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Service Champions 2011

Diese Woche gab es gleich zwei Themen die sich zum „Beißen“ empfohlen haben.
Zuerst natürlich „Deutschlands größtes Service-Ranking 2011“, sozusagen ein Thema zur Kernkompetenz der Bissigen Bemerkungen.
Aber zum Super-Biss verleitet der neue Slogan für die Schlecker Drogerie-Märkte und die kommunikative Reaktion des Unternehmens auf die öffentliche Kritik. Dies ist zwar kein touristisches Thema, aber die Perfektion von Schlecker, wie man Schlimmes immer noch Schlimmer machen kann (frei nach dem Motto: Nichts im Leben ist unnütz, notfalls kann es immer noch als schlechtes Beispiel dienen), passt so schön als Gegenbeispiel zum Thema Champions im Umgang mit Kunden.

Kommen wir zuerst zu den Champions.
Hinter einer breit angelegten Kundenbefragung (durchgeführt von der Goethe-Universität Frankfurt) zum „erlebten Kundenservice“ stehen insgesamt fast 1 Million Kundenurteile zu über 1.000 Unternehmen und 100 Branchen (zitiert nach DIE WELT).

Der bissige Blick geht natürlich sofort zu den touristischen Unternehmen. Aber hier gibt es erfreulicherweise wenig zu beißen, denn die Touristik ist topp platziert.
Unter den ersten Fünfzehn (von 1.000) finden wir drei Hotelketten (Kempinski auf Platz 1, Steigenberger Platz 9 und Travel Charme Hotel Platz 11), zwei Kreuzfahrtunternehmen (Celebrity Cruises Platz 4, AIDA-Cruises Platz 14) und einen Reiseveranstalter (TUI Platz 3). Sechsmal Touristik auf den ersten fünfzehn Plätzen, das ist sensationell. Gratulation. Zum Vergleich, der bestplatzierte Autohersteller (Audi) findet sich erst auf Platz 24. Das zeigt, dass die Touristik-Branche in ihrer Hinwendung zum Kunden weit besser ist, als sie in den Medien zumeist gescholten wird.

Unter den ersten Hundert (wohlgemerkt von 1.000 platzierten Unternehmen) findet man noch aus der Touristik (als zweitbesten Veranstalter) Bucher-Reisen auf Platz 43 (Mutter Thomas Cook steht erst auf Platz 119). Außerdem noch unter den besten Hundert: Lufthansa, TUI Cruises, Robinson Club, Phoenix-Reisen, Alltours, Singapore Airlines, NH-Hotels, Lindner Hotels, Carnival Cruise Lines, Air Berlin und United Airlines. Erstaunlicherweise auch die Platzierung der Nord-Ostsse-Bahn auf Platz 87, trotz Dauerstreik der Bediensteten!!! Wenn man jetzt noch zwei gut platzierte Erlebnisparks und zwei Zoologische Gärten zur Touristik hinzuzählt, dann ist die Branche mit 22 Nennungen unter den ersten Hundert, die erfolgreichste Branche.

Wie man es nicht machen sollte, zeigt gerade die australische Fluggesellschaft Qantas. Sie hat im Kampf mit den Gewerkschaften einen drastischen oder besser gesagt absolut unmöglichen Beschluss gefasst: Sie stellte am Samstag ohne jede Vorwarnung für ihre Kunden und mit sofortiger Wirkung den gesamten Flugbetrieb ein. 108 Flugzeuge strandeten in 22 Ländern, mehr als 1300 Passagiere, die innerhalb von 24 Stunden bei Qantas einchecken wollten, blieben auf der Strecke. Service Champion wird diese Airline nie!

Was beim Ranking der Champions noch auffallend ist:
 Die Krankenkasse der Bahn ist deutlich besser platziert als die Bahn selbst (offensichtlich ist der Service für die kranken Mitarbeiter besser als für die Kunden)
 Der 1. FC Kaiserslautern ist besser platziert als Bayern München und Borussia Dortmund (Merke: Verlieren kann mit besserem Service verbunden sein als Gewinnen)
 Der bestplatzierte Lebensmittel-Discounter LIDL liegt auf Platz 966!! (wir können nur billig, sonst nichts).

