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Hallo Flugbranche, bitte laut melden

Eisiger Wind aus Schweden weht der Flugbranche ins Gesicht. “Flygskam” also “Flugscham” macht seit einem Jahr eine nicht für möglich gehaltene Medienkarriere. “Zeit online” schrieb vor ein paar Tagen “Wer noch ins Flugzeug steigt ist ein Klimasünder”. Punkt aus, schämt Euch.

Aber das neue Schlagwort “Smygflyga”, also “heimlich fliegen”, ist für die Branche noch viel gefährlicher. Der zuerst als tröstend scheinende Botschaft, Menschen fliegen trotzdem, fehlt der Weiterempfehlungscharakter. Voller Freuden über seine Reisen zu berichten, hatte immer auch eine Multiplikatorenwirkung. Wer “heimlich” fliegt, ist als Werbender für die Flugbranche verloren.

Gegen den sich aufbauenden völlig undifferenzierten Verteufelungswahn von Flugreisen durch polemische Klimaaktivisten tut sich die Branche bislang schwer. Offensichtlich unterschätzt sie sogar noch, wie heftig die Klimadebatte die Diskussion in den nächsten Jahren bestimmen wird.

Emotionen statt Fakten

Die Flugbranche versucht mit Fakten dagegen zu halten. Das kann nicht gelingen.

Wie hoch die CO2-Belastung durch den Flugverkehr wirklich ist, dass es weltweit Tausende von viel schlimmeren CO2-Umweltsündern gibt, die viel mehr im Fokus stehen müssten, dass das Methan-Gas durch rülpsende Kühe für das Klima sogar um ein Vielfaches schädlicher ist als CO2, interessiert doch keinen Klimaaktivisten. Und die allgemeine Bevölkerung sieht sich hilflos dem medialen Mainstream ausgeliefert, wird fast erschlagen.

Die Flugbranche muss sich eine alte Kommunikationsweisheit stärker zu eigen machen: “Emotionen kann man nicht mit Fakten bekämpfen, Emotionen kann man nur mit Emotionen besiegen”. Es wird höchste Zeit, dass sich die Branche wesentlich offensiver und aggressiver in die gesellschaftliche Debatte einbringt.

Reisen verbindet. Punkt. Geschäftlich wie auch privat. Mehr Videokonferenzen statt persönlicher Meetings? Der Gedanke hat sich nach dem 11. September, nur Monate danach, als nicht akzeptabel erwiesen. Der Tourismus als Völkerverbindung? Wen sollten die Touristen mit ihrem Urlaub schon alles in den letzten Jahren retten: Phuket, Ägypten, Griechenland, Türkei, Afrika.

Politiker vergaloppieren sich

Aber reden wir nicht nur über puristische Klimaaktivisten. Auch eigentlich, zumindest der Papierform nach, honorige Politiker vergaloppieren sich in der hitzigen Klimadiskussion. Manfred Weber, konservativer Spitzenkandidat für die Europawahl, forderte TV-öffentlich, dass neben der Großindustrie, endlich auch die Flugbranche in den Emissionshandel einbezogen werden muss. Das hörte sich im Fernsehen gut an. Ganz leise sarkastisch machten Branchenvertreter darauf aufmerksam: “Das gibt es doch schon und Du Weber hast das im europäischen Parlament auch mit beschlossen”.

Verdammt nochmal, da muss man auch mal die höfliche Grundhaltung ablegen und “laut und vernehmlich” auf den Tisch hauen. Man kann sich gut vorstellen, wie ein vergleichbar umgekehrter Satz aus der Branche, einen tagelangen Shitstorm hervorgerufen hätte.

Die Branchenbosse dürfen nicht ignorieren, dass aus dem “Traum zu fliegen” (oder auch beruflich “Zwang zu fliegen”) ein “ich schäme mich zu fliegen” wird. Alles halb so schlimm heißt es dann. Thomas Cook und Tui konnten sich vor kurzem auch nicht vorstellen, dass es mal so schnell heftigen Gegenwind geben könnte.

Die Branche muss auch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jetzt darauf einstimmen, stolz offensiv zu argumentieren und sich zu ihrem Arbeitgeber zu bekennen.

Flugscham kann nicht die Lösung sein. Obwohl, ich muss zugeben, manchmal habe ich auch schon Flugscham empfunden, aber mehr im Sinne von Fremdschämen. Wenn Ryanair mal wieder einen Kampfpreis knapp über Null propagiert, wenn sich gleichzeitig Tausende von Klimarettern per Flugzeug irgendwo in einem Land treffen, um ein Kommunique zu beschließen, das schon vor der Abreise ausgehandelt wurde oder wenn die Bundestagsvizepräsidentin um die halbe Welt fliegt, nur um nachzusehen, ob es die Fidschi-Inseln noch gibt.

