Verloren im Lufthansa Imperium
Die Aufgabe lautete: Am 17.1. nach Klagenfurt reisen, zu einem Vortragstermin um 19.00 Uhr. Vor fast auf den Tag genau vor drei Jahren war das noch einfach. Direktflug mit Air Berlin, Preis hin und zurück 83,00 Euro!!!!
Dieses Jahr, Air Berlin bietet keinen Direktflug mehr an, Lufthansa jetzt auch nicht mehr, bleibt nur Flug Hannover über Wien nach Klagenfurt. Preis aktuell hin und zurück: 1.210 Euro. So ist das nun mal, wenn es keine direkte Konkurrenz gibt. Spätestens hier wünscht man Air Berlin noch ein langes Leben.
Am besten passte ein Flug, angeboten von Austrian Airlines, mit OS-Flugnummer, Abflug morgens 7.00 Uhr in Hannover. Beim Check In durfte ich dann einen Teil des Lufthansa-Spar-Imperiums erleben: Flug nach Wien mit Germanwings und den späteren Flug nach Klagenfurt sollte Tyrolean Airways durchführen.
Trotz Schnee und sehr dichtem Nebel löst Germanwings ihre Aufgabe fast pünktlich.
Leider, das war die erste schlechte Nachricht an diesem Tag, der Weiterflug nach Klagenfurt um 10.00 Uhr ist gestrichen. Was macht man dann? Suche nach dem nächsten Austrian Ticketschalter um auf einen späteren Flug umzubuchen. Und da zeigt sich die erste Schwäche des zusammengelegten Spar-Imperiums. Weder auf dem (sehr) langen Weg in die Ankunftshalle, noch irgendwo in der Nähe gibt es einen Counter. Man muss raus aus diesem Terminal und in das Austrian Terminal zum Umbuchen. Nicht sehr kundenfreundlich.
Im Terminal nur schwache Besetzung an den Ticketschaltern, aber schon riesige Fluggastschlangen. Aber wofür gibt es einen HON-Counter (auch wenn man selbst kein HON ist), wenigstens da zählen die drei anstehenden Fluggäste noch etwas. Umbuchung auf den nächsten Klagenfurt-Flug um 12.50 Uhr klappte prima, wenn auch mit dem warnenden Hinweis „ob Ihr Koffer das auch schafft?“.
Eine Stunde später waren auf der Anzeigetafel alle Flüge gestrichen oder ein späterer Abflug angezeigt. Alle? Nein, „mein“ Klagenfurt-Flug und ein Innsbruck-Flug zeigten zwar kein Abfluggate, aber weiterhin Abflug 12.50 Uhr an. Auch als bekannt wurde, dass Wien-Airport bis 13.00 Uhr geschlossen sei, das gleiche Bild. Zwei tapfere Flüge nach KLA und INN verteidigen ihre optimistische Position. Auch ein freundlicherweise für mich getätigter Rückruf bei der Einsatzzentrale bestätigt, für den KLA-Flug sei man noch optimistisch.
Inzwischen ist die Warteschlange vor dem Transfercenter im Abflugbereich F auf über 120 Personen angewachsen (aus Langeweile habe ich gezählt). Obwohl 50 Meter weiter noch ein Transfercenter mit weiteren 4 Arbeitsplätzen ist, wird dieser nicht besetzt. Sparen zu Lasten der Fluggäste und zu Lasten des eigenen Personals! Als die Schlange wohl an die 200 Personen lang war, versorgten AUA-Hostessen die Wartenden mit Getränken (ein Hauch von Notversorgung, wie nachts auf der Autobahn, machte sich breit).
Kurz vor 12.50 Uhr, ich wollte mich gerade resigniert auf den Weg zum Ausgang machen, zeigten auch die Zwillinge KLA und INN „delayed 13.30“ an. Wobei dies nicht eine neue Flugzeit, sondern nur neue Info heißen sollte (welche alle anderen Abflüge schon seit Stunden hatten).
Die Flughafenschließung wird verlängert, aber keine neue Anzeige für „meinen Flug“. Ich resigniere jetzt endgültig und mach mich auf den Weg zum Ausgang. Wer die Situation bei Abflug F kennt, weiß, man ist gleich draußen aus dem Sicherheitsbereich und läuft einen „kilometerlangen“ Gang entlang.
Aber dann passieren mehrere Wunder gleichzeitig.
Wunder 1: Während ich auf dem Weg bin, wird zum ersten Mal konkret ein Abfluggate für meinen Flug angezeigt, F 05, dazu eine zeitnahe konkrete Abflugzeit von 14.05 Uhr. Schiet, ich bin schon aus dem Abflugbereich draußen.
