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Archiv für Reisebuero

“Lufthansa wird airberliniger” und andere Ãœberraschungen

Manchmal gibt es Wochen, da weiß man mangels echtem Knaller wirklich nicht, worüber die Bissigen Bemerkungen berichten sollen (siehe BBB vom 9.2.09 „Albträume in einer Vollmondnacht“). Dann gibt es glücklicherweise wieder Wochen wie diese, da könnte man vor Freude gleich mehrfach zubeißen.

Eine kleine Auswahl gefällig?
1. Fusion von British Airways und Iberia: „Wenn zu einer Behinderung noch eine zweite dazu kommt, wird man nicht gesünder“ oder noch besser „Zwei Flügellahme wollen Jumbo werden“.
2. Angeblich kippt die Steuerermäßigung für Hotels: Das wäre fast Höchststrafe für einen Branchen-Doppelfehler. Zum einen hat sie extrem übertrieben ein nur zur Hälfte gehaltenes Wahlversprechen bejubelt (versprochen waren Steuerermäßigungen für Hotels „und“ Gastronomie). Zum anderen hat sie lauthals einen eigenen Wortbruch verkündet, nämlich die Steuerermäßigung nicht als „dringend notwendige Preisermäßigung“ weitergeben zu wollen, sondern „dringend notwendig für sich zu behalten“ (wofür auch immer).
3. Die Bundesregierung will mal wieder Streber sein und als erstes Land eine neue EU-Richtlinie umsetzen: Steuer auf das Essen im Flugzeug. Bei dem mageren derzeitigen Angebot an Bord kann da nicht viel Steuer anfallen.
4. TUI bietet Schönheits-OPs auf Reisen an und hat erfreulicherweise damit bei sich selbst angefangen: Malus verbessert, mehr Kapazitäten versprochen, Preise gesenkt, mehr „Extrawürste“ eingeführt und das ganze auch noch emotionaler verpackt. Wenn jetzt die Buchungstechnik noch stimmen sollte, wäre das alles eine „schlechte Nachricht“ für einige Reisebüros: Sie bräuchten ein neues Feindbild.

Aber der wirkliche Hammer der Woche war die Überschrift „Lufthansa wird airberliniger“ in Spiegel online. Da wird die Lufthansa-Presseabteilung beim Lesen ziemlich geschluckt haben, das war schon ein kleiner Kommunikationsgau. Aber auch inhaltlich kann dieser Ansatz, zumindest wenn er auch so gemeint sein sollte, nicht aufgehen. Alte BWL-Weisheit: „Wenn man die Konkurrenz kopieren will, macht dies nur Sinn, wenn die Kopie besser wird als das Original“. Wenn man das nicht kann, dann sollte man sich auf seine Stärken besinnen und diese intensivieren.
Kommentar eines Militär erfahrenen BBB-Lesers: „Nie auf das Schlachtfeld begeben, das der Gegner gewählt hat“. Und ein anderer BBB-Freund, mehr Fußball erfahren und offensichtlich auch sonst noch bewandert, gab den Hinweis: „Vermeide Auswärtsspiele (außer in der Liebe)“.

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Frühbucherfrist bis Ende Juli?

Alle sprechen von einem tollen Last Minute-Sommer, zumindest quantitativ. (Nur so nebenbei, das wurde von den Bissigen Bemerkungen schon anfangs des Jahres genau so vorhergesagt. Dafür gab es dann auf der ITB leider mehrfach heftige Kritik. Was soll´s, das haben wir weggesteckt.). Aber oh Schreck, da kommt die Nachricht auf den Schreibtisch „Frühbucherfrist bis 31. Juli verlängert“. Ja, sind da jetzt einige total verrückt geworden? Zum Glück kam einige Zeilen später Entwarnung. Es handelte sich um die Einladung zur DRV-Jahrestagung im Dezember in Ägypten. Da ist frühbuchen bis zum 31.7. durchaus angesagt (gemeint ist mehr der zeitliche Vorlauf, weniger ein eventueller Mangel an verfügbaren Plätzen).

Themen wird es dann genügend geben, wenn man die Buchungsentwicklung dieses Sommers Revue passieren lässt. Auf der Tagung sollte man aber weniger theoretisch über Krisen, Krisenentstehung und wie stark haben wir alle unter der Krise gelitten palavern. Vielmehr sollten konkrete (nicht allgemeine!) Erkenntnisse dargestellt und die daraus notwendigen Folgerungen erarbeitet werden.

Zum Beispiel: Welche Konsequenzen muss man aus der kurzfristig extremen Ausweitung des Urlauberwunsches nach Al Inklusive ziehen? Und das nicht nur für die künftige Produktgestaltung und Preisbildung, sondern auch für die Infrastrukturentwicklung der wichtigsten Zielgebiete. Und wenn man weiterdenkt:
Wie schnell und wie stark wird dieser Trend für den Deutschland-Tourismus durchschlagen?

