The same procedure as every year
„The same procedure as every year“, dann muss entweder Silvester oder Internationale Tourismus-Börse (ITB) sein. Außerdem sind der Sketch von Freddie Frinton und die ITB fast gleich alt. Der „90. Geburtstag“ wurde zum ersten Mal 1963 im deutschen TV gezeigt, die ITB ist im Jahre 1966 gestartet. Beiden ist gemein, dass bei Frinton alles und bei der ITB fast alles berechenbar ist.
Wurde früher die ITB auch mit „Internationale Trinker Börse“ übersetzt, hat sich in letzter Zeit eher der Begriff „Internationales Tourismus Bla-Bla“ eingebürgert. Trotz aller Lästerei hat die Messe zumindest international gesehen schon ihre Bedeutung. So wünscht man z.B. dieses Jahr insbesondere dem Partnerland Ägypten von Herzen alles Gute, viel internationales Interesse und im Ergebnis viel Erfolg. Dieses fantastische Tourismusziel hat es mehr als verdient. Zumal, das dürfte in Vergessenheit geraten sein, Ägypten eines von fünf Länder auf der ersten ITB war. Just for Info, die fünf „Gründungsländer“ waren Deutschland, Ägypten, Brasilien, Guinea und Irak.
Etwas differenzierter kann man die Messe unter nationalem Gesichtspunkt sehen. Da wird aus der ITB (Internationale Tourismus-Börse) schnell die NEB (Nationale Eitelkeiten-Börse). Letzteres soll keinesfalls die Bedeutung Deutschlands als touristisches Ziel schmälern (wie könnte man das auch, es ist unverändert touristisches Ziel Nummer EINS), aber was sich da teilweise an den Ausstellungsständen von Kommunen, Städten, Verbandsgebieten oder sogar Bundesländern abspielt, stellt mitunter sogar die Komik von Freddie Frinton in den Schatten. Insbesondere wenn (arme) kommunale Angestellte in nichts sagenden Kostümen auf irgendwelche regionale Helden hinweisen sollen/müssen. Ob das dann zu „mehr Kunden“ für diese Region führt, darf mehr als bezweifelt werden.
Aber jede auch nur minimal vorhandene Kundenorientierung wird ins Gegenteil umgekehrt, wenn die aktuellen kommunalen Heroes, sprich Bürgermeister, Landräte, Dezernenten oder die für Tourismus zuständigen Minister eintreffen. Dann wird der Stand „dichtgemacht“, weil man sich um die VIPs kümmern muss. Diese finden das auch selbstverständlich, denn wenn man schon die „beschwerliche“ Anreise auf sich genommen hat, um sich in Berlin für die eigene Kommune in die touristische Bresche zu werfen, dann hat man das „im Mittelpunkt stehen“ verdient und eventuelle Kunden würden dabei doch sehr stören. Und wenn der heimische „Touri-Verantwortliche“ Glück hat, dann liegt sein Heimatdorf so weit entfernt, dass eine abendliche Rückfahrt unzumutbar ist. Na dann, wird der Polit-VIP auch keine Mühe scheuen um sich noch in das nächtliche Berliner Getümmel zu stürzen. Immerhin weiß er (wahrscheinlich) wie touristisch erfolgreich Berlin ist und da kann eine kleine Nachtstudie des Angebots nichts schaden.
Kommt dann der so Gestresste wieder zurück, dann hat er sicherlich nicht nur sehr viele Eindrücke, sondern auch eine große Müdigkeit mitgebracht. Jetzt ist Erholung angesagt. Aber bei der nächsten parlamentarischen Tourismusdiskussion wird er umso überzeugender die echten Tourismusprofis in den kommunalen Tourismusverbänden mit seinem weltmännischen Wissen aus Berlin belehren können.
Auf nach Berlin, die ITB ist ja so schlecht gar nicht. Aber die vielen aufgeblasenen VIPs (da sind die oben genannten noch nicht einmal die übelsten) stören schon sehr.
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