Wunder 2: Direkt vor mir steht eine Sicherheitstür zum Abflugbereich, die eigentlich immer geschlossen sein sollte, einladend „sperrangelweit“ offen. Danke für das Angebot, nehme ich gerne an. Dahinter kam zwar eine Rolltreppe nach oben, aber man ist ja noch so sportlich, dass man auch eine hochkommende Rolltreppe nach unten laufen kann.
Wunder 3: Ich stand direkt vor „meinem“ Abfluggate F05.
Leider, leider, irgendjemand hatte mich verpetzt. Plötzlich standen zwei Sicherheitsleute neben mir und machten „auf Aufregung“, fragten aber erstaunlicherweise nicht, wie ich zu diesem Kurzweg gekommen sei.
Mein Versuch die Sicherheitsleute zu überreden, dass ich jetzt Minuten vor dem Abflug, nach stundenlangem Warten, meinen Platz nicht mehr räumen möchte, klappte leider nicht. Ein Sicherheitsmann meinte „die fliegen heute sowieso nicht mehr“. Als ich ihn auf die Counteranzeige aufmerksam machte, meinte er „die haben doch keine Ahnung“ Das war nicht sehr nett über seinen Airport („was erlauben Strunz“), leider hatte er Recht.
Also wurde ich zum Ausgang eskortiert und flitzte schnell wieder zum Eingang. Dort war eine Riesenabsperrung mit Bändern für Warteschlangenmanagement. Vier 4 Schleusen waren offen, aber ich war der einzige Passagier. Schnell durch und wieder zu F05
20 Optimisten warteten dort auf den Abflug. Ca. 14.15 Uhr erschien am Gate F05 die Anzeige „Boarding now“!!! Boarding, super. Ein Glück, dass ich wieder da war, zumal 5 Minuten später eine OS-Hostess am Counter erschien. Der liebe Gott, er macht manchmal auch Tagesarbeit. Denkste! 5 Min später wird das Anzeigeboard tief schwarz und die liebe Hostess verkündet, das war´s liebe Freunde. Der Flug fällt aus.
Und genau das nehme ich Euch übel, wobei ich nicht weiß, wer jetzt Euch ist. Lufthansa, Austrian oder Tyrolean? Für alle Flüge war bekannt wie es weitergehen sollte, egal ob späterer Abflug oder storniert: Nur Ihr habt aus Unwissenheit, Unvermögen, Vergesslichkeit oder schlichtem Sadismus mich (und einige andere) über Stunden hängen lassen.
Nächstes Problem, mein Abendvortrag in Klagenfurt. Für die Bahn war es jetzt zu spät. Blieb nur die Alternative Taxi, 350 Kilometer Fahrt über verschneite Fahrbahnen. Also ab in die Ankunftshalle, zu der ich schon dreimal unterwegs war um meinen Koffer zu holen. Bei lost & und found stand eine Schlange von ca. 100 Menschen, können auch mehr gewesen sein. Solange konnte ich nicht warten. Also ohne Koffer ins Taxi und ab nach Klagenfurt (für über 600 Euro). Der Veranstalter, der sich über meine Absicht zu kommen freute, orderte im Hotel für mich ein Beauty Case. Duschen, Rasieren und Zähneputzen und danach ab zum Vortrag vor über 200 Leute inkl. Politprominenz. Und den Vortrag im Pulli gehalten. Wie heißt eine Etikett-Regel: Sei nie besser angezogen als dein Gastgeber. Das war zugegeben eine etwas radikale Umsetzung dieser Regel.
Inzwischen wurde der Kofferverlust bei LH angezeigt. Leider bis heute noch keine Spur von meinem Koffer. Kleiner Hinweis für Lost & Found generell. Obwohl die Kollegin dort sehr nett war, könnte man das Auftreten verbessern. Wenn ein Kunde einen Kofferverlust meldet, sollte man zu ihm als erstes sagen: „Tut uns leid, dass Ihr Koffer weg ist“. Unabhängig wer Schuld daran hat. Das ist moderner Umgang mit dem Kunden: Soziale Kompetenz zeigen.
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Am Montagabend, 21.1., kommt im ARD um 20.15 Uhr, „Markencheck TUI“. Keine Ahnung in welche Richtung der Tenor gehen wird, aber man sollte sich das ansehen. Dabei fällt mir auf, dass die BBBs schon lange nichts mehr zum Thema TUI geschrieben haben. Vielleicht nächste Woche mit den Themen: Keine Tantiemen für die Aktionäre, aber 50% mehr Vergütung für den Aufsichtsrat. Da wird sich die Hauptversammlung freuen. Und muss der neue TUI-CEO noch mehr Leute von Vodafone mitbringen? Und ausgerechnet ……
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