Anderes Beispiel: Wie kann die Branche auf die Entwicklung im Last Minute-Bereich reagieren? Dabei aber nicht nur an den nächsten Sommer denken, sondern an den nächsten Winter! Lassen wir mal den aktuellen Buchungsstand für den kommenden Winter beiseite, wer denkt jetzt schon an Winterurlaub. Wichtiger ist etwas anderes: Schon in zwei Monaten ist Bundestagswahl. Und unmittelbar danach, werden die dann Regierenden die Liste ihrer Grausamkeiten vorlegen. Erinnern Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, an die Erhöhung der Mehrwertsteuer nach der letzten Bundestagswahl, als aus dem Wahlkampfversprechen der CDU von plus 2% und dem Wahlkampfversprechen der SPD von keiner Erhöhung, der „saubere mathematische Durchschnitt von 3% gebildet“ wurde? Stellen wir uns mal darauf ein, dass uns im 4. Quartal 2009 ähnliche Überraschungen präsentiert werden. Als Folge wird es die gleiche Verunsicherung der Bevölkerung hinsichtlich ihres Einkommens geben, wie anfangs dieses Jahres. Und wer noch an eine generelle Mehrwertsteuersenkung für das Gastgewerbe glaubt, wie gerade eben von den französischen Nachbarn vorgemacht, der glaubt auch die Erde sei eine Scheibe und Männer würden Frauen verstehen.
Die Konsequenzen für das Buchungsverhalten der potenziellen Touristen liegen auf der Hand. Da sollte man schon heute über eine entsprechende Kommunikations-Strategie nachdenken und nicht so schwer „in die Gänge kommen“ wie in diesem Sommer.

Die Geschichte von Luxor (Gloria und Untergang) sollte aber nicht zum Menetekel für die Branche werden. Also rechtzeitig „pro-aktiv“, so heißt das neue Zauberwort, gegensteuern. Die Preissenkungen sind ja schon ein Anfang, aber das alleine wird nicht reichen.

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ITB 2009: Reiseanalyse, chaotische Verkehrssituation und einen schönen Preis für die Bissigen Bemerkungen

1. Reiseanalyse 2009
Die Bissigen Bemerkungen von letzter Woche („nicht den historischen Fehler von 2002 wiederholen“) führten zu heftigen Diskussionen in Form von Email-Zuschriften und ergaben sowohl neue Klick-Rekorde für die BBBs als auch eine unerwartet hohe Anzahl neuer Newsletter-Abonnenten. Vielen Dank.
Insbesondere durch die traditionell auf der ITB vorgestellte Reiseanalyse, das wohl renommierteste Marktforschungsergebnis der Branche, fühlen sich die BBBs bestätigt.
Demnach sehen 75% der Bevölkerung die Finanzkrise als besorgniserregend an, aber nur 15% geben an, dass ihre Urlaubsplanung davon betroffen sei. Natürlich ist 15% immer noch eine sehr hohe Zahl, aber nach den Daten der Reiseanalyse wird sich diese Betroffenheit eher in einem „Sparen am und im Urlaub“ äußern als im „totalen Reiseverzicht“. Neben den bereits Gebuchten haben sich 45% der Bevölkerung bereits definitiv für eine Urlaubsreise in diesem Jahr entschieden, aber noch nicht gebucht (das sind ca. 10% mehr als in 2008) und weitere 25% halten eine Urlaubsreise in 2009 für möglich.
Bei den geplanten Urlaubsreiseausgaben wird es noch interessanter. 58% wollen in 2009 gleich viel ausgeben wie in 2008, 9% wollen mehr ausgeben und 11% wollen weniger ausgeben. Insofern stimmen diese Zahlen mit dem Trendbarometer der Dresdner Bank überein. Aber, und jetzt kommt eines der wichtigsten Befragungsergebnissen, auf die Frage an die 11% die weniger ausgeben wollen und an die 22% hinsichtlich der Reiseausgaben noch unentschlossenen Bucher, wo sie mögliches Einsparungspotenzial sehen, antworteten 30% mit „Suche nach Sonderangeboten“.

Liebe Veranstalter und andere Reiseanbieter, das Thema Reiseschnäppchen (und in Folge „Last Minute“) möchtet Ihr am liebsten zum Tabu-Thema erklären. Aber diese Nummer läuft nicht. Wenn Ihr sehr laut über Eure Sparpotenziale nachdenkt, könnt Ihr das gleiche Denken Euren potenziellen Kunden nicht verwehren. Und die sind zu einem wesentlichen Teil der Meinung, wenn wir schon in einem Krisenjahr verreisen, dann wollen wir auch etwas als Gegenleistung, sprich Boni, bekommen. Dass man in der Höhe des Preisnachlasses angesichts des substanziellen Inhalts der Befragung nicht übertreiben muss, ist eine andere Frage. Es geht mehr ums Prinzip. Verstanden?
Also, Marketing und Yieldmanagement übernehmen Sie.