Vergeblich sucht man in dieser Liste den Drogeriemarkt Schlecker, was nicht weiter verwunderlich ist. Schlecker glänzte vor kurzem mit seinem neuen Slogan „For You. Vor Ort“ in einer sprachlichen Schlichtheit, die wohl kaum noch unterboten werden kann. Was bei der Vielzahl nichts sagender Slogans in diesem Land auch eine Leistung bedeutet. Auf die öffentliche Kritik reagierte der Schlecker Unternehmenssprecher Florian Baum mit dem „bemerkenswerten“ Satz: “Das Motto sollte die durchschnittlichen Schlecker-Kunden, die niederen bis mittleren Bildungsniveaus zuzuordnen sind, ansprechen”. Das ist eine glatte Note Eins im Wettbewerb: Wie beleidige ich meine Kunden!

Aber dem tollen Unternehmenssprecher Herrn Baum gelang sogar noch eine Steigerung. Auf den folgenden öffentlichen Proteststurm reagierte er mit: “Und selbstverständlich freuen wir uns, wenn sich 95 Prozent der Deutschen von unserem neuen Motto FOR YOU. VOR ORT. angesprochen fühlen“. Sauber. Nach seiner Logik sind also 95% der Deutschen dem niedrigen und mittlerem Bildungsniveau a la Schlecker zuzuordnen.
Dazu gab es einen herrlichen Kommentar in WELT online:
„Wenn man weder vor seinen Mitarbeitern, noch vor seinen Kunden Respekt hat, sollte man einfach den Laden zumachen. Schlecker ist die FDP im Einzelhandel. Nur noch peinlich.“

Schöner hätten das auch die BBBs nicht formulieren können.

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Konfuzius sagt …….

„Der Mensch hat drei Möglichkeiten klug zu handeln:
erstens durch Nachdenken, das ist die edelste,
zweitens durch Nachahmen, das ist die leichteste,
drittens durch Erfahrung, das ist die bitterste.“

Die Leserinnen und Leser der bissigen Bemerkungen können in den nächsten Tagen in ihrem Umfeld mal überprüfen, wer nach welcher dieser „Möglichkeiten“ regelmäßig arbeitet. Diese Woche ist den BBBs mindestens zweimal aufgefallen, dass vorheriges Nachdenken nicht jedermanns Sache ist.

Erinnern Sie sich noch an die Einführung der Luftverkehrsabgabe vor ca. einem Jahr? Wir wollen nicht mehr besonders erwähnen, dass die Bundeskanzlerin auf der 30-Jahrfeier von Air Berlin im April 2009 versprochen hatte „es wird hier keinen nationalen Alleingang geben“ (siehe BBB vom 19.7.2010 Luftverkehrsabgabe – ein weiterer Wortbruch der Regierung). Wir wollen auch nicht mehr besonders erwähnen, dass die danach folgende Festsetzung weder gerecht noch ökologisch ausgefallen ist. Erinnern wollen wir hier an dieser Stelle nur, dass viele Experten vorhersagten, dass diese Steuer auch gesamtwirtschaftlich ein Flop werden würde (Erkenntnis abgeleitet aus der Erfahrung in den Niederlanden, wo eine ähnliche Steuer relativ schnell wieder korrigiert wurde). Selbst der damalige Wirtschaftsminister Brüderle soll sich zweifelnd geäußert haben („die Einnahmenminderungen wegen Passagierrückgang könnten größer als die zu erwartenden Mehreinnahmen sein“) und einige Verkehrsexperten von CDU und FDP äußersten sich ähnlich kritisch (siehe BBB vom 1.11.2010 „Undankbare Verkehrspolitiker?“). Trotzdem haben sie alle der neuen Steuer zugestimmt.
Jetzt liegen die ersten echten Zahlen vor und diese zeigen Passagierrückgänge, insbesondere auf den grenznahen Flughäfen, und entsprechende Zuwächse auf der holländischen Seite.
Jetzt kommen die ersten Erkenntnisse danach (siehe Konfuzius). Besonders schlau (im Nachhinein) äußert sich nun der Finanzexperte Frank Schäffler (FDP): „Es war abzusehen, dass die Luftverkehrssteuer ihr Ziel nicht erreicht“ und der CDU-Tourismusexperte Jürgen Klimke fordert „diese Steuer muss wieder weg“. Aber zugestimmt haben sie alle. Und nun?