Etwas Tröstliches habe ich noch für die Branche. Dass das neue schwedische Schlagwort “tagskypt”, also “Zugstolz”, auch in Deutschland Kunden vom Fliegen abhält, kann ich mir bei unserer Bahn zur Zeit nur schwerlich vorstellen.

 

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Urlaub oft günstiger

„Urlaub oft günstiger“
Rheinische Post, 9.3.2010
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Horror-Szenarien zeigen Wirkung

„Horror-Szenarien zeigen Wirkung“

travel tribune, 8.1.09

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Aggressive Preise

Mit neuen „Preisideen“ beglückt uns die Branche. 1-2-Fly führt ab Winter den „Preisbrecher“ ein. Nachdem es schon den „Preisknüller“ bei Neckermann gibt, darf man davon ausgehen, dass wir uns demnächst an entsprechenden „Titeln“ aller Veranstalter erfreuen dürfen.
Um die Marketingabteilungen der Branche zu entlasten, machen die BBBs kreative Vorschläge.

Nach Preisknüller und Preisbrecher können wir demnächst erwarten:
Preisvernichter
Preisfresser
Preissenker
Preisplattmacher
Preiskiller
Preiskastrierer
Preisperforierer
Preissauger
Preisschlucker
Preisklatsche
Preishammer
Preisdämpfer
Preisbohrer
Preisdrücker
Preiszwerge
Preispuster
Preisschreck
Preislocher
Preismatscher
Preisschotte
Preisersäufer
und das Preischen

Und die Preise in diesen Katalogen heißen:
Diät-Preise
Bikini-Preise
Kostet-fast-nix-Preise
Mager-Preise
Spar-Preise
Superspar-Preise
Mini-Preise
Zwergen-Preise
Sieht-man-fast-nicht-Preise
Geldbeutel-Schonpreise
Lach-Preise
Quitschfiedel-Preise
Preisbeleidigungs-Preise

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Liebe Frühbucher, ihr müsst jetzt ganz tapfer sein

Frühbucher: Wer früh bucht, der spart!
Veranstalter: Dieses Jahr wird es weniger Last Minute geben!
L´tur: Das beste Last Minute Angebot aller Zeiten (lt. Bild am Sonntag vom 26.6.2005).

Am 1.7. will Touristik Report bekannt geben, wer zum Touristik Manager des Jahres gewählt wurde (die BBBs werden nächste Woche kommentieren). Wenn die Touristik-Werbeanzeigen-Überschrift des Jahres gewählt werden sollte, steht nach Meinung der BBBs der Gewinner schon fest. Der Sieger kann nur L´tur heißen mit einer Überschrift von BILD-Format: „Liebe Frühbucher, ihr müsst jetzt ganz tapfer sein.“ Eine Headline mit Klasse: Klare verständliche Ansprache für jene, die noch buchen wollen und feine Ironie für jene „Smarties“, die sich mit Ihrer Frühbuchung für besonders trendy hielten.

Dabei kann man nicht sagen, dass die Reiseveranstalter mit ihrer Prognose „dieses Jahr gibt es weniger Last Minute“ geschwindelt hätten (so etwas würden Reiseveranstalter nie machen!?). Ohne Zweifel wurden die eigenen Kapazitäten reduziert, aber die Reiseveranstalter sind zu ihrem Leidwesen nur ein Teil der touristischen Welt. Und die neuerdings nicht mehr berücksichtigten Hotels (von den Kapazitätserweiterungen in den Zielgebieten ganz abgesehen) sind ja nicht abgebrannt (wäre auch schade um die schönen Hotels), sondern suchen sich neue Vertriebswege. Ergo, bleibt genügend „Futter“ für die Last Minute-Anbieter.

Man kann auch nicht sagen, dass die Frühbucher-Abschläge nur Peanuts wären (im Gegenteil, die Schmerzgrenze ist wohl schon erreicht, wenn nicht gar überschritten). Aber auch mit immer höheren Frühbucher-Abschlägen macht man aus einem Last Minute-Fetischisten keinen Frühbucher-Fan. Allerdings kann man manchen zeitlichen Normalbucher in den Frühbucher-Bereich ziehen. Wer sich sicher ist, dass er buchen will, kann das auch einige Zeit früher machen und den Frühbucher-Rabatt „mitnehmen“ (siehe auch Diskussion über den Mitnahmeeffekt der Eigenheimzulage). Nicht zuletzt hat manche Erhöhung des Frühbucher-Rabattes ohnehin den Zweck, den Frühbucher der Konkurrenz wegzunehmen.