2. Verkehrssituation während der ITB
Das war teilweise die absolute Frechheit was sich die Berliner Verkehrsbehörden (oder wie immer diese bürokratischen Kurzdenker heißen mögen) während der ITB geleistet haben. Ausgerechnet am ersten Messetag „musste unbedingt“ eine der wichtigsten Zufahrtsstraßen zur Messe neu geteert werden. Da war kollektives Zuspätkommen für die Messeleute angesagt. Warum es außerdem nicht möglich ist an der Abbiegung Neue Kantstraße zur Messe für die Stoßzeit morgens eine andere Verkehrsregelung als nur eine einzige Abbiegerspur zu schaffen wird auch ein Berliner Geheimnis bleiben. In Hannover wird zur Cebit der Messeschnellweg auf allen Fahrbahnen morgens zur Einbahnstraße hin und abends zur Einbahnstraße zurück erklärt. Klappt hervorragend. Hannover mag in den Augen von Euch Hauptstädtern zwar Provinz sein, nichtsdestoweniger könntet Ihr etwas davon lernen. Da wirkt die gerade gestartete Berliner Freundlichkeitsoffensive direkt lächerlich, wenn morgens gefrustete Taxifahrer auf ebenso gefrustete Messebesucher treffen.
Also, erstmal Hausaufgaben machen.

3. Preis der Vereinigung der Deutschen Reisejournalisten (VDRJ-Preis) für Karl Born
In einer sehr stilvollen Veranstaltung und mit einer außergewöhnlichen Laudatio durch Rolf Nöckel von der Westdeutschen Zeitung, standen die Bissigen Bemerkungen im Mittelpunkt der Verleihung des VDRJ-Preises (Mehr zum VDRJ siehe unter www.vdrj.org). Am Ende der Veranstaltung bedankte sich Karl Born mit einer Drohung: Er wolle noch die 500. Ausgabe der BBB schaffen. Konkret hieße dies, dass die Branche noch zwei Jahre mit den Bissigen Bemerkungen leben müsse.
Auch an dieser Stelle nochmals vielen Dank an den VDRJ für den Preis und an Rolf Nöckel für die Laudatio (Bild von der Preisverleihung unter www.vdrj.org/index.php?op=pages&pageid=118)

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Superzielgruppe „Best Ager“? Nicht bei DERTOUR nach Afrika

Die Best Agers sind aktuell die Zielgruppe schlechthin. Alle sind bestrebt in dieser wachsenden und überwiegend noch kaufkräftigen Käuferschicht sich ihre Scheiben abzuschneiden. Alle? Fast alle.
Da blättert man entspannt durch den DERTOUR Sommerkatalog für Afrika und stutzt: Maximumalter 58 Jahre. Und das bei insgesamt zwölf Reisen.

Okay, hin und wieder findet man schon Altersbeschränkungen. Bei einem Tauchveranstalter an der Algarve steht Altersbeschränkung 80+. Einige Leihwagenfirmen haben keine direkte Altersbeschränkung, sondern fordern bei Fahrern über 70 Jahren einen kleinen Risikozuschlag.
Aber Maximumalter 58 Jahre, das schmerzt den Best Ager schon gewaltig. Da tröstet wenig, dass das Maximumalter bei DSDS schon bei 30 Jahren liegt. Das ist ja auch eine gehobene Kindersendung, da fühlt sich der Best Ager nicht so angesprochen.
Aber zu alt für eine Afrika-Rundreise? Gerade jetzt wo man so stolz auf seine Spätform ist und auch endlich Zeit und Geld hat? Das trifft das Ego zutiefst.

Leider gibt der Katalogtext keinen Hinweis auf das „Warum“. Warum überhaupt und warum ausgerechnet so exakt 58?

Also nichts wie rein in das nächste Reisebüro oder genauer gesagt in mehrere Reisebüros und in unterschiedlichen Städten. Das wichtigste zuerst: alle Reisebüromitarbeiterinnen waren sehr freundlich. Kompliment. Aber alle, wirklich alle, hatten bis dahin die Altersbeschränkung noch nicht gelesen und übten sich in Vermutungen. „Vielleicht zu anstrengend?“, wurde angesichts des fitten Gegenüberstehenden nur zögernd geflüstert. „Gilt sicherlich auch nur für einige“, wurde gleich nachgeschoben. Aber der in seinem Stolz getroffene Best Ager lässt nicht locker. Warum gerade 58 und warum so absolut limitierend?

Also Anruf bei DERTOUR. Zitieren wir nur die zwei „prominentesten“ Antworten:
1. Beim Aufbau der Zelten hätten sich die Älteren als nicht so kooperativ bewiesen. Dummerweise war die eine Testperson ausgerechnet ein „sehr erfahrener“ Zeltaufbauer. Sein Vorschlag, er könne ein „Zeltaufbau-Zertifikat“ vorlegen, wurde allerdings nicht weiter verfolgt.
2. Der Subunternehmer vor Ort lege Wert auf eine homogene Zielgruppe zwischen 25 und 40 Jahren. Hoppla. Deshalb steht also in der Reiseausschreibung Mindestalter 18 Jahre und Maximumalter 58 Jahre. Diese Logik überzeugt auch nicht so besonders.

Da überzeugte dann schon mehr die Bemerkung der Reisebüromitarbeiterin sowohl im ATLAS- wie auch im First-Reisebüro „Buchen Sie doch bei TUI, die haben so etwas nicht“.