Ähnlich ist die Situation beim Körperscanner in den sich so viele „Sicherheitsexperten“ so nachhaltig verrannt haben. Auch hier haben die BBBs mehrfach gelästert (siehe u.a. BBB vom 4.1.2010 „2010 – ein Jubeljahr für die Nacktscanner-Fetischisten?“). Dass diese Scanner vieles „nicht sehen“, aber im Gegenzug viel zu oft Fehlalarm anzeigen, ist allgemein bekannt (siehe auch eigene Erfahrungen in den BBBs vom 20.9.2010 „Mein erstes mal ….. mit einem Bodyscanner“). Der Flughafen Zürich hat seine Scanner schon längst wieder abgebaut. Grundsätzlichen Gegenwind für die Scanner gab es auch von mehreren deutschen Flughäfen. Nur der arme Flughafen Hamburg musste sich mit den Scannern „herumärgern“, weil der damalige Innenminister de Maiziere unbedingt „eigene Erfahrungen“ (siehe Konfuzius) sammeln wollte. Da die ersten Ergebnisse nicht wie gewünscht ausfielen, wurde statt entsprechende Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, die Testperiode nochmals verlängert. Das Ergebnis lautet unverändert „unbrauchbar“ (auch wenn die offizielle Pressemitteilung das Ende mit viel Bla-Bla zu verschleiern versucht).

Aus Erfahrung lernen, wird auch eine Australierin. Ihr fiel beim Sex im Hotel ein Lampenschirm ins Gesicht und verletzte die Dame an Nase und Mund. Da der Vorfall während einer Dienstreise stattfand kam die Dame auf die nahe liegende Idee Entschädigung von der betrieblichen Unfallversicherung zu fordern. Leider hat sie Pech gehabt, der Richter sah das alles deutlich anders. Die Dame wird daraus lernen und das nächste Mal nur ihren Hinterkopf dieser Gefahr aussetzen.
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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) dreht sich diesmal alles um Salzburg, mit teilweise sehr überraschenden Erkenntnissen. Die Bissigen Bemerkungen im Reiseradio beschäftigen sich mit dem aktuellen Trendthema „Beschwerden“ mit ebenfalls überraschenden Erkenntnissen.

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Wer stoppt endlich diesen Schwachsinn?

Man mag unterschiedlicher Meinung sein, ob die Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Hotelübernachtungen eine Glanztat der Regierung war oder nicht. Sie ist nun Fakt und offensichtlich hat die weit überwiegende Anzahl der Hoteliers dies genutzt zu Preisreduzierungen und Investitionen. Das Vertrauen auf Rechtsicherheit verbietet, dass nun einzelne Städte diese Maßnahme für mehr Wettbewerbsfähigkeit der Hotels durch die Einführung eigener Zusatzsteuern konterkarieren.
Es ist zudem scheinheilig, wenn einige Kommunalpolitiker sich negativ zu den Protesten zu Stuttgart 21 äußern („politische Entscheidungen müssen akzeptiert werden“), aber gleichzeitig durch die Erhebung dieser Zusatzsteuer genau das gleiche gegenüber der Entscheidung durch den Bundestag tun.

An diesem Wochenende hatte ich (nach meiner ersten Begegnung mit einem Bodyscanner) wieder „ein erstes Mal“ durch die Konfrontation mit der Bettensteuer. Zum Glück traf mich das Schicksal in Dortmund. Denn wie der Hotelangestellte sofort messerscharf erkannte war ich beruflich unterwegs und Geschäftsreisende müssen in Dortmund keine Bettensteuer zahlen. Den Befreiungsantrag legte der Hotelmitarbeiter unaufgefordert dazu, ein prima Kundendienst zumindest vom Hotel. Die Bettensteuer wird übrigens unabhängig von der tatsächlichen Nutzung des Bettes erhoben. Ein Pärchen im Doppelzimmer, das glaubhaft machen könnte nur eines der beiden Betten genutzt zu haben, müsste beispielsweise trotzdem die volle Gebühr entrichten.

In Köln nennt sich die kommunale Wegelagergebühr „Kulturförderabgabe“ und gilt sowohl für Privat- und Geschäftsreisende. Die Verwaltung macht hierbei dem Ruf der Stadt als Karnevalshochburg alle Ehre. Schon die Berechnung ist eine absolute Frechheit. Die Kulturförderabgabe wird auf den Hotelpreis plus Mehrwertsteuer erhoben, das bedeutet in Köln ist auch die Mehrwertsteuer Kulturabgabe pflichtig. Und für die so errechnete Kulturförderabgabe ist wiederum Mehrwertsteuer (7%) aufzuschlagen. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Großzügigerweise unterstützt die Stadt Köln eine Klage gegen sich selbst hinsichtlich der Zulässigkeit der Kulturförderabgabe. Sollte sich zu einem späteren Zeitpunkt herausstellen, dass die Abgabe unzulässig ist, kann sich der zu Unrecht geschröpfte Hotelgast die Abgabe erstatten lassen, vorausgesetzt er hat nach Entrichtung der Abgabe einen entsprechenden Antrag auf Erstattung gestellt. Hierzu gibt es einen amtlichen Vordruck der Stadt Köln (!). Hierauf sind schon Gründe von der Stadt vorgegeben, warum man die Steuer für rechtswidrig hält. Zum Beispiel kann man ankreuzen:
— die Ãœbernachtung war geschäftlich veranlasst. Auf geschäftliche Ãœbernachtungen kann rechtlich eine solche Abgabe nicht erhoben werden
oder
— die Ãœbernachtung diente touristischen Zwecken. Urlaubsreisen gehören zum normalen Lebensstandard und können rechtlich nicht als besonderer Aufwand besteuert werden.

