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Aschenputtel bleibt Aschenputtel

Vor drei Wochen bezeichneten die Bissigen Bemerkungen die Tourismusbranche als das Aschenputtel unter den Wirtschaftsbranchen. Inzwischen liegt der Koalitionsvertrag CDU/CSU/SPD vor, die schlimmsten Befürchtungen wurden wahr. In gerade mal 9 von 8.376 Zeilen wurde das Thema Tourismus gestreift („behandelt“ wäre übertrieben formuliert). Das entspricht 0,1% (also ein Zehntel eines Prozentes) des gesamten geistigen Ergusses im Koalitionsvertrag. Das ist die totale Missachtung einer Branche, die für die Schaffung von Arbeitsplätzen steht, wie kaum eine andere. Da wurde im Märchen selbst Aschenputtel von der bösen Stiefmutter mehr Beachtung geschenkt.

Dabei hatte gerade noch im Juni 2017 der BTW in seiner Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus“ auf fast 3 Mio. Arbeitsplätze(6,8% von allen) und auf eine Wertschöpfung von 100 Mrd. Euro hingewiesen. Jetzt könnte man sagen, Quantität ist nicht alles, auf den Inhalt kommt es an. Aber diese neun Zeilen sind auch unpräzise formuliert. Mit dem ersten Satz: „Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, auch in ländlichen Bereichen.“ wurde schon eine der 9 Zeilen mit einer Feststellung statt Zukunftsvorgaben verschenkt. Wobei die Kürze der nächsten 8 Zeilen beweist, „Tourismus mag wichtig sein, aber nicht für die Regierung“.

Jetzt müsste man annehmen, ob dieser politischen Geringschätzung wäre ein Aufschrei der Entrüstung durch die entsprechenden Branchenverbände erfolgt. Weit gefehlt. Der DTV in der Person von Reinhard Meyer spricht von einem „guten Verhandlungsergebnis für den Tourismus“. Wie bitte?

Und der BTW-Vorsitzende Michael Frenzel spricht von einem „Schritt in die richtige Richtung“. Ich weiß nicht, im letzten Koalitionspapier war der Tourismus immerhin doppelt so stark erwähnt. Immerhin hat er in seiner Stellungnahme eingeschränkt, da würde er voraussetzen, dass die angekündigte „Tourismusstrategie“ tatsächlich einen „ganzheitlichen wirtschaftspolitischen Ansatz“ beinhalten würde“.

Allein der DRV äußert sich kritisch: „Dürre Aussagen über den Tourismus lassen den wirtschaftspolitischen Sachverstand vermissen, Problemlösungen fehlen“. Darüber hinaus habe ich aber keinen krachenden Aufstand feststellen können.

So hat diese Branche auch nicht Besseres verdient. Wo bleibt die Aufschreikampagne #SchlaginsGesichtderTourismusbranche“ oder so ähnlich.

Bei der Recherche zum Thema Politik und Tourismusbranche bin ich auf eine Pressemeldung des DRV zu einer Zusammenkunft von DRV und TUI Group mit den tourismuspolitischen Sprecherinnen und Sprecher der vier im Bundestag vertretenen Parteien getroffen am 30.5.2017. Gut gemeint wahrscheinlich, auch vom Datum her, aber nicht gut gemacht. DRV und TUI Group sind nicht die gewünschte „eine Stimme“ der Branche und der Einfluss der  tourismuspolitischen  Sprecher auf die Wirtschaftspolitik der Regierung hält sich sehr in Grenzen (ich habe schon mehrfach darauf hingewiesen).

Schon die Überschrift der Pressemeldung „Wachsende Bedeutung des Tourismus“, ist unglücklich. Der Tourismus ist wirtschaftspolitisch schon immer sehr bedeutend gewesen und kein Newcomer.“ Unverändert gravierende Bedeutung des Tourismus“ wäre besser gewesen. Auch die weiteren Statements in diesem Papier, leider habe ich es schon oft erwähnen müssen, haben keine politische Schubkraft. Da wurde postuliert:

–In den wichtigen Sachfragen viel Ãœbereinstimmung

–In einer Sache waren sich alle einige: Der Tourismus sollte in der Politik ein Stellenwert zukommen, der angesichts der volkswirtschaftlichen Bedeutung angemessen ist.

–Es soll wieder einen eigenen Tourismusausschuss geben, der in seiner Bedeutung gestärkt werden sollte.

