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10.08.2003 Die WestLB oder "wer will an der Touristik teilhaben"?


Die WestLB will spätestens im Frühjahr 2004 ihre Anteile an der TUI verkaufen. Gerüchteweise denken auch KarstadtQuelle und Lufthansa über ihre Beteiligungen an Thomas Cook nach.

Kommentar Karl Born:

Die WestLb und ihre Beteiligungen, das sind nicht immer Erfolgsgeschichten. Nicht von ungefähr wird in NRW gespottet, das Kürzel "LB" wuerde nicht für Landesbank, sondern für "leidende Beteiligungen" stehen. Leider gilt dies auch für das touristische Engagement. Als die WestLB 1993 in einer für Juristen historischen Aufsichtsratssitzung den indirekten Einstieg in die TUI schaffte, gab es namhafte Kritiker, die mehr als sarkastisch auf Parallelen zur LTU hinwiesen und weitere Parallelen vorhersagten: Auf dem Zenit der Firma mit viel Geld einsteigen, nach wenigen Jahren mit Verlust wieder aussteigen, zwischendurch hoher Verschleiss an Geschäftsführer/Vorständen und am Ende quälende Suche nach neuen Teilhabern.

Spätestens nach den finanziellen Problemen mit Boxclever (wofür steht hier eigentlich clever? fuer Robin Saunders?) denkt die WestLB neu über ihre Beteiligungspolitik nach. Erstaunlich die bisherige Affinität zu britischen Beteiligungen. Da war neben anderen die Minibeteiligung an Thomas Cook/UK. die schwer nachvollziehbar war, später in die TUI eingefügt, von der TUI hochgepäppelt, an C&N verkauft und von den Managern aus Oberursel dann (weitgehend) saniert wurde.
Ähnlich überraschend war, dass ausgerechnet eine deutsche Bank, nachdem angeblich alle britischen Banken verzichtet hatten, die Finanzierung des neuen Londoner Wembley-Stadions übernahm. Die BBBs hatten am 6.5.2002 [Link] ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, welche negative Verbindung mit diesem Stadion jeden "echten deutschen Fussball-Fan" belastet. Aber wer weiss, einmal um die Ecke gedacht, könnte ein Flop der WestLB auch hier, so etwas wie eine späte Rache fuer 1966 sein.

Zu einer echten Belastung fuer den Kurs der TUI-Aktie wird die frühe Ankündigung eines definitiven Verkaufs des TUI-Anteils jedenfalls werden, da helfen auch aktuell bessere Buchungszahlen wenig dagegen.

Nur als unbestätigtes Geruecht hört man, dass KarstadtQuelle bei Thomas Cook aussteigen möchte um den WestLB-Anteil an TUI zu übernehmen. Karstadt und Quelle wieder als Anteilseigner bei TUI, was wäre vergleichsweise wie "Sportschau wieder im Ersten": Shareholder is coming home.

Ob Lufthansa den KarstadtQuelle-Anteil übernehmen würde, sei -ebenfalls wieder gerüchteweise- fraglich. Das Hauptinteresse der nationalen Airline würde mehr auf der Fluggesellschaft, sprich der früheren Condor, liegen, die inzwischen ihre Flugzeuge aber in Thomas Cook-Farben ummalte. Auf den Werbespot darf man gespannt sein, wie Lufthansa es angehen würde "160 Jahre touristische Erfahrung" wieder heraus- und "fliegerische Erfahrung" hineinzunehmen.
So richtig interessant hat diese Überlegung vor wenigen Tagen die FAZ gemacht, hinter der offensichtlich nicht nur "kluge Köpfe" sondern auch aufmerksame Rechercheure zu finden sind. In einem Beitrag mit der Überschrift "Das Geheimnis der letzten Condor-Flugzeuge" (wie aufregend) wurde darauf aufmerksam gemacht, dass entgegen landläufiger Meinung, eben nicht alle ex-Condor-Flugzeuge in Thomas Cook-Farben umgemalt seien, sondern einige Flugzeuge immer noch "fröhlich" im altvertrauten Condor-Design durch die Lüfte fliegen. Honi soit qui mal y pense, aber ein paar Euros fürs Ummalen würde die Lufthansa schon sparen.



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