Ist Köln jetzt besonders kundenfreundlich oder glaubt die Stadt selbst nícht an die Rechtmäßigkeit ihrer Kulturabgabe? Eines steht schon fest. Die Aktiven des Kölner Karnevals dürften es dieses Jahr schwer haben, den „Humor“ ihrer Stadtverwaltung zu toppen. Noch ein kleines Extra gefällig? Flussschiffe die in Köln anlegen müssen auch Bettensteuer zahlen. Aber das wird sich schnell ändern, denn künftig legt niemand in Köln mehr an (Tolles Geschäft für die Stadt).

Die Stadt München, die sich auch mit dem Thema Bettensteuer befasst hatte, bekam vom der Regierung Oberbayern eine saftige Klatsche. Die Begründung hätte auch die DEHOGA nicht schöner formulieren können:
– die Steuer sei ungerecht, weil Gäste einer Jugendherberge und eines Luxushotels gleichermaßen belastet würden
– auch sei nicht zu rechtfertigen, dass es keinen Unterschied zwischen Touristen und Geschäftsreisenden gäbe
– außerdem stände die Steuer den übergeordneten Interessen den Tourismus zu fördern entgegen.

Gut gebrüllt Ihr Oberbayern!
Angesichts dieser Klarheit in der Begründung ist es umso bedauerlicher, dass als erster Verband „Der Deutsche Tourismusverband (DTV)“, sich auf seiner Tagung nicht mit Entschlossenheit gegen die Steuer gewandt hatte. Die entsprechende Einlassung des DTV-Präsidenten ist nicht nachvollziehbar und man fragt sich welches Teufelchen ihn da wohl geritten hatte.

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Das Reiseradio (www.reiseradio.org) befasst sich diese Woche mit der Stadt Saida in Marokko, dem geheimnisvollen Bhutan und Wellness in Ungarn. In den akustischen bissigen Bemerkungen geht es um die heftigen Sicherheitsüberprüfungen unserer amerikanischen Freunde, die in Deutschland als sexuelle Belästigung strafbar wären. Außerdem um die erfolgreiche Lobbyarbeit der Frachtbranche, die möglichst ohne größere Kontrollen ihre Päckchen schnell versenden will. Notfalls zu „Lasten der Passagiere“.

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Deutsche Kultur auf der Hotelrechnung

Wie sagte schon Murphy, der Freund der in Büros arbeitenden Menschen: „Wenn eine Sache schief geht, geht sie von Anfang bis Ende schief“.

Schauen wir uns doch einmal die Geschichte mit der Senkung der Mehrwertsteuer für Hotels an. Bewusst wird hier der Begriff „für Hotels“ verwendet und nicht die übliche Bezeichnung „für Hoteliers“, denn auf Hoteliers wird bislang noch keine Mehrwertsteuer erhoben – bislang jedenfalls. Andererseits ist Senkung „für Hotels“ auch wieder nicht richtig, denn die Mehrwertsteuer wird nur für bestimmte Leistungen gesenkt. Kurzum, das umzusetzen war schon schwierig genug, politisch und praktisch.

Jetzt kommen die gierigen Haushälter vieler Stadtverwaltungen ins Spiel. Die wollen von der Mehrwertsteuersenkung etwas abhaben, zumindest 5%-Punkte. In vielen Städten soll deshalb jetzt eine entsprechende Steuer erhoben werden, manchmal Bettensteuer genannt (wiederum falscher Begriff, es wird ja nicht das Bett, sondern die Übernachtung besteuert), manchmal auch Kulturtaxe genannt. Hier hat die Stadt Hamburg eine schöne Verwendungsregelung gefunden, nur 75% sollen in die Kultur fließen und 25% in das Hamburg-Marketing. Jetzt soll der Gast noch Geld dafür zahlen, damit man andere zum Besuch der Stadt werben kann. Natürlich wird auf die Kulturabgabe auch wiederum Mehrwertsteuer erhoben. Logo.

