Täuschen und Tricksen
Als das Fluggastrechteportal “Fairplane” vollkommen “selbstlos” quasi über Nacht beim Berliner Landgericht erwirkte, dass das eigentlich schon abgeschlossene (und Vueling zugeteilte) Niki-Insolvenzverfahren, jetzt nach Österreich verlegt und neu ausgeschrieben werden müsse, herrschte großes Unverständnis.
Aber als dann im Januar 2018 in einem beispiellosen Ãœbernahme Coup Niki Lauda, im Unterschied zur ersten Entscheidung, den Zuschlag bekam, feierte man in der Alpenrepublik die gefundene “nationale österreichische” Lösung. Wie schön das klingt, wenn man fest daran glaubt, dass der Schein mit dem Inhalt identisch sei.
Der “lange gemeinsame Weg” war recht kurz
Es dauerte gerade mal zwei Monate, dann ließ Lauda die Maske fallen und der Gewinner war (Ãœberraschung?) O’Leary. “Ryanair steigt bei Lauda Motion ein und hat ein Vorkaufsrecht auf mehr” – da schäumten Markteilnehmer und -beobachter gleichermaßen. Vieles, was in den zwei Monaten zuvor von Lauda und seinem Management versprochen wurde, war nur noch Makulatur. Ebenso ist es nun um den “langen gemeinsamen Weg” geschehen.
Jetzt wurde bekanntgegeben, dass Ryanair schon im Dezember 2018 Lauda Motion komplett übernommen hat. Das kann dann auch nicht mehr darüber hinwegtäuschen, was in der Realität ohnehin zu sehen ist: Ryanair hat das Sagen.
Damit landet das angeblich “letzte Filetstück” von Air Berlin ausgerechnet im Rachen der Iren. Eine Riesenenttäuschung – auch für die Mitarbeiter.
Karsten Mühlenfeld plädiert für Offenhaltung von Tegel
Noch so eine seltsam anmutende Story: Der ehemalige BER-Chef und Ex-Verwalter von Deutschlands längster Dauerbaustelle, Karsten Mühlenfeld, hat sich nun für die Offenhaltung von Tegel ausgesprochen. Hat er uns nicht jahrelang erzählt, warum das aus rechtlichen Gründen überhaupt nicht geht? Jeder der anderer Meinung war, hat von ihm auch gleich eine abbekommen.
Die Lösung ist ganz einfach. Mühlenfeld ist seit August letzten Jahres in Diensten von … Na, raten Sie mal? Genau: in Diensten von Ryanair. Und Ryanair fordert schon viel länger den Weiterbetrieb von Tegel. Zufälle gibt es.
Entscheidung über BER-Fertigstellung erst nach der Brandenburg-Wahl
Jetzt wollen wir doch mal unter der Ãœberschrift “Täuschen und Tricksen” einen Blick in die Zukunft werfen: “Wird er oder wird er nicht”, als Steigerung von Shakespeares “Sein oder nicht sein – das ist hier die Frage”. Noch bevor man dem aktuellen BER Chef Lütke Daldrup eine Frage stellt, antwortet er schon, wie sicher der Eröffnungstermin im Oktober 2020 sei.
Als ich im November 2017 in den Bissigen Bemerkungen schrieb, “freuen Sie sich auf den 19. August 2020, 3000 Tage Nichteröffnung BER (seit 2012)”, ließ ich schon durchblicken, dass dies nicht das letzte Jubiläum sein könnte.
Jetzt war Lütke Daltrup gefordert, vor dem Landtag in Brandenburg, sein Wissen preis zu geben. Der Satz, der mich aufhorchen ließ, lautete: “Die Abnahme des BER-Hauptterminals wird erst nach der Wahl des Landtags Brandenburg stattfinden. Die Wahl ist für den 1. September 2019 angesetzt.”
Er hätte auch sagen können: “Liebe Abgeordnete, ich werde Euch im Wahlkampf nicht mit schlechten Nachrichten zum BER stören.” Wie nett von ihm.
Spätestens jetzt ist mir endgültig klar: BER Eröffnung 2020 wird die Luftnummer des Jahres. Aber wie die anderen Beispiele zeigen, gehören Luftnummern ja zur DNA der Branche.
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