–Staatssekretär nur für Tourismus

Was soll man dazu sagen: Der zweite Teil der Überschrift in der Pressemeldung hieß: „Experten aus dem Bundestag wollen Tourismuspolitik aufwerten“. Dies ist spätestens durch die minimalistische Behandlung im Koalitionsvertrag „als nicht geschafft“ widerlegt. Auf den Tourismusausschuss, der in seiner Bedeutung gestärkt werden soll, möchte ich hinsichtlich der Besetzung der Vorsitzenden Position nicht eingehen.

Was könnte noch einmal politischen Rückenwind für den Tourismus bringen? Ein 100%-Staatssekretär für Tourismus (und keine Halbtagsstelle), sonst kann man die im Koalitionspapier angesprochene nationale Tourismusstrategie vergessen.

Eine Köstlichkeit in der Koalitionsvereinbarung möchte ich noch zum Besten geben. Im Abschnitt Luftverkehr steht: „Alle Beteiligten sind aufgefordert an einer zügigen Fertigstellung des neuen Hauptstadtflughafens BER mitzuwirken“. Welcher Märchentitel würde hier gut passen?

Des Kaisers neue Kleider (nur heiße Luft, die sind ja nackt) oder

Rumpelstilzchen („ach wie gut, dass niemand weiß“, dass ich zu einem Drittel für die Misere verantwortlich bin).

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Der Flughafen Münster/Osnabrück und seine Tierwelt: Eine unendliche Geschichte

Meldung 1: In der Nähe des Flughafens Münster/Osnabrück ist jetzt auch noch ein Kiebitzpärchen gesehen worden. Das verzögert und verteuert den geplanten Autobahnanschluss, weil dem Pärchen kein Umzug zugemutet werden kann.
Meldung 2: Der Kuckuck, ein unbestrittener Brutschmarotzer, ist zum Vogel des Jahres 2008 gewählt worden.
Ergo: Mit Vögeln gehen wir wesentlich „menschlicher“ um als mit unseren Mitmenschen.

Neben Aviation und Non-Aviation sollte der Flughafen Münster/Osnabrück noch über ein drittes Geschäftsfeld „Zoo der seltenen Tiere“ nachdenken. Nach Bachneunauge, Fledermäuse jetzt auch noch 1 (in Worten ein) Kiebietzpärchen. Wollen wir wetten, dass demnächst auch noch der Feldhamster mal kurz vorbeischaut?

„Wie mussten für das Vogelpaar einen Ersatzlebensraum in höchstens zwei Kilometer Entfernung nachweisen, damit die Tiere, falls sie sich durch den Bau der K1 gestört fühlen, ausweichen können“, klagte der Leiter des zuständigen Kreisstraßenbauamtes (lt. Bericht „Westfälische Rundschau“) und fügte hinzu: „Das sind Maßnahmen, die man schon kritisch hinterfragen kann“.

Dieses „Hinterfragen“ kann er vergessen. Was will man von einer Gesellschaft erwarten, die unbestrittenen Brutschmarotzer, wie den Kuckuck, zum „Vogel des Jahres 2008“ wählt.
Bekanntermaßen legt der Kuckuck seine Eier in fremde Vogelnester. Nach kurzer Brutzeit schlüpft der junge Kuckuck und wirft die restlichen Eier oder Jungen der eigentlichen Bewohner aus dem Nest. Anschließend simuliert er durch schnelle Rufe, das Nest sei noch voller Junge und treibt dadurch seine unfreiwilligen Pflegeeltern zur Höchstleistungen im Füttern an. Toll und ein solches Sozialverhalten wird auch noch ausgezeichnet!

Es scheint ohnehin so, dass die Tierlexika umgeschrieben oder zumindest ergänzt werden müssen. Dort heißt es immer „leben im Feuchtland“ oder „Ackerlandschaft“ oder so ähnlich. Bei Bachneunauge, Fledermäusen, Feldhamster und Kiebitzpärchen sollte man noch hinzufügen: „Leben besonders gerne auch in der Nähe von Flughafenerweiterungen und Neubaugebieten“.

Den vielen Hartz4-Empfängern und Beziehern von ALG II, denen eine solche soziale Fürsorge nicht vergönnt ist, empfehlen die BBBs eine Ich-AG zu gründen mit Geschäftszweck: Aufzucht gefährdeter Tierarten und Vermietung dieser an Interessierte in „baugefährdeten“ Gegenden.
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Zitat aus den BBBs von letzter Woche: Die Suiten im A380 sind zwar abschließbar, aber die Rollos leider nicht blickdicht, was offensichtlich dazu führte, dass „mancher Plan nicht in die Tat umgesetzt wurde“.
Inzwischen stellte Singapore Airlines klar: Luxuriöses Menü – ja, Champagner – ja, geräumige Kabine mit Doppelbett – ja, Sex zum krönenden Abschluss – nein.
Bleibt nur die Frage: Wann bekommt eigentlich Virgin den A380?