Und jetzt kommt der Clou. Das ganze muss wiederum getrennt auf der Rechnung ausgewiesen werden, denn so heißt es beispielsweise in Köln: „Der Geschäftsreisende kann sich die Kulturförderabgabe von der Stadt Köln auf Antrag erstatten lassen. Den dazu notwendigen Antrag gibt es an der Rezeption des Hotels“. Also erst zahlen, dann per Antrag erstatten lassen. Das sichert Arbeitsplätze in der Verwaltung, aber leider nicht in der Hotellerie.
Jetzt haben Hotels in der Großstadt auch viele fremdsprachliche Geschäftsreisende. Für die gilt natürlich die gleiche Erstattungs-Regelung. Aber, die Provinz lässt grüßen, als nun ein Hotelier darum bat, dieses Erstattungsformular bitte in mehreren Sprachen zur Verfügung zu stellen, am Anfang zumindest in Englisch, wurde solches Ansinnen von der Stadt Köln abschlägig beschieden. Man habe dafür keine Kapazität (vielleicht auch keine Sprachkenntnisse) diese Arbeit zu leisten. Die Hoteliers mögen doch die Übersetzungsarbeit für ihre fremdsprachlichen Kunden selbst leisten.

Das wird den zumeist zeitkritischen morgendlichen Check out in den Hotels aber beflügeln. Also erklärt der Hotelangestellte morgens seinen ausländischen Gästen die Hotelrechnung:
„Übernachtungspreis und alle anderen Kosten (wie Frühstück, Parken, WLAN usw.) müssen wir getrennt ausweisen, dann kommt der jeweils richtige Steuersatz hinzu. Dann addieren wir eine Kulturabgabe plus erneut Mehrwertsteuer hinzu. Letzteres mein lieber Gast, falls Sie geschäftlich unterwegs sind, müssen Sie nicht so ernst nehmen, Sie können sich nämlich diese Kosten wieder erstatten lassen. Dazu müssen Sie nur dieses kleine Formular ausfüllen. Ach, Sie können das nicht lesen. Nein, in Englisch gibt es dieses Formular nicht. Aber alles kein Problem, wir übersetzen Ihnen das, die hinter Ihnen stehende Gäste warten gerne so lange. Wieso wir Kultursteuern erheben, um sie anschließend wieder zu erstatten? Ja, so ist halt deutsche Kultur, zumindest in der Bürokratie“.

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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) erklärt diese Woche TUI-Hotelboss Karl Pojer wie heute „Robinson-Urlaub“ funktioniert. Anschließend wird ein Club vorgestellt der Robinson-Feeling durch und durch vermittelt: Robinsonclub Malediven! Und wie immer noch einiges mehr.

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Offener Brief an BILD: Betrifft Urlaubs-Mängel

Liebe BILD-Zeitung,
ihr fangt an zu schwächeln. Beweis: Eure halbe Seite „Urlaubs-Mängel“ in der Ausgabe vom 11.August. Ich habe dabei folgende Mängel zu vermelden:

1. Ihr seid langsam geworden. Zum 11.8. hat meines Erachtens bereits die Hälfte aller Deutschen Urlaub gehabt. Über solch grundlegende Erkenntnisse über die Möglichkeiten sich zu beschweren sollte man schon Anfang Juli informieren. Was sollen die armen Urlauber denken, die in den letzten Wochen ohne Eure Hilfe nichtwissend den Urlaubsmängel ausgeliefert waren.

2. Ihr habt Geld verschenkt. Was soll der Hinweis „zuerst ohne Anwalt“ sein Glück beim Reiseveranstalter zu suchen. Hier wäre Cross-Marketing mit der Anwaltskammer angebracht gewesen. Der gegenteilige Hinweis, nämlich immer und sofort einen Anwalt einzuschalten, hätte nicht nur einigen unterbeschäftigten Anwälten Arbeit gegeben, zusätzlich wäre die Anwaltskammer bestimmt bereit gewesen dafür Honorar zu zahlen. Dieses Geld hätten natürlich nicht die Autoren des Artikels einstreichen sollen, sondern dafür hätte man ein Hilfswerk für „nicht entschädigte Urlauber“ gründen können.

