silke Kohlschitter“ getauft werden. Das ist die taffe Arbeitsrichterin vom Arbeitsgericht Frankfurt, die eigentlich LH-Management und VC-Cockpit blamiert hat, weil sie vormachte, wie man Einigungsgespräche sinnvoll führt. Besser kann sich LH nicht bedanken, dass sie Millionen an Streikkosten gespart hat.

Meldung 3: Der Fugzeughersteller Airbus sucht bekanntlich einen Käufer für seinen Toilettenhersteller Dasell. Auf der ITB wird die Bundesregierung bekannt geben, dass sie kaufen wird. Mit ihrem „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“ hat sie soviel „Sch….“ gebaut, dass professionelle Entsorgung benötigt wird.

Ihr Feedback, Ihre Anregungen, Ihre Meinung ist gern gesehen. (hier klicken)