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„Hast Du die Abgabe gegeben, lässt es sich mit CO2 gut leben“. Prima Klima für Populisten, Pharisäer und Ablasshändler

Zwei Meldungen erfreuten uns diese Woche besonders.
Die Europäische Union will Weltmeister im Klimaschutz werden. Deshalb soll die Luftfahrt in den Emissionshandel aufgenommen werden. Ein neuer Ablasshandel bahnt sich an. Aber es soll Ausnahmen geben. Flüge in offizieller Mission von regierenden Monarchen, Staats- und Regierungschefs sowie den Ministern der EU-Mitglieder sollen nicht in den Emissionshandel einbezogen werden.

Und ausgerechnet unser Finanzminister Peer Steinbrück, der bei vielen Gelegenheiten Urlaubsverzicht für Arbeitnehmer predigt, „schwänzt“ die Tagung der Finanzminister der führenden Industrienationen (G7) weil er seinen Luxusurlaub in Namibia nicht um einen Tag verkürzen will.

Soviel kann man gar nicht essen, wie man angesichts dieser und ähnlicher Meldungen k….. möchte.

Wenn es darum geht den Menschen in Deutschland den Urlaub zu vermiesen, laufen unsere Politiker zu immer neuer Form auf. CO2-Ausstoß heißt das neue Giftwort gegen den Urlaub. Obwohl die Flugreisen nur ca. 3% des CO2-Ausstoßes verursachen (und demzufolge die Urlaubsflüge noch weniger) wird das Thema als neue „Anti-Urlaubs-Sau“ durch das Dorf getrieben und alle Pharisäer marschieren wieder stramm vorneweg (siehe BBB vom 5.3.2007 „Das Thema zur ITB: CO2- und anderer Schadstoff-Ausstoß“ http://karl-born.de/bbb/archiv/news-archive-5-3-2007.html ).

Mit Emissionshandel und CO2-Abgabe für Flugreisen, neuerdings sogar mit CO2-Abgabe für Kurorte (sicherlich zusätzlich zur Kurtaxe) soll jetzt das Klima gerettet werden. Ein Ablasshandel wie vor 500 Jahren bahnt sich an und viele sog. Kompensationsagenturen mit klangvollen Klima-Phantasienamen wollen ein Stück vom großen Kuchen abhaben.
Wie sagte der damalige Ablass-Superstar Johann Tetzel: „Sobald der Gülden im Becken klingt im huy die Seel im Himmel springt“. Denkste! Nix mit Seelenheil, die Lösung war viel profaner. Die Hälfte der Einnahmen diente dem Bau des Petersdoms in Rom, während sich die andere Hälfte Erzbischof Albrecht (von Brandenburg) und die Ablassprediger teilten. Der Bischoff benötigte die Einkünfte, um seine gegenüber den Fuggern aufgelaufenen Schulden abzuzahlen.

Wie wenig sich die „Oberen“ seit damals geändert haben!!
Jetzt heißt es: „Hast Du die Abgabe gegeben, lässt es sich mit CO2 gut leben“ (das gilt für Geber wie auch für Nehmer).

Die BBBs prophezeien jetzt schon, dass noch innerhalb eines Jahres der erste Skandal die Öffentlichkeit erschüttern wird, weil getrost bezweifelt werden darf, dass die Klimaabgaben komplett bei den entsprechenden Projekten ankommen werden und dementsprechend auch nicht die CO2-Emissionen gesenkt werden.
Die Tufts-Universität in Boston konnte nach einer Untersuchung von 13 Kompensationsagenturen nur vier davon empfehlen (lt. Die Zeit, 22.3.2007).

Die Europäische Union macht es sogar noch direkter, sie nimmt Flüge in offizieller Mission schon in der Ankündigung vom Handel mit Emissionsrechten aus. Dafür wird das Klima auch volles Verständnis haben.