3. Eure Beschwerdehinweise sind nicht perfekt. Es ist zwar richtig, dass man die Mängel fotografieren soll. Aber zum Beispiel bei Kakerlaken ist dies wenig hilfreich. Eine fotografierte Kakerlake wirkt überhaupt nicht ekelerregend. Da muss man schon härtere Geschütze auffahren. Ein Dutzend lebende Kakerlaken in einen Schuhkarton, mit Luftlöchern und Futter versehen –damit es keinen Ärger mit Tierschützern gibt- und ab an den Reiseveranstalter. Wenn diese Tierchen über den Schreibtisch des Sachbearbeiters klettern ist schnelle Bearbeitung des Vorgangs sichergestellt.

4. Ihr weckt falsche Hoffnungen. Da steht in Eurer Tabelle „Kein Gepäck an 5 bis 12 Reisetagen = 30% pro Fehltag“. Der normale, gutgläubige BILD-Leser rechnet doch dann bei 10 Fehltagen mit 30% x 10 Tagen = 300% vom Reisepreis. Ich vermute mal, dass diese Summe auch mit Anwalt nur schwer durchzusetzen sein wird.

5. Bestimmte schwerwiegende Mängel fehlen in Eurer Liste. Ich bin seit wenigen Tagen selbst in Urlaub auf einer Kanarischen Insel. An den ersten Tagen schwamm ich morgens zu einer ca. 150 m vom Strand entfernten kleinen Insel und wieder zurück. Am 3. Urlaubstag war die Insel morgens verschwunden. Fotografieren war hier sinnlos, denn wie soll man etwas im Bild festhalten was nicht mehr da ist. Also beschwerte ich mich bei der Reiseleitung. Die faselte etwas von Ebbe und Flut. Ich habe nachgesehen, im Katalog steht kein Wort von Ebbe und Flut und schon gar nichts davon, dass dieses Phänomen in der Lage sei, ganze Inseln verschwinden zu lassen. Wieviel Prozent Minderung werde ich da verlangen können?

6. Es gibt auch noch härtere Urlaubsmängel. Ich habe gehört, dass ein Urlauber an seinen Veranstalter geschrieben hätte: „Ich hatte eine Woche Urlaub gebucht. Die ersten sechs Tage hat es geregnet. Zu meinem Entsetzen herrschte am Abreisetag schönes Wetter“. Was bekommt man für „Entsetzen“? Werden sich da die Veranstalter mit höherer Gewalt herausreden?

7. Ihr bereitet Eure Leser falsch auf den Urlaub vor. Meines Wissens ist Vorfreude ein wesentlicher Punkt für ein gelungenes Urlaubserlebnis. Außerdem gilt auch im Urlaub der Spruch „Wie man sich selbst verhält, kommt es zumeist auch zurück“. Keines von beiden kann gelingen, wenn ich den ganzen Tag mit Eurer Reklamationstabelle rumlaufe und mich dann noch ärgere, weil ich nicht auf 100% komme. Warum wird jedes Jahr immer aus Neue auf diesem Thema „herumgeritten“? Warum habe ich z.B. noch nie bei Euch eine gleichgroße Story gelesen „Lieber Leser: Dein Recht beim Kühlschrankkauf“ oder ähnliches.

8. Und außerdem sollte man berücksichtigen, dass übertriebene Beschwerden Panikreaktionen beim Personal hervorrufen können. Nach der Landung eines JetBlue-Flugzeuges in New York wies der Flugbegleiter eine Passagierin darauf hin, dass sie noch sitzenbleiben müsse „bis das Flugzeug die Endposition erreicht habe“. Der Flugbegleiter wurde danach von der Passagierin auf das übelste beschimpft und bekam einen Koffer an den Kopf. Daraufhin drehte der „arme“ Flugbegleiter durch, löste die Notrutsche aus, schnappte sich noch schnell ein Dosenbier und verließ mit den Worten „Das war`s“ das Flugzeug über die Rutsche.
Liebe BILD-Zeitung, seid Euch Eurer Verantwortung bewusst. Wenn wir ähnliche Geschichten demnächst aus Urlaubshotels hören sollten, dann könnte sein, dass Euer Mängelartikel irgendwie schuld daran sein könnte.

Nächstens ruft Ihr mich vorher an, bevor Ihr so ein Zeug schreibt.

Karl Born
der zur Zeit gutgelaunt und ohne Frankfurter Tabelle seinen Urlaub genießt.

Diese Bissigen Bemerkungen wurden vorab am 11.8. an die BILD-Zeitung geschickt, mit der Bitte zur Weitergabe an Kai Diekmann

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Politiker in die Touristik? Das gäbe ein Chaos!