Bleibt zuletzt der Engpass der Flugplätze. Das kann in der Tat dazu beitragen, dass manche Zielgebiete „knapp“ werden (siehe zuletzt Kanarische Inseln). Kein Problem für den echten Last Minute-Fuzzie. Für ihn sind Zielgebiete sowieso austauschbar. Mallorca, Tunesien, Türkei, was solls; Hauptsache Sonne, preiswert und vor allem verfügbar. Und dies alles gibt es noch genügend im Angebot (siehe Anzeige).

Liebe Frühbucher, seid nicht so traurig. Tapfer müssen wir alle sein, ob gerade jetzt nach dem Fußballspiel gegen Brasilien oder nach der nächsten Bundestagswahl. Ihr, meine lieben Frühbucher, habt uns eines voraus, Ihr seid beim Tapfersein wenigstens schon geübt!

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Wann führen die Billig Airlines den „Minus- Preis“ ein?

Die Preise für Billigflüge bei den Billig Airlines fallen schneller als das herbstliche Laub. Auf 19,99 Euro folgten 1,99 Euro und als Steigerung verschenkt Ryanair Tickets für Billigflüge als Werbeaktion. Wann bekommt man endlich Geld cash auf die Hand, als Belohnung dafür, dass man fliegt?

Die Wortprägung „Minus-Wachstum“ hat schon vor längerem Eingang in unseren Sprachschatz gefunden, als euphemistische Bezeichnung für den Abwärtstrend. Was zur Zeit auf dem Sektor der sog. Billig Airlines geschieht, erschließt dem Wahnsinn jedoch eine neue Dimension. Wie sagte schon Nietsche: „Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes – aber bei Gruppen, Parteien, Völkern die Regel.“ Hätte er erst die Billig Airlines und Billigflüge gekannt!

Zweifellos haben die etablierten Airlines mit ihrem Hochpreis-Niveau diese Entwicklung direkt herausgefordert und wie beim Zauberlehrling nehmen die Dinge jetzt ihren Lauf. Als die 19,99 Euro auf den Markt kamen, war den Experten klar, da springt die nächste Billig Airline drunter. Über 16,90 Euro zu 10,90 Euro kamen letztlich als bisheriger Tiefpunkt die 1,99 Euro, soviel kostet z. Z. ein Burger bei McDonalds. Ryanair ist noch konsequenter, die verschenken einen Großteil der Tickets. Angeblich sollen es bis heute schon 900.000 verschenkte Tickets gewesen sein. Die Steigerung kann demzufolge nur noch sein, dass demnächst eine Billig Airline beim Erwerb eines Tickets noch cash Geld auszahlt: Der „Minus-Preis“ wäre geboren! Dieses Wort hätte alle Chancen „Wort des Jahres 2003“ zu werden (die BBB melden jetzt schon die Urheberschaft an diesem Wort an).

Bislang gab es eine (unausgesprochene?) Übereinkunft, dass touristische Strecken von diesem „Treiben“ auszunehmen seien. Auch hier lag es auf der Hand, dass es nur eine Frage der Zeit sein konnte, bis auf der dafür am allerbesten geeigneten Flugstrecke, nämlich nach Palma de Mallorca, der Preiskrieg beginnen würde. Kaum gedacht, schon geschehen. Nach Vertragsabschluß zwischen TUI und Germania, leider haben zu diesem Thema die Fachzeitschriften den „Bissigen Bemerkungen“ schon die Arbeit abgenommen, eröffnet Germania jetzt mit Mallorca eine neue Rennstrecke für die Billig Airlines. Der Preis für diese Billigflüge beträgt einheitlich 55 Euro, gut zu merken, weil gültig zu jedem Termin. Dieser Preis ist „billiger“ als jeder andere bisherige Earlybird, Sunshine, Kleeblattpreis oder sonstige Sonderpreis. Sofort konterte Air Berlin mit 49 Euro. (Frage: Warum muss Air Berlin eigentlich billiger sein als Germania?)

Wenn diese oder andere touristischen Strecken jetzt zum Wettbewerbsfeld der Billig Airlines werden, dann kann man sich noch auf manche Überraschung freuen und dann ist der „Minus-Preis“ in der Tat nicht mehr weit. Erstaunlicherweise macht es noch allen Spaß. In „Fragmente“, den philosophisch-aphoristischen Schriften von Novalis heißt es so schön: „Gemeinschaftlicher Wahnsinn hört auf, Wahnsinn zu sein, und wird Magie, Wahnsinn nach Regeln und mit vollem Bewusstsein.“ Dann „Guten Flug“.

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