Kurz überlegt man noch, ob man sich nicht ein kleines Taschengeld durch eine Diskriminierungsklage verdienen sollte, aber angesichts der wirklich netten Reisebüroverkäuferin, wurde das als unfair verworfen.

Schwacher Trost, DERTOUR-Chef Michael Frese dürfte seit kurzem auch nicht mehr! Falls er wollte. Aber da er nach eigenen Angaben gerade mit dem Golfspielen angefangen hat, ist er doppelt aus der Zielgruppe für diese Rundreisen raus.

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Die Reisebranche verbreitet Optimismus. Ist das taktisch klug?

Letzte Woche war Jahrestagung des Deutschen Reiseverbandes DRV, diesmal in Budapest. Same procedure as every year: Bester Optimismus hinsichtlich des künftigen Käuferverhaltens. Seelenmassage nach alter Einzelhandelstradition. Wenn in den Medien steht, dass alle kaufen, dann werden auch alle kaufen. Eine Art sich selbst erfüllende Prophezeiung.

Die Bissigen Bemerkungen wollen im Folgenden nicht beurteilen, ob dies inhaltlich richtig ist oder nicht. Es stellt sich vielmehr die Frage nach dem Zeitgeist. Der Ruf nach staatlicher Hilfe ist angesagt. Der erste Bankmanager hat schon laut und vernehmlich darüber spekuliert, dass sein Haus eigentlich keine Hilfe brauche, er aber aus betriebswirtschaftlichen Gründen überlege, die Hilfe trotzdem in Anspruch zu nehmen.

Nach Landesbanken und Privatbanken ruft nun die Automobilbranche um Rettung. Landes- und Bundespolitik überbieten sich bereits nach dem Motto „Wer gibt mehr“. Als nächstes haben sich die Autobanken von VW und BMW gemeldet. Ist doch logisch. Wenn es Bankbranche und Automobilbranche schlecht geht, dann muss man den Autobanken quasi doppelt helfen. Die Versicherungsbranche hat sich ebenso gemeldet, wie Flugzeugindustrie, Stahlkonzerne und die Windenergie.
Steinbrück warnt zwar schon vor der „Prozession der Bittsteller“, aber diese formiert sich bereits. Und „wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ in Form von Merkel/Steinbrück (im Prinzip auch nichts anderes als ohnehin schon!).

Dabei hat die Touristik beste Argumente. Einige Branchen haben bereits Zwangsurlaub angekündigt. Welch ein toller Begriff für die Tourismusbranche. Die Menschen müssen „zwangsweise“ in Urlaub fahren. Jetzt muss nur noch jemand das Geld geben, dass sie es auch können. Entweder den Urlaubern direkt oder der Branche damit diese noch attraktivere Angebote basteln kann.

Prima, wenn das Geld auf den Bäumen wächst. Oder ist das vielleicht unser aller Steuergeld (auch meines), das da gerade großzügig verteilt wird?

Wenn das der alte Thomas Cook noch erlebt hätte. Am 22.11. jährt sich übrigens zum 200.mal sein Geburtstag. „Happy Birthday“ Tommy.

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Zwei Wochen Mallorca und ein Pfund Kaffee bitte

Die ersten Reisebüros drehen den Spieß um. Endlich!
Ok, das Datum 1. April ist nicht glücklich, denn es soll ja kein Aprilscherz sein und dafür könnte es mancher Zeitgenosse halten. Das wäre schade.
Die BBBs haben schon immer die Meinung vertreten, und zwar nachhaltig wie man heute so schön sagt, dass Reisebüros, die nur Reisen verkaufen, leicht schwächeln könnten. Dabei sollte man jetzt nicht unbedingt von einer „Zwei-Säulen-Strategie“ reden, das klingt im Moment auch nicht gerade zukunftsfähig.
Nein, mal ganz einfach nachdenken, wie eines der Reisebüro Grundprobleme heißt: Fehlende Frequenz!

Wie schafft es ein Reisebüro potenzielle Kunden öfters bis regelmäßig in das Büro zu locken. Anders war die Tchibo-Idee „Jede Woche eine neue Welt“ schließlich auch nicht angelegt. In den Reisebüros ist das zwar nicht jede Woche eine „neue Welt“, aber selbst in dieser einen (alten) Welt gibt es jede Woche etwas Neues zu entdecken. Wie man sieht, so weit liegen Tchibo und Reisebüro nicht auseinander.

Also dachte sich ein kreativer hannoverscher Reisebüroinhaber (TUI TravelStar), dem der ganze Reiseverkauf bei Tchibo, Aldi, Lidl, Plus und wie diese Einzelhandels-Fuzzies alle heißen, schon lange „stinkt“, jetzt muss das Imperium (leichte Übertreibung durch die BBBs) endlich mal zurückschlagen. Und so läuft diese Woche eine Aktion (zusammen mit acht [?] anderen Büros) „Pfundweise Tchibo- Kaffee“ und das zu einem supergerösteten Preis von 2,99 Euro pro Paket. Dazu gibt es noch einen Reisegutschein über 25 Euro. Im Vergleich dazu ist ein Billigflug mit der hannoverschen TUIfly zu 19,99 Euro ja schon fast Wucher.
Die einheimische Presse jubelt kräftig mit und da dürften die 1.000 Kg Kaffee schnell über die Theke gehen.

