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Wo ist man noch vor Peter Hahne sicher?

Erstes Ferienwochenende (NRW), Sonntagmorgen 10.00 Uhr, prima Sendetermin. Aber leider mit Peter Hahne. Die personifizierte Scheinheiligkeit, glaubte die Frage stellen zu müssen: „Wo ist man im Urlaub noch sicher?“. Wobei schon nach wenigen Minuten klar war, worauf es hinauslaufen sollte. Überall auf der Welt ist schlimme Terrorgefahr. Einzige denkbare Konsequenz: Auf keinen Fall in Urlaub fahren.

Sehr unverschämt, als er aufzählte wo man überall wegen Terrorgefahr nicht hinreisen kann und „Griechenland geht auch nicht mehr, weil da das Wechselgeld ausgegangen ist“. Abgesehen dass letzteres bislang frei erfunden ist, hätte die Gleichsetzung von Terror mit Wechselgeld-Problemen selbst von Hahne als niveaulos empfunden werden sollen.

Für mich als Zuschauer, stellte sich deshalb schon nach kurzer Zeit die viel wichtigere Frage: „Wo ist man vor Peter Hahne noch sicher?“. Lösung: Auf der Fernbedienung den roten Knopf drücken und später sich die Sendung in der Mediathek ansehen (allein aus beruflichen Gründen). Da kann man dann Hahne in kleinen Portionen zu sich nehmen, dann ist es nicht mehr so schlimm.
Zum Glück hatte Hahne zwei Gesprächspartner, den SPD MdB Uli Görtsch und den DRV-Vizepräsident Ralf Hieke, die auch bei seinen niveauarmen und oft widersprüchlichen Bemerkungen immer ruhig blieben. Kompliment, das hätte ich nicht geschafft.

Hahne kurz gefasst: Überall Terrorgefahr, kann man nirgends hinreisen. Immer mit dem Unterton Deutschland ist sicher. Erwähnt aber beiläufig, dass Innenminister de Maiziére gesagt hatte, „wir haben in Deutschland bisher nur Glück gehabt“. MdB Grötzsch verwies zudem auf den Terroranschlag in Dänemark. Man hätte Norwegen, Madrid, London usw. hinzufügen können.

Hahne zu Tunesien. Politik reagiert immer erst, wenn etwas passiert ist. Den Terroranschlag in Sousse hätte man vorhersehen können (diese Weisheit hat Hahne exklusiv, warum hat er nichts gesagt?). „1.000 Soldaten bewachen jetzt in Tunesien den Strand, angesichts von Soldaten kann man doch keinen Urlaub machen“, so Hahne weiter. Abgesehen, dass die Soldaten nicht nur den Strand von Sousse bewachen, ist mehr Sicherheit etwas, das Urlauber durchaus zu schätzen wissen (siehe mein Focus-Interview schon im Jahre 2002 über Urlaub der Zukunft: „Hotels hinter Stacheldraht“). Dabei ist es heute auch bei großen Veranstaltungen in Deutschland normal, dass intensiv Taschen- und Bodykontrollen vorgenommen werden. Man hätte Hahne auch auf die 17.000 Polizisten für den G7-Gipfel in Elmau hinweisen können.

Hahne: Man kann doch nicht in ein Ziel reisen, „wo die Leichen gelegen sind“. Deutsche Politiker lassen sich sehr gerne auf dem „Platz des himmlischen Friedens“ in Peking fotografieren. Da sind 1989 Tausende Demonstranten erschossen worden.

Herrlicher Widerspruch von Hahne selbst. Er schildert sehr ausführlich das Einreiseprozedere in die USA. Originalton: „man wird kontrolliert bis auf die Knochen. 3-4 Stunden bis man einreisen kann ist nicht außergewöhnlich“. Aber dafür bekäme man auch an hohes Maß an Sicherheit. Wirklich? Selbstverständlich versteht Peter Hahne auch die ganz NSA-Diskussion in Deutschland nicht. Wieder O-Ton: „Dank NSA hat manch geplanter Terroranschlag bei uns nicht stattgefunden“ (absolutes Exklusivwissen Hahne).

Eine große Frechheit war die äußerst polemisch gestellte Frage an Herrn Hieke: „Welche Verantwortung übernehmen Sie persönlich, Herr Hieke, wenn Sie jemand einen Urlaub empfehlen und dem Kunden passiert etwas im Zielgebiet?“. Frau Merkel hätte geantwortet: „ich mache das nach bestem Wissen und Gewissen“.

Zum Schluss des Interviews blieb Hahne dann nur noch die (einzig richtige) Feststellung. Wenn wir jetzt im Urlaub webleiben, haben die Terroristen erreicht was sie wollen. Das passte leider nicht zu seiner Sendung.

BBB-Vorschlag für die nächste Hahne-Sendung: „Auf welchen deutschen Autobahnen ist man noch sicher?“. Auf der von mir oft befahrenen A2 ist man es leider nicht. Er könnte dann noch mehr als 1.000 Unfälle auf den Autobahnen durch LKWs aufzählen, sich dann die Nationalität der Fahrer ansehen und schon wäre ein neues Feindbild für Hahne perfekt.
Mist nur, dieser Unsinn wird mit unseren GEZ Zwangsgebühren verzapft.

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