Wären Politiker Veranstalter-Chefs, dann ginge es beim Veranstalter wohl so zu:
Aufregung in der TUI-Hauptverwaltung. Bei der Programmpräsentation fehlen überraschend 44 Produkte. Und es kommt noch schöner, diese 44 Produkte
tauchen zeitgleich in den Katalogen der Konkurrenz auf. Ist doch kein Problem, sagt der Polit-Veranstalter-Boss, dann wiederholen wir einfach die Präsentation. Große Spannung bei den Journalisten und tatsächlich überraschender Weise finden sich 15 Produkte in den Katalogen der TUI wieder, aber Thomas Cook verliert nur 9 Produkte. Wo mögen die anderen 6 Produkte gewesen sein? 2 Produkte hatten vorübergehend bei Alltours Asyl gesucht und 4 andere Produkte konnten sich überhaupt nicht entscheiden und haben erst mal abgewartet. Da wird der Polit-Veranstalter-Chef etwas böse (aber nur etwas) und sagt über die anderen 29 verschwundenen Produkten „eine Chance habt ihr noch, überlegt Euch wo ihr hingehört, sonst ist es bald aus, mit unseren Katalogen“.
Dummerweise kamen zeitgleich Thomas Cook und Alltours auf den verwegenen Gedanken ihre Produkte mal schnell zusammenzulegen um die TUI richtig vorzuführen. Das sprach sich schnell herum (obwohl Alltours nie im Leben daran dachte, etwas Gemeinsames mit Thomas Cook zu machen und schon gar nicht unter deren Führung). Da bekamen die abtrünnigen TUI Produkte aber ziemlich kalte Füße und sprangen schnell in die TUI-Kataloge zurück. Und der TUI-Chef war auch gar nicht mehr böse und meinte nur „so etwas darf aber nicht wieder vorkommen“. Das bejahten die TUI Produkte artig und überlegten zugleich, wie und wann sie wieder ausbüchsen könnten.

Wären Politiker Airline-Chefs, dann ginge es wohl so zu:
Aufregung in der Condor-Hauptverwaltung. Der neue Polit-Airline-Boss hat als Umsatzerhöhungsmaßnahme beschlossen, die Preise durchgehend um 20 bis 50 Euro zu erhöhen. Und damit das schön aussieht, nennt er diesen Zuschlag Öko-Zuschlag. Seine Kollegen protestieren heftig, denn da die anderen Airlines das nicht machen, würden die Kunden zu diesen abwandern und am Ende wäre noch weniger Geld in der Kasse. Schließlich kenne man Beispiele von holländischen Airlines wo diese Nummer total in die Hose ging. Ja wenn das so ist, sagte der Polit-Airline-Boss, dann lasse ich das Öko-Label einfach weg, aber den Zuschlag verlange ich trotzdem. Jetzt mache ich es abhängig vom Flugtarif und als soziale Komponente müssen jene, die den höchsten Preis zahlen, keinen Zuschlag berappen! Das wäre doch mehr als gerecht. (zur Erläuterung für Nicht-Airliner: Die Höhe der geplanten Luftverkehrsabgabe soll sich danach richten ob man First, Business oder Eco fliegt. Millionäre die mit ihrem eigenen Flugzeug fliegen, sollen keine Luftverkehrsabgabe zahlen. Ist doch sozial ausgewogen, oder?)

Wären Politiker Chefs von Hotelketten, dann ginge es wohl so zu:
Aufregung in der Steigenberger-Hauptverwaltung. Der neue Polit-Hotel-Boss ändert täglich seine Meinung, wie und wieso und warum und wie hoch man die Mehrwertsteuer auf die Preise berechnen soll. Zuerst beschloss er in einer Nacht- und Nebel-Aktion, den Mehrwertsteuersatz zu halbieren, schließlich mache das die Konkurrenz im Ausland ebenso. Als endlich alle im Unternehmen kapiert hatten, welche Chancen darin liegen würden und entsprechende Investitionen starteten, konnte sich der Polit-Hotel-Boss plötzlich nicht mehr erinnern, warum und ob überhaupt er diese Anweisung gegeben hatte. Seine Claqueure im Planungsstab des Unternehmens schrieen noch lauter „die Mehrwertsteuer muss wieder hoch“. Die Manager der einzelnen Hotels waren fassungslos und fragten und „woher bekommen wir nun das Geld, das wir in Investitionen gesteckt haben“. Da lacht der Polit-Hotel-Boss nur kurz und sagt „selbst schuld, warum habt ihr mir auch vertraut“.