Fazit: Bleibt es bei einer „einmaligen“ Aktion wäre es ein netter PR-Gag, aber schnell vergessen.
Bleibt Schnell-Variante 1: „Jede Woche etwas Neues in unserer Welt“ und das auf Dauer auch „erträglich“ kalkuliert.
Und Dauer-Variante 2: Langfristig trägt nur das „Tankstellen-Modell“: Umfangreicher Zusatzverkauf im Reisebüro und das nicht nur mit reisenahen Artikeln.

Fazit für die BBBs: Sich am 1. April rechtzeitig auf den Weg nach Hannover zu machen um so ein billiges Pfund Kaffee zu ergattern (vorausgesetzt man musste sich nicht schon morgens in der Früh´ anstellen). Und wehe, wenn es doch nur ein April-Scherz war!

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Diese Woche aufgefallen: Rewe-Reisen im Supermarkt und Werbung von alltours und Air Berlin

REWE wird künftig regelmäßig in seinen 3.000 Märkten auch Reisen verkaufen. Da fällt einem folgender Witz ein: Kommt ein Kunde in den REWE-Laden und will zwei Wochen Mallorca kaufen. Fragt die Verkäuferin in Gedanken versunken: am Stück oder aufgeschnitten?
Und letzteres könnte in anderer Form sogar eine echte Rolle spielen, denn für jede Buchung soll es einen 20 Euro Einkaufsgutschein geben. Lt. aktuellem REWE-Sonderprospekt (gültig 5. Woche) könnte man sich dafür 1 Pfund gekochten Schinken (am Stück oder aufgeschnitten?), 1 Kasten Becks-Bier und 1 Tüte Chipsfrisch kaufen. Na, da kommt doch gleich Urlaubsfreude auf.

Da sind die BBBs dann gespannt wie die Dachmarken-Diskussion bei REWE ausgehen wird. Eine Dachmarke nur für die Touristik oder eine Dachmarke für den „gesamten Laden“?

Und machen wir beim Thema Marketing gleich weiter. In der neuen Alltours-Werbung fragt jetzt schon der Grundschüler seine Klassenfreundin „Willst Du mit mir in den Urlaub fahren?“. Eine Frage, die natürlich „ohne meinen Alltours“ nicht beantwortet werden kann. Wenn nun einerseits die Werbezielgruppe immer jünger und der Frühbucher-Rabatt immer früher gültig wird, wird manch übereifriger Vater künftig seinen neugeborenen „Leon“ nicht nur gleich als Mitglied im Sportverein anmelden, sondern auch bei Alltours für den „Super-Jumbo-XXL-Neugeborenen-Frühbucherrabatt“ einbuchen lassen (einlösbar beim 1. Urlaub mit 50% Preisnachlass).

Und als letztes ist uns noch die neue Air Berlin Werbung aufgefallen. Früher hatten die Air Berliner die coolsten Werbesprüche der Nation, jetzt sind sie leider etwas „uncool“ geworden. Mangelnde Kreativität oder weniger Mut als Preis für Größe? Beides wäre schade.

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Weihnachtlicher Wunschzettel der Reisebranche

Wieder einmal ist den Bissigen Bemerkungen ein investigativer Coup gelungen. Sie konnten Einblick in die weihnachtlichen Wunschzettel der Reisebranche nehmen.
Eines kann man schon vorab sagen, die Wünsche sind wesentlich bescheidener geworden als in den Vorjahren. Aus Platzgründen können hier leider nur Auszüge veröffentlicht werden.

TUIfly wünscht sich das Große Controller Handbuch, speziell Band 4 „Wie ermittelt man das richtige Jahresergebnis“. Vorsorglich wünschen sie sich für das kommende Jahr auch noch „deutsche Flügel“.

Dr. Frenzel wünscht sich bescheidener Weise nur die „Forbes Liste der Milliardäre“. Einen möchte er sich noch daraus aussuchen, dann hätte er ein ruhiges Jahr vor sich. Er war der übrigens der einzige, der in seinem Wunschzettel auch andere bedacht hat. Für Wysser-Pratte wünschte er beispielsweise eines der ersten verfügbaren Tickets für einen Mondflug (allerdings one way).

TUI Deutschland hat seinen Wunschzettel in Deutsch und in Englisch geschrieben, damit ihn nicht nur das Christkind, sondern auch Peter Long lesen kann.

Der Wunschzettel von TUI Cruises sah übrigens etwas abgegriffen aus. Kein Wunder, seit Jahren wird immer der gleiche Wunschzettel vorgelegt „bitte ein konkurrenzfähiges Kreuzfahrtschiff“.

