14. Juni 2011
Antwort: Die einen haben politische Power, die anderen sehen nur gut aus!
Betrachten wir mal nicht das Vordergründige, dass die EHEC-Krise uns einige Tage heftig in Atem hielt. Stellen wir mal nicht in den Vordergrund wie schlimm die Auswirkungen für die Erkrankten waren (und sind). Schauen wir doch einfach mal hinter die Kulissen. Ist Ihnen aufgefallen, wie schnell die Politik sich darüber einig war, dass die Bauern finanziell entschädigt werden sollten. „Die Gemüsebauern seien unverschuldet in Schwierigkeiten geraten“, so der allgemeine Tenor, weil das Robert-Koch-Institut (und andere) zu voreilig vor Gurken, Tomaten und Salaten warnten.
Jetzt erinnern Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, mal ein gutes Jahr zurück: Aschewolke über Deutschland. Die Verluste für die Reisebranche waren in ähnlicher finanzieller Dimension. Für einige sogar im Bereich Existenz gefährdend. Und hatte die Reisebranche daran Schuld? Trotzdem wurde heftig darüber berichtet, welche Schadenersatzforderungen die Verbraucher insbesondere gegenüber Fluggesellschaften hätten (obwohl die nicht Verursacher waren). Inzwischen weiß man, dass diese Warnung ebenso unnötig war, wie aktuell jene vor Gurken und Tomaten. Schadenersatzforderung gegenüber dem Bund? Pustekuchen. Im Gegenteil, die Branche bekam anschließend zur Belohnung noch die Luftverkehrsabgabe aufgebrummt.
Warum dieser Vergleich? Beide Problemfelder werden uns in Zukunft häufiger beschäftigen. Zum einen: BSE, Geflügelpest, Dioxinskandal, EHEC, die „Einschläge“ kommen in kürzeren Abständen. Zum anderen: Die isländischen Vulkane Eyjafjallajökull und Grimsvötn, letzte Woche in Chile Puyehue-Cordon Caulle und jetzt ganz aktuell am Pfingstmontag der Dubbi in Eritrea. Die gute Nachricht zum aktuellen Vulkan – endlich ein Name den man ohne Zungenbruch aussprechen kann. Die schlechte Nachricht – es ist nicht auszuschließen, dass die Wolke Richtung Arabische Halbinsel zieht. Dann träfe es wieder Fluggesellschaften, die wir gut kennen. Nicht so heftig wie bei einer Aschewolke über Deutschland (und Ramsauer könnte man das Ganze auch nicht in die Schuhe schieben), aber als Grund für ein verfehltes Ergebnis könnte es allemal reichen.
Die einen werden dann immer häufiger entschädigt und die anderen bekommen „zusätzlich“ den Emissionshandel aufgebrummt? Gerechtigkeit (welch großes Wort) sieht anders aus.
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Das Reiseradio (www.reiseradio.org) ist diese Woche auch nicht bissig, sondern präsentiert, inspiriert vom pfingstlichen Heiligen Geist, liebevolle akustische Begegnungen mit Menschen, die unseren Urlaub – wie heisst es so schön – authentisch machen. Was immer der Begriff „authentisch“ auch für jeden Einzelnen bedeutet. So zum Beispiel: Wie lebt es sich auf einer Almhütte? Die Schweizer haben ja gerade die derzeit witzigste touristische Social Web Kampagne gestartet mit Sebi und Paul auf www.urlaubohneinternet.de. Passend dazu erzählen echte Alm-Sennerinnen, wie es sich oben in den Bergen so lebt: Witzig und an einer Stelle auch deftig!
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23. Aug. 2010
Es war einmal eine Regierung, die wollte auf einer Klausurtagung sparen. Irgendeine böse Fee, flüsterte den Regierenden ins Ohr: „Am einfachsten geht sparen, indem man seinen Bürgern in die Tasche greift“. Entgegen jeder ökonomischen Vernunft (wegen der zusätzlichen Kostenbelastungen für den Standort Deutschland – der ansonsten doch immer so hoch und heilig gepriesen wird), beschlossen die Regierenden daraufhin zwei neue Steuerarten einzuführen: eine Luftverkehrsabgabe und eine Brennelementesteuer. Da wunderten sich aber die Manager dieser Branchen, denn keiner hatte mit einem solchen Unsinn gerechnet.
Die Manager der Luftfahrtindustrie klagten gleich laut. Dummerweise aber jeder für sich alleine. Zwar waren alle gegen die neue Abgabe, aber leider nur halbherzig in der Argumentation. Denn relativ schnell, clever gedacht, wurde ersatzweise etwas St. Florians – Gedanke in die Argumentation eingebaut. So rieben sich Air Berlin und Lufthansa aneinander mit dem Thema: wie sollte, wenn schon überhaupt, die Belastung für Kurz- und Fernstrecke sein. Condor rieb sich mit LH-Cargo mit dem Thema: Wenn schon, dann doch auch Belastung für die Fracht. Und besonders clever überraschte der Flughafen Frankfurt die restlichen deutschen Flughäfen mit der Argumentation wie relativ wenig umweltschädlich doch eigentlich Langstreckenflüge seien. Die danach angedachte eventuelle Zusammenlegung zweier Verbände (von Flughäfen und Fluggesellschaften) dürfte von der Verschärfung der Schlagkraft her allerdings überschaubar bleiben. Zuletzt wurde noch eine Unterschriftenaktion gestartet. Ein “bewährtes klassisches Kampfmittel“ mit in der Regel guten Erfolgen bei Mobilisierung von Eltern gegen Schulstress. Der erwünschte überregionale „virale Effekt“ dieser Aktion ist leider noch nicht erkennbar eingetreten.
Aber wie man professionell, besser gesagt brutal, mit einer „nicht folgsamen“ Regierung umzugehen hat, zeigten die Manager der Energiebranche. Sich gegenseitig austricksen? Doch nicht wir! Da zeigte sich sehr schnell die jahrelange Erfahrung aus vielen „Preisgestaltungsrunden“. Da wurde der Regierung zuerst mal in einem unverschämten Ton gedroht, evtl. Teile des Betriebes gleich einzustellen. (Wäre ja interessant geworden mal „Streik von oben“ zu erleben.) Aber nicht genug, in ganzseitigen Anzeigen in allen relevanten Tageszeitungen wurde der Regierung danach mächtig der Marsch geblasen. Sprachlich und inhaltlich zwar nicht immer ganz verständlich, aber dafür umso deutlicher im scharfen drohenden Ton. Und die Energie-Manager legten sicherheitshalber noch eine Schwarte drauf. Da unterschrieben nicht nur die vier Energiebosse, sie sammelten gleich noch die Unterschriften all´ jener ein, die für Lärm machen in unserer Republik bekannt sind. Nicht zuletzt solche „begabten“ Manager wie Herr Josef Ackermann (vergessen die kleine süße Geburtstagsfeier, die letztes Jahr Frau Merkel für ihn im Kanzleramt ausrichtete) oder Herr Oliver Bierhoff (der schon in den Verhandlungen mit dem DFB bewies, wie man richtig frech werden kann) oder Herr Wolfgang Clement (bewährter Atom-Scharfsschütze gegen Ypsilanti im Hessenwahlkampf) oder Herr Otto Schily (als Mini-Kohl verweigert er beharrlich die gesetzlich vorgeschriebene Offenlegung seiner Abgeordneten-Nebeneinkünfte) unterstützten die Energiebosse. Flugs waren 40 „sehr wichtige“ Unterschriften beisammen. Ein bunter Haufen, den nur eines verbindet, nicht zimperlich zu sein, wenn es um die Durchsetzung eigener Interessen geht. Bemerkenswerterweise haben 40 Männer unterschrieben, es ist keine einzige Frau dabei. In der Wirtschaft so richtig Druck machen ist offensichtlich noch immer Männersache.
Und jetzt die große Quizfrage für die Leser der Bissigen Bemerkungen. Welche Branche wird sich gegen die Regierung durchsetzen?
Schreiben Sie bitte nur, wenn Sie auf die Reisebranche tippen, dann muss ich nicht so viele Emails lesen.
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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) erfahren Sie diese Woche sehr viel über das Thema Flusskreuzfahrten. TUI Deutschland Chef Dr. Böttcher erklärt warum TUI sich jetzt auch hier ganz besonders engagiert und der Chef der Arosa Flotte, Lars Clasen schildert, warum er glaubt, dass immer noch genügend Luft für seine Flotte sein wird. Außerdem wird auch noch getauft und gefeiert, aber hören Sie selbst.
In den akustischen Bissigen Bemerkung geht es um das neue deutsche Aufregerthema „Google Street View“ und wie wichtig das neue Angebot für die Tourismusindustrie werden könnte (für einige –windigen- Anbieter allerdings auch mit eher negativem Ausblick).
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