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Was hat ein totes Pferd mit Tourismus Lobby zu tun?

In den nächsten Tagen wird sich entscheiden, wie wichtig Jamaika den Tourismus nimmt. Natürlich ist nicht die attraktive Tourismusinsel Jamaika gemeint, sondern dieses mehr als sonderbare bis peinliche Schauspiel in Berlin, das sich Sondierungsgespräche zu einer eventuellen Jamaika-Koalition nennt. Unabhängig davon wie diese Gespräche ausgehen werden, erfolgreiche Lobbyarbeit muss bereits jetzt gemacht werden. Ich bin sicher, dass Automobil-, Bauern- Energie- und Pharmaverband ihre Themen wie immer bereits bei den handelnden Personen platziert haben.

Wir, die BBBs, erinnern uns, dass im letzten Koalitionsvertrag nur 14 Zeilen!! (bei insgesamt 185 Seiten) sich mit dem Thema Tourismus beschäftigten. Da wurde dem „Jobmotor Tourismus“ deutlich die Grenzen aufgezeigt. Unglaublich war damals, dass zwischen Entwurf der Koalitionsvereinbarung und der endgültigen Fassung das Thema Luftverkehrssteuer auf wundersame Weise und fast unbemerkt komplett verschwunden war. Nicht einmal ein Prüfungsauftrag zur Abschaffung war übrig geblieben. Dementsprechend wurden in den letzten vier Jahren auch nicht mehr ernsthaft im Kabinett darüber gesprochen.

Vor vier Jahren, also zu Beginn der letzten Regierungskoalition, schrieben die BBBs drei große touristische Wünsche zur Klärung auf (siehe BBB vom 30.12.2013).
1.Luftverkehrssteuer
2. Neue Pauschalreise-Richtlinie (wurde damals schon seit einiger Zeit in Brüssel ausgebrütet)
3. Gewerbesteuer-Zurechnung
Die Bilanz dazu nach vier Jahren ist aus touristischer Sicht eine Katastrophe.

Zum Thema Gewerbesteuer-Zurechnung ist mir vor kurzem ein Zitat aufgefallen, das sehr tief blicken lässt. In Travel tribune (Nr. 38/17, Seite 13) wird der DRV-Vorsitzende Fiebig wie folgt zitiert:
„Wir haben bei diesem Thema auf die Politik eingeredet wie auf tote Pferde, doch niemand hat die heiße Kartoffel angefasst“.

Wenn Helmut Schmidt mal meinte, „wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, dann meine ich, wer mit toten Pferden spricht, braucht mindestens zwei Ärzte. Abgesehen davon, ist es nicht gerade intelligent die Regierung als totes Pferd zu bezeichnen – selbst wenn es stimmt. Aber am schlimmsten ist die Schlussfolgerung, „wir haben es versucht (wenn auch untauglich), aber es hat nichts bewirkt“. Es geht nicht um Taten, sondern, „an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ (Matthäus 7,16).

Für alle, die nicht so mit dem Thema vertraut sind in vereinfachter Kurzform: Der Gesetzgeber beschließt ein Gesetz. Ein Finanzamt legt das Gesetz anders aus, als es gemeint war. Eigentlich gäbe es nur eine logische Folgerung, der Gesetzgeber stellt nochmals klar, wie das Gesetz gemeint war. Aber, unerwartete Geldeinnahmen vor Augen, lehnt sich der Gesetzgeber (wahrscheinlich angetrieben von Schäuble) zurück, mit dem Argument, warten wir ab wie die Finanzgerichte entscheiden. Heißt deutlich gesagt: der Gesetzgeber wartet darauf, dass ihm ein Gericht sagt, wie sein Gesetz gemeint war. Perverser geht´s nimmer.

Als die Bundeskanzlerin Merkel auf dem BTW-Gipfel in Berlin ebenfalls den Unsinn sagte, „warten wir hier die Entscheidung der Finanzgerichte ab“ und außerdem noch beim Thema Pauschalreiserichtlinie ebenso falsch meinte „hier stehen sich Brancheninteressen und Verbraucherinteressen gegenüber“, blieb dies ohne jede Anmerkung des Veranstalters. Beim Weggang gab es sogar standing ovations der anwesenden Manager. Nur wenige, wie ich, blieben sitzen. Eine Jubelveranstaltung für die Kanzlerin bzw. für andere Spitzenpolitiker braucht kein Mensch.

Eine Erfolgsbilanz für die Tourismuslobby sieht jedenfalls anders aus.

Deshalb möchte ich heute etwas Werbung für den touristischen Verbandsnewcomer VUSR machen. VUSR steht zwar für „Verband unabhängiger selbständiger Reisebüros“, er hat sich aber inzwischen als Sprachrohr des Vertriebs insgesamt stark gemacht. Die nächste Versammlung steht für den 17.11. im Interconti in Berlin an. Ein Protagonist der „Bewegung“ (so nennt man das seit Macron) meinte der 17.11. könnte der Durchbruch werden. Die Tagesordnung ist exakt auf die aktuellen Vertriebsprobleme zugeschnitten.
Einen Tagesordnungspunkt „wie spricht man mit toten Pferden“ konnte ich nicht entdecken.

Er lässt sich die Worte nicht vorschreiben, aber wenn Sie Interesse haben, Karl Born für einen Vortrag zu engagieren bzw. ein Interview oder eine Stellungnahme zu touristischen Themen benötigen, zögern Sie bitte nicht Kontakt aufzunehmen: Telefon 0170 - 3 12 09 24 oder email.