Der Thomas Cook-Vertrieb hat sich „mehr Liebe von den Reisebüros“ gewünscht. Interessanterweise haben sich die Reisebüros auch „mehr Liebe von Thomas Cook“ gewünscht. Ein (erfolgreiches) Reisebüro in Iserlohn und noch einige andere haben sich sogar beim Nikolaus die Rute für Geske und Loidl gewünscht. Das überrascht nicht. Wenn Holiday Land schon auf dem Nockherberg seine Tagung abhält, dann wissen sie ja, dass „Zerblecken“ angesagt ist.

Alltours hat sich gewünscht, dass der Andrang von Führungskräften anderer Veranstalter nachlässt, so viele freie Führungspositionen hätte man schließlich nicht mehr.

Ähnlich bescheiden ist auch der Wunsch von Lufthansa- Chef Wolfgang Mayrhuber. Er leitete seinen Wunschzettel mit den Worten ein, er neide Emirates keinesfalls das viele Geld, das hinter der Airline stehe. Aber so einen schönen Namen wie der des Emirates CEO, Scheich Ahmed bin Saeed Al-Maktoum, das wäre die Erfüllung. So eine kleine Namensänderung in „Scheich Ahmed Wolf bin Mayr Al-Huberoum“ könnte als Geschenk schon drin sein.

Etwas unverständlich wirkt auf den ersten Blick der Wunsch von Germanwings-Chef Thomas Winkelmann. Er schrieb etwas kryptisch, er möge Ende 2008 gerne sagen können „I can fly“.
Aber Vorsicht, für einige in der Branche ging dieser Wunsch schon in diesem Jahr in Erfüllung. Leider im wahrsten Sinne des Wortes.

Ungewohnt bescheiden zeigte sich Air Berlin im Wunschzettel. Sie wünsche sich nur den Namen des Auftraggebers für den (mindestens) 14% Anteil der Deutschen Bank. Von Hand war noch darunter gekritzelt „ein schnelleres Kartellamt würde auch nicht schaden“.

Einen ganz ausgefallenen Wunsch hat QTA-Chef Bösl. Er wünsche sich kein Geschenk, sondern ein „Nicht-Geschenk“. Auf keinen Fall dürfe einer seiner Kooperations-Mitglieder das Video des Films „Ratatouille“ geschenkt bekommen. Der Slogan des Films „Jeder kann kochen“, wäre schließlich absolut ungeeignet für eine Kooperation.

Erstmals wurde auch ein Gemeinschafts-Wunschzettel abgegeben und zwar von der „Kooperation der Spezialisten“.
Hierin schrieb Olimar: „Hilfe, wir haben einen Zahn verloren, wir brauchen dringend Ersatz. Aber bitte kein Implantat“.
Ameropa schrieb: „Liebes Christkind verschone uns von weiteren Bahnstreiks. Gegen einen kleinen Fluglotsen-Streik hätten wir allerdings keine Einwände“.
Studiosus bat dringend um Intervention in das deutsche Bildungswesen. „Wenn es mit PISA und IGLU weiter bergab geht, dann geht uns das Klientel für Studienreisen aus“. Darunter war noch gekritzelt: „Gebeco sieht das übrigens genauso“.
Öger-Tours wünschte sich nur: „Einmal bitte ein Türkei-Jahr ohne politische Probleme“. Aber, so ist es leider. Die am einfachsten aussehenden Wünsche sind am schwierigsten zu erfüllen.

Als einziger in der Reisebranche hat übrigens Bahnchef Mehdorn keinen Wunschzettel abgegeben. Auf Rückfrage der BBBs erklärte er: „Er wisse, dass Tausende von Bahnkunden und vor allem GDL-Boss Schell ihm „etwas“ wünschen, da müsse er keinen eigenen Wunschzettel mehr schreiben“. Dass diese Wünsche alle nicht in Erfüllung gingen, würde ihm schon genügen.

Für alle in der Branche, die hier namentlich nicht genannt wurden gilt: Die BBBs wissen natürlich, was Sie sich gewünscht haben. Aber zu Ihren Gunsten wurden diese Wünsche hier nicht zitiert. Aber wenn Sie darauf bestehen, holen wir das gerne in der nächsten Ausgabe nach.

Ein Branchenfremder hat übrigens direkt beim Branchen-Weihnachtsmann angerufen. Marcel Reich-Ranicki schimpfte in seinem unvergleichlichen Tonfall: „Ich habe gehört REWE wünscht sich Schiller, womöglich wünscht sich demnächst die TUI dann Goethe. Seid Ihr verrückt geworden. Wenn schon, dann kommen nur die Gebrüder Grimm, Hans Christian Andersen oder andere Märchenerzähler für diese Branche infrage“.
Recht hat er!

Na dann, eine fröhliche Bescherung!

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Wer oder was bin ich?

Die Mitarbeiter in den Reisebüros wollen nicht länger „Expedient“ genannt werden. Das kann man verstehen. Ein Ideenwettbewerb endete mit dem neuen Namen „Reiseberater“. Ende gut, alles gut? Nach der Kümmerer-Kampagne jetzt die Berater-Kampagne? Alles gut gemeint. Aber bekanntlich ist „gut gemeint“ das Gegenteil von „gut gemacht“. Leider!