Und wo ist die Moral von der Geschichte? Die gibt es zwar nicht, aber die BBBs haben da so eine Idee.

Da haben doch zwei „Starpolitiker“, namens Peter Trapp, innerpolitischer Sprecher der Berliner CDU, und Markus Ferber, Chef der CSU-Europagruppe, doch tatsächlich gefordert, einen IQ-Test für Zuwanderer einzuführen. Die Bissigen Bemerkungen werden jetzt eine Initiative starten „Ja zum IQ-Test für Zuwanderer, wenn es den gleichen Test auch als IQ-Test für Abgeordnete gibt“. Letzteres natürlich nicht nur für neue Abgeordnete, sondern auch für die aktuellen Abgeordneten. Klasse Doppel-Effekt: Die größten Pfeifen wären weg und das Parlament nur noch halb so groß.

Ach ist das schön.
Dass ich das für möglich halte, muss wohl mit der Hitze zusammen hängen.
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Im Reiseradio (unter www.reiseradio.org ) äußert sich diese Woche u.a. Griechenlands Vizeminister Georgios Nikitiadis selbstkritisch über die Zukunft des Griechenland-Tourismus. Des Weiteren geht es auch um die richtige Reiseapotheke. Zwischen beiden Themen besteht aber kein Zusammenhang.
In den akustischen Bissigen Bemerkungen wird abgelästert über den Werbespot der russischen Fluggesellschaft Avianova und warum dieser eher sexistische Werbespot von der Branche so oft geklickt wurde. Neben den üblichen Aufregern gibt es noch tiefsinnige Betrachtungen zur Nachricht “Krokodil frisst Hai” und darf man Hai überhaupt essen. Merke, nicht jeder Hai steht unter Naturschutz (siehe Finanzhai).
Kleiner Hinweis für jene, die gefragt hatten, ob man auch zuerst die BBBs und dann die anderen Beiträge hören könne. Antwort: Das ist jedem selbst überlassen.

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4:1. Klasse!

Die Engländer haben zwei wichtige Dinge erfunden: den preiswerten Massentourismus und den Fußball. Während beim Tourismus die Deutschen (unverständlicherweise) den Engländern noch das Gefühl geben sie hätten in London mehr Ahnung vom Tourismus als in Deutschland, ist im Fußball die neue Ordnung hergestellt.
Beweis:
Am 29.6.2009 wurde Deutschlands U21 Fußball-Europameister mit 4:0 gegen England.
Fast auf den Tag genau ein Jahr später gewinnt Deutschland das WM-Achtelfinale gegen England mit 4:1.
Dazwischen, am 10.9.2009, wurden Deutschlands Fußballfrauen Europameister gegen England mit 6.2.

Liebe BBB-Leser, denkt Ihr der Deutsche Fußballbund käme nun auf die Idee seine Zentrale von Frankfurt nach London zu verlegen? (zum Verstehen dieser Frage siehe die Bissigen Bemerkungen vom 8.1.2007 „Endlich aufgedeckt: Die Geschichte vom Trojanischen Pferd beim Kauf britischer Touristikfirmen“).

Und wenn wir gerade bei Fußball und Tourismus sind: Die „Onliner“ wollen immer so kreativ sein, aber die Werbung von „Ab-in-den-Urlaub-de“ mit Michael Ballack ist wohl die langweiligste Werbung seit langem. Dagegen wirken Jogi Löw und früher Rudi Völler direkt spritzig.

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Der Reiseradio www.reiseradio.org ist diese Woche sehr TUI geprägt. Dr. Böttcher lobt die Pauschalreise (haben die Veranstalter lange vernachlässigt) und erklärt die Sonnengarantie. Karl Pojer erläutert die Erfolgsstory von Fleesensee und Airtours-Chefin Feld-Türkis stellt vor was sie unter neuem Luxus versteht.
In den akustischen Bissigen Bemerkungen geht es darum wie man sich ein besseres Zimmer im Hotel herbei „tweeten“ kann und wird über den Niedergang eines Luxushotels gelästert. Außerdem geht es um den Mut (oder Selbstbewusstsein?) von Frau Feld-Türkis, ihre persönliche Email-Adresse allen Airtours-Kunden bekannt zu geben.

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Wie menschlich – aus dem Eyjafjallajökull kommt nur noch heiße Luft

Das ist doch mal eine gute Nachricht: Der Eyjafjallajökull spuckt keine Asche mehr, es kommt nur noch heiße Luft. Damit kommt er uns direkt menschlich einher.
Im Management nennt