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Olympische Spiele und Tourismus

Olympische Spiele haben viel mit Tourismus zu tun: vorher, während und vor allem auch danach. Zumindest erhoffen sich das die Macher. Deshalb befassen sich auch die BBBs damit.

Zur Sache. Die Bemühungen des Berliner Senats um den Zuschlag für die nationale Bewerbung für die Olympischen Spiele 2024 stehen bislang unter keinem „guten Stern“. Im Gegenteil, man hat das Gefühl, dass der Berliner Senat das größte Hindernis ist (zumal die Mitglieder des Senats wohl selbst mühsam zur Begeisterung getragen werden mussten).

Bei der Anhäufung von Peinlichkeiten hat jetzt der Berliner Kulturstaatsekretär Tim Renner den Vogel abgeschossen (Bisher! Steigerungen sind noch möglich). Laut Tagessspiegel vom 19.2.15 gab er in einem Interview für den rbb in Berlin u.a. folgendes zum Besten (Liebe DEHOGA, IHA, liebe Berliner Hoteliers, jetzt müsst ihr ganz tapfer sein. Sorry).
Zitat Tim Renner: „Wir schlagen in unserem Bewerbungspapier vor: Couch-Surfing für Funktionäre“.

Wie bitte, tickt der Mann noch richtig? 5.000 Funktionäre über Couch-Surfing abwickeln? Ist er weltfremd, naiv, ignorant oder alles zusammen? Der weiß wohl nicht, wo hier heute schon die großen Probleme liegen.
Natürlich würde das die Berliner Verwaltung überfordern, deshalb würde sie dann bestimmt einen Generalunternehmer dafür einsetzen, so eine Art „Airbnb big“. Oder hat Airbnb im Gehirn von Renner sogar schon vorgearbeitet?
Und der Transport der individuell untergebrachten Funktionäre zu den Wettkampfstädten wird dann über carsharing abgewickelt?

Es kommt noch verrückter. „Renner will die IOC-Mitglieder beeindrucken. Dann erleben sie endlich mal was Neues – ein spannendes Berlin“. Meint er das im Ernst? IOC-Mitglieder nicht im Hotel, sondern in der Zwei-Zimmer-Wohnung in Kreuzberg untergebracht?. Irgendwie hat danach sogar die Ignoranz des Staatssekretärs so klitzekleine Zweifel bekommen. Er meinte: „Es könnte sein, dass man im Internationalen Olympischen Komitee kopfschüttelnd sagt. Die spinnen die Berliner. Aber dann sagen wir kopfschüttelnd, dann sind wir zu modern für Euch.“
Typisch Elfenbeinturm: Wir sind richtig, die „draußen“ sind alle doof.

Wenn man im „Tagesspiegel“ weiterliest, dann urteilt man evtl. milder über das „öffentliche Brainstorming mit Kreativen“. Zitat: „Die Diskussionen sind engagiert. Rot- und Weißwein wird reichlich genossen, die Atmosphäre ist entspannt“. Ja, wenn das so war, haben auch die BBBs Verständnis.

Noch etwas. „Eine Tischgruppe in diesem Brainstorming will die ihrer Ansicht nach grassierende Korruption bekämpfen. Aus deren Ideen heraus, soll ein Manifest entstehen, das dem Olympischen Komitee vorgelegt werden soll.“
Aber um die Spiele zu bekommen, liebe Freunde, geht es nicht um Spirit, sondern um knallhartes Geschäft. Das Internationale Olympische Komitee spielt nämlich in der Geld-Champions-League zusammen mit der FIFA, der Mafia und Dagobert Duck.
Und um auf businessmäßig betriebenes Couchsurfing zurückzukommen: Keine Steuern zahlen und elementare Sicherheitsregeln zulasten der Gäste missachten (wie sie für jedes Hotel Plicht sind), das ist aber in Ordnung?

Ende Februar will nun das Nationale Olympische Komitee mit einer Telefonumfrage feststellen, in welcher Stadt die Begeisterung (und Bejahung) für die olympischen Spiele größer ist, Hamburg oder Berlin. Eine Woche lang können jetzt die Städte noch Emotionen anheizen, aber bitte anders als oben beschrieben.
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Hinwies in eigener Sache:
Ab jetzt gibt es zusätzlich alle 14 Tage auch eine Kolumne von mir bei http://www.airliners.de. Der Inhalt ist nicht identisch mit den BBBs. Die BBBs gibt es weiterhin wie gewohnt (fast immer) montags.
Die neuen Kolumnen selbst, unter dem Titel „Die-Born-Ansage“, finden Sie künftig unter http://www.airliners.de/thema/die-born-ansage. Zur ersten Kolumne geht es direkt hier: http://www.airliners.de/olympia-air-berlin-die-born-ansage/34926

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