Mit dem eigenen Image ist das so eine Sache. „Image ist, woran man schließlich selbst glaubt“, da scheint das Selbstbewusstsein der Reisebüro-Mitarbeiter nur „normal“ entwickelt zu sein. Und mit „Normal“ liegt man heute nicht sehr gut im Rennen. Da könnte man sich bei manchem Manager/Politiker ein gutes Stück abschauen, wie diese ihr Image pflegen. Und weil sie selbst so fest daran glauben, vertreten sie es auch so glaubwürdig und desto mehr glauben sie es und desto entschiedener vertreten sie es usw. usw. Eine schöne Spirale nach oben.

In dieser Hinsicht müssen die Reisebüros noch viel lernen. „Kümmerer“ zu sein, war schon kein Knaller. „Kümmerer“ das klingt so nach Zivi im Altenheim. Menschlich nett, aber in der Imageskala ziemlich weit unten. Zugegeben der „Findemensch“ (Slogan: Findemensch statt Suchmaschine), der ebenfalls zur Debatte stand, war sogar noch schlimmer oder besser gesagt total daneben.
Auch Reiseberater ist Käse. Reise „Beraten“ wird man auch von Oma und Opa, von Nachbarn und Bekannten. Subjektiv und nicht professionell.

Jetzt muss umgedacht und der große Schritt nach vorne gemacht werden. Nennt Euch „Travel-Scout“. Das ist erstens englisch (muss heute sein) und zweitens nichtssagend. Und genau das könntet Ihr mit Inhalt füllen.
Oder andere Frage. Was wollt/sollt Ihr sein? Reiseprofis!! Eben. Dann nennt euch auch so und jetzt bitte keine sprachliche Diskussion was ein Reiseprofi dem Worte nach ist. Wir sind im Bereich des Marketings. „Image ist, woran man schließlich selbst glaubt“ und dass Ihr Profis seid, das glaubt Ihr doch. Oder?

Ohne meinen Reiseprofi mache ich keinen Urlaub (sorry liebe Firma Alltours, aber diese Ableitung von eurem Werbespruch macht mehr Sinn!).
Entweder Ihr schafft diesen Imagesprung, oder ……

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Wie das kleine Reisebüroverkäuferlein sein Verkaufs-Einmaleins lernt. Heute: Die neue Provisionsregelung

Es ist eine Besonderheit beim Verkauf von Urlaubsreisen, dass der Verkäufer für diese Leistung kein Geld vom Kunden bekommt, sondern vom Lieferanten. Das ist ungefähr so, wie wenn der Frisör kein Geld für das Haarschneiden bekäme, sondern Provisionen vom Shampoohersteller, vom Fönproduzenten und von den Stadtwerken (für mehr Wasser und Strom). Also gilt es nicht nur auf die Zufriedenheit der Kunden zu achten, sondern auch auf eine möglichst hohe Provision.
Auf dieser Basis erklärt heute der Reisebüro-Chef (der auch eine Chefin sein kann) dem Azubi (was auch eine Azubine sein kann, aber sprachlich nicht so gut klingt) was es mit der neuen Provisionsregelung so auf sich hat. Vorher wiederholt der Azubi aber noch die Lektion von letzter Woche.

Azubi: Lieber Chef, besten Dank, was ich letzte Woche alles über den Kunden lernen durfte. Ich weiß jetzt, dass unsere Kunden multioptional und hybrid paradox sind. Man Vater hat deshalb aber etwas die Augenbraue hochgezogen und gesagt, er hoffe, dass dies alles hoffentlich keine Perversitäten seien. Ich weiß auch, dass wir unter unseren Kunden vor allem die Alten wollen, weil es davon so viele gibt, aber auch die Familien mit Kindern, weil es davon bald wieder mehr geben soll. Wir lieben auch den Verkauf von All Inclusive, weil wir dann im Prinzip auch Provisionen auf Mittag- und Abendessen bekommen. Wir wollen mehr Wellness verkaufen, damit unsere Kunden gesünder leben und dann länger bei uns einkaufen können. Kreuzfahrten zu verkaufen sei einfacher als man denkt, weil alles ist wie sonst auch, nur auf dem Wasser und Deutschland-Urlaub sei wie Mallorca-Urlaub, nur nicht so weit weg und in diesem Sommer sogar noch heißer. Wir freuen uns über Frühbucher, weil sie früher kommen (da hat mein Vater ein zweites mal die Augenbrauen hochgezogen), während die Last Minutes später kommen. Für letztere kleben wir die Schaufenster mit entsprechenden Angeboten zu, damit diese nicht vergessen doch noch zu kommen.
Heute, lieber Chef, wollten Sie mir das neue Provisionsangebot erklären.

Reisebüro-Chef: Fangen wir bei der TUI an. Da ist es wie im richtigen Leben. Beziehung ist alles. Je mehr du mit denen verwandt bist, desto mehr Provision gibt es. Nächstes Jahr gibt es dort sieben Partnerstufen.

Azubi: Das gibt garantiert wieder Ärger zuhause mit meinem Vater, wenn ich das mit den sieben verschiedenen Partnerstufen hier im Büro erzähle.

Reisebüro-Chef: Dann solltest Du das mit den sechs Wachstumsstufen, bei deiner undeutlichen Aussprache, lieber auch für dich behalten. Und das Thema Umsatzklassen erkläre ich dir lieber aus dem Motorsport. Das ist so ähnlich wie ein Rennen mit verschiedenen Hubraumklassen.

Azubi: Bis jetzt war es nicht so schwer. Man muss mit denen verwandt sein, ein dickes Auto fahren und alles soll schnell wachsen.

Reisebüro-Chef: Das alleine reicht nicht. Das was wir verkaufen, soll möglichst ein Spiegelbild dessen sein, was die produzieren. Die sagen dazu „Produkt-Incentives“. Umgekehrt wäre es besser, wenn die das produzieren würden, was wir verkaufen.

Azubi: Wäre es nicht einfacher, wenn die uns jeden Tag eine Liste schicken würden was wir verkaufen sollen?

Reisebüro-Chef: Du sollst nicht immer um ein Jahr vorgreifen.

Azubi: Und wie ist das mit Thomas Cook?

Reisebüro-Chef: Die machen etwas ganz neues. Bleiben wir bei dem unverfänglichen Motorsport. Alle Reisebüro-Autos starten gleichzeitig ohne irgendeinen Vorsprung bei Null und können sich über 15 Runden steigern. Wie bei der Formel I-Qualifikation fallen hier nach einiger Zeit immer einige weg und so geht das das ganze Jahr über.

Azubi: Und was soll da schwierig daran sein?

Reisebüro-Chef: Anders als bei der Formel I müssen wir gleichzeitig auf zwei verschiedenen Rennstrecken fahren. Auf der Rennstrecke A fahren wir für Neckermann und Thomas Cook-Reisen und auf der Rennstrecke B fahren wir für Preisknüller und Last Minute. Da kommt es auf eine hohe Anfangsgeschwindigkeit an. Da müssen wir voll die Frühbucher-Nummer machen. Frühbucher aber nur aus dem Normalkatalog, denn mit den Frühbuchern aus dem Vorab-Katalog (obwohl das eigentlich die Super-Frühbucher sind) müssen wir auf Rennstrecke B. Und wenn Kunden nach Alltours fragen, sagen wir einfach die heißen jetzt Preisknüller oder Bucher. Damit dürfen wir zwar auch nur auf der Rennstrecke B fahren, aber das ist immer noch besser als überhaupt nicht.
Außerdem wollen wir Thomas Cook richtig verkaufen dieses Jahr, denn die haben den Malus abgeschafft.

Azubi: So wie wir letztes Jahr richtig REWE verkauft haben, weil die keinen Malus hatten?

Reisebüro-Chef: Es ist wie in der Politik. Wichtig ist doch nur, dass man eine Absichtserklärung abgibt.

Azubi: Und was lerne ich nächste Woche?

Reisebüro-Chef: Nächste Woche erkläre ich dir die Fluggesellschaften, eine Geschichte voller Widersprüche. Zum Beispiel: Bei der Condor heißt es „Fliegenpreise“, sind aber in Wirklichkeit Flugpreise, wie man auch bei den „Probierwochen“ der LTU keine Woche probieren kann. Andere haben manchmal „Null-Preise“, aber es kostet trotzdem was; zwar nur Nebenkosten, aber die sind manchmal höher als bei anderen die Flugpreisen. Eine andere Fluggesellschaft heißt so ähnlich wie Chicken Wings, ist aber trotzdem deutsch. Da kostet der Flug auch etwas, dafür ist der Reiseführer umsonst. Bei einer Berliner Fluggesellschaft besteht jeder Satz aus einem Wort, zumindest kommt nach jedem Wort ein Punkt. Drei Wörter gleich drei Sätze, das alles ist zumindest kein sprachlicher „Full-Service“, aber angeblich zahlt man dafür auch weniger. Die Iren-Airline (mit einem R wohlgemerkt) gibt „50% Rabatt auf die billigsten Flüge“, was ziemlich raffiniert ist, da muss sie nicht soviel Rabatt geben, weil es ja die billigen Flüge sind. Und bei easyJet, deren Jets natürlich nicht easy sind, glaubt man nicht bei einer Fluggesellschaft zu sein, wenn man auf deren Homepage schaut. Da sind nur viele Flaggen drauf, wie wenn noch Fußball-WM wäre und die Frau oben auf der Homepage sieht nicht aus wie eine Flugbegleiterin, sondern eher wie Kate Winslet in Titanic.

Azubi: Das behauptet mein Vater für die ganze Branche. Das wäre wie auf der Titanic. Immer noch viel Party und Musik, obwohl das Schiff langsam untergeht.

Reisebüro-Chef: Und deshalb darfst du ab übernächste Woche schon verkaufen, damit wir nicht untergehen. Und dass bei uns im Reisebüro alles so einfach ist, hast du inzwischen verstanden. Aber vorher erkläre ich dir noch was Marketing ist.

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