Und dann haben wir noch einen chronischen Urlaubsverderber, unser Finanzminister Peer Steinbrück. Er ist ein Pharisäer der Extraklasse. Den Gürtel enger schnallen ist seine Lieblingsbeschäftigung. Dabei denkt er allerdings nur an den Gürtel von Arbeitnehmern und Arbeitslosen. Dabei ist sein Griff schneller als früher der Griff von Wyatt Earp zum Pistolenhalfter.
Aber wenn es um seinen eigenen Gürtel geht, dann gelten andere Maßstäbe.

Da sieht man ihn auf dem Presseball 2006 mit Smoking und Champagnerglas feixend „Wer hart arbeitet, darf auch feiern“, natürlich nicht auf seine eigene Rechnung.
Am letzten Tag seines eigenen Sommerurlaubs 2006 verkündet er der staunenden Öffentlichkeit „Deutsche sollen auf Urlaub verzichten“ und das gesparte Geld für die Altersvorsorge verwenden. Ganz toll, wenn man gerade in Urlaub war und sich um die eigene Altersvorsorge nicht kümmern muss (siehe auch BBB vom 20.8.2006 „Dampfplauderer der Woche: Finanzminister Steinbrück“, ).
Und jetzt macht er Urlaub in Namibia (ausgerechnet Langstrecke: i gitt, i gitt, was für ein Klimaschwein) und schwänzt dafür eine der wichtigsten internationalen Konferenzen, während für die Mitarbeiter der Fachabteilungen zur Vorbereitung dieser Konferenz eine Urlaubssperre verhängt wurde.

Wie lautet das Hauptmotiv für den Urlaub unserer Landsleute? Urlaub als Flucht vor dem Alltag! Bei solchen Politikern wirklich kein Wunder.

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Das Thema zur ITB: CO2- und anderer Schadstoff-Ausstoß

Da haben einige Politiker ja ein richtig schönes Thema kurz vor der Internationalen Tourismus Börse (ITB) angestoßen: Verzicht auf Fernreisen um die CO2-Emissionen zu verringern.
Der dabei erzeugt sprachliche Schadstoff-Ausstoß ist allerdings nicht weniger drastisch. Überraschender Weise vergaloppierte sich auch der Direktor der ITB, Martin Buck, in besonderer Weise. Er sieht ebenfalls ein Urlaubsproblem wegen CO2 und empfiehlt Urlaub in Deutschland. Sorry, lieber Herr Buck, wozu dann noch die ITB, wenn alle nur noch Urlaub im eigenen Land machen.
Außerdem ist die ITB unter diesem Gesichtspunkt, durch die Tausende aus aller Welt anreisenden Teilnehmer, ja eine richtige CO2-Schadstoff Vollversammlung.

Das passt zur ITB wie die Faust aufs Auge: Klimaschutz und Verzicht auf Urlaubsreisen, insbesondere Fernreisen. Vor kurzem sollten wir alle noch nach Ostasien fliegen, weil wir die durch den Tsunami-geschädigten Menschen durch unser Urlaubsgeld unterstützen sollten.
Die armen Entwicklungsländer, auf der ITB wieder prominent mit sehr schönen Messeständen vertreten, rechnen mit den Touristen als Haupteinnahmequelle.
Jetzt sollen wir plötzlich alle wieder zu Hause bleiben?

Das kennen wir doch schon; Politikerpopulismus der Urlaubsverzicht fordert, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit. „Man könne ja mal ein Jahr zwischendurch auf seine Fernreise verzichten!“ Klingt gut, haben Sie in Ihrem Bekanntenkreis jemanden der jedes Jahr eine Fern-Urlaubsreise macht? „Warum immer Urlaub in Asien, Deutschland ist doch auch schön.“ Pennen die alle? Das bestreitet doch niemand: Deutschland ist heute schon das Urlaubsland Nr. 1, vor allen anderen Ländern, vor Spanien, Türkei usw.. Und die Fernreisenden machen 5% aller Urlauber aus!

Ja, der verbale Schadstoff-Ausstoß ist schon gewaltig. Schauen wir uns doch mal an, wem zuletzt der größte Schadstoff-Ausstoß entwichen ist.

Auf Platz 1 steht leider der Direktor der ITB, Martin Buck. Ein ansonsten ganz netter und besonnener Zeitgenosse, vielleicht jetzt etwas stressgeschädigt, ist ihm am Wochenende zu diesem Thema folgendes Zitat entwichen: „Es setzt ein Bewustseinswandel ein (das Wort könnte von unserem Bundespräsidenten stammen). Heute ist Rauchen nicht mehr chic und in wenigen Jahren wird es in weiten Kreisen der Bevölkerung nicht mehr chic sein, während seines Urlaubs die Umwelt mit CO2 zu vergiften.“ Danach kommt dann noch ein Appell auf Urlaub im eigenen Lande.
Ist ihm klar was das bedeutet? Wenn alle Urlaub im eigenen Land machen (und das muss ja dann für alle Länder der Welt gelten), bedarf es keiner Internationalen Tourismusbörse mehr. Und die weitere Frage muss erlaubt sein: Ist dann heute schon chic (und nächstes Jahr) solch gigantische CO2-Emissionen zu verbrennen, nur um an der ITB teilzunehmen. Wurde die ITB früher als „Internationale Trinker Börse“ verspottet, ist sie heute die „Vollversammlung der touristische bedingten Schadstoff-Verursacher“.

Auf Platz 2 finden wir unseren Bundesumweltminister Sigmund Gabriel. Sein permanenter verbaler Schadstoff-Ausstoß ist schon legendär. Natürlich stößt er auch zu diesem Thema aus. Dabei ist er ein soooo großes Vorbild! Wann immer es geht fährt er mit der Bahn. Bis dummerweise vor kurzem bekannt wurde, dass parallel dazu sein („dicker“) Dienstwagen fährt, damit er am Ziel angekommen, sofort einsteigen kann. Sorry, so einer kann sich gerne aus unseren Urlaubsdispositionen heraushalten.

Auf Platz 3 finden wir dann den bayrische Umweltminister Schnappauf. Er will uns „lieber am Main entlang radeln sehen will, als im Fernreisejet“. Aber Achtung, Gefahr! Er war derjenige, der Bruno den Bär erschießen ließ, als dieser Urlaub in Deutschland machen wollte.

Auf Platz 4 des größten verbalen Schadstoff-Ausstoßes finden wir Frau Künast unsere ehemalige Ministerin für Verbraucherschutz. Ungefragt klärt sie uns auf, „dass es auch in Deutschland schöne Urlaubsregionen gibt“ (hält die uns für total unwissend?) und fordert „Pauschalreise muss künftig bedeuten: Halbpension mit Klimaschutz“. Zum Glück haben wir ein gutes Gedächtnis und erinnern uns an das Jahr 2003 (noch nicht lange her) als Frau (Ministerin) Künast und Herr (Bundesumweltminister) Trittin sich vor einem Ausschuss verantworten mussten, weil es ihnen nicht zumutbar erschien einen Linienjet zu benutzen und unbedingt mit einer Challenger der Bundeswehr fliegen wollten. Auf Druck der Öffentlichkeit hatten sie den bereits im Leerflug nach Brasilien beorderten Jet unterwegs wieder abbestellt. Klimaschutz vom Feinsten.

Direkt danach folgt dann unserer Tourismusbeauftragter (besser bekannt als Bayernbeauftragter) Hinsken, der meinte „es würde uns Deutschen nicht schaden (welch putziges Wort an dieser Stelle), mal zwischendurch Urlaub im eigenen Land (sprich Bayern) zu machen“. Dabei hat er ganz vergessen, dass er uns das schon vor kurzem empfohlen hatte, „bis der internationale Terrorismus vorbei sei“.

Alles falscher Alarm, das Thema erledigt sich von alleine. Bei der aktuellen Politik, die dafür sorgte und weiterhin sorgt, dass das frei verfügbare Einkommen der breiten Bevölkerungsschicht immer weniger wird, kann sich ohnehin kaum noch einer eine Fernreise leisten.
Das größte Urlaubsmotiv heißt „Flucht vor dem Alltag“. „Leute kratzt die letzten Mücken zusammen“ für einen Fernflug in die Südsee. Aber nur one way!
Und in 20 Jahren gehen wir dort mit dieser Insel unter.

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Wie schützenswert ist das Bachneunauge am Flughafen Münster-Osnabrück?

Auf einem Branchentreff beglückte Air Berlin-Chef Achim Hunold die Anwesenden nicht nur mit seinem neuen Flugallianz-Partner Niki Lauda, sondern auch mit profunden Kenntnissen über das Bachneunauge und dessen Kostenwirksamkeit hinsichtlich des Flughafens Münster-Osnabrück. Die Anwesenheit dieses zoologisch nicht einfach zu definierenden Wesens verteuert den Startbahnausbau des Flughafens um rd. 10 Millionen Euro.
Eigene Recherchen der Bissigen Bemerkungen haben ergeben, dass dem Bachneunauge dadurch Sonderrechte zugebilligt werden, die konträr zu den Zielen der Agenda 2010 stehen. Aber richtig beneidenswert ist dieses Urvieh trotzdem nicht.

In der Nähe des Flughafens Münster-Osnabrück fließt der Eltingmühlenbach, ein noch relativ ursprüngliches Fließgewässer. Dort lebt das Bachneunauge (auch Bachneuenauge genannt, lat. lampetra planeri), ein ziemlich eigenartiges aalähnliches Tier von höchstens 15 Zentimeter Größe, das gesetzlich zu den Fischen zählt, aber zoologisch systematisch den “Rundmäulern” zugeordnet wird. Wie viel von diesen Tierchen hier ihr Dasein fristen, ist unklar. Umweltschützer schätzen, dass zwischen null (!) bis zwei Prozent vom nordrhein-westfälischen Bestand dieses Fabelwesens ausgerechnet in diesem Bach am Rande des Airports beheimatet sind.
Für den Flughafen hat das die Konsequenz, dass der Bach, in dem sich das (evtl. nur virtuelle) Tier aufhält, bei der Verlängerung der Start- und Landebahn auf einer Länge von 400 Meter “ökologisch überbrückt” werden muss.

Das heißt nichts anderes, als dass Lichteinlassfenster in die Runway eingebaut werden müssen, die so stabil sind, dass sie auch Flugzeuge aushalten können. Und das kostet mal eben schlappe 10 Millionen Euro. Auf den ersten Blick erscheint das auch angemessen, denn logischerweise hat ein Wesen mit neun Augen einen deutlich höheren Lichtbedarf als unsereiner mit nur zwei Augen.

Bei den Recherchen zu dieser Geschichte sind die BBBs allerdings auf allerhand Ungereimtheiten gestoßen, die den Kostenaufwand für die Lichteinlassfenster für überdenkenswert halten.
Erstens: Es ist bemerkenswert, dass diese Rundmäuler schon seit 400 Millionen Jahren existieren und nach dem heutigen Stand der Forschung sich nicht wesentlich verändert haben. Auch was ihr örtlicher Veränderungswille betrifft, sind diese primitiven Wirbeltiere ziemlich statisch. Insofern passen diese Urviecher überhaupt nicht mehr in die heutige Zeit, in der uns täglich gepriesen wird, dass wir uns verändern müssen. Wenn veränderungsunwillige Arbeitslose, ihr Arbeitslosengeld gestrichen bekommen, können diese veränderungsunwilligen Bachneunaugen keine besonders gestaltete Aussicht verlangen.
Zweitens: Die Geschichte mit den Neunaugen ist eine gigantische Werbelüge. In der Tat hat das Bachneunauge zwar auf jeder Seite neun Öffnungen. Aber zoologisch korrekt sind dies sieben Kiemenöffnungen, eine Nasenöffnung und nur eine Augenöffnung. Spätestens jetzt ist für jeden ordentlichen Steuerzahler die Sache mit den Lichteinlassfenstern gestorben.
Drittens: Die weit überwiegende Zeit ihres Lebens befinden sich die Tiere in einem larvalen Zustand, eine tierische Variante zu dem alten Sponti-Spruch “nach dem Studium direkt in die Rente” (wenngleich neuerdings beides nicht mehr erstrebenswert ist.).

Spätestens jetzt besteht Einigkeit, dass man eigentlich das Bachneunauge nicht mag. Sein leicht parasitäres Verhalten passt einfach nicht mehr in unsere Zeit.

Wenn man allerdings die ganze Geschichte vom Bachneunauge kennt, bricht einem fast das Herz und kein echter Airliner oder Touristiker möchte jemals mit einem Bachneunauge tauschen. Sobald das Bachneunauge erwachsen wird, verkümmert der Verdauungstrakt. Das erwachsene Bachneunauge lebt nur maximal sieben Monate, nimmt in dieser Zeit keine Nahrung (weder fest noch flüssig) zu sich und stirbt unmittelbar nach dem ersten und damit einzigen Geschlechtsakt. Aus die Maus.

Lieber Achim Hunold, ein Glück, dass Du an diesem Abend nicht die ganze Geschichte des Bachneunauges erzählt hast. Den Anwesenden wäre das Essen im Halse steckengeblieben und ins Bett hätte anschließend auch niemand mehr gehen wollen. Danke für die Rücksichtnahme.
Und was das Bachneunauge betrifft: Bei einem solchen Leben kann ein bisschen Licht mehr oder weniger das arme Tier auch nicht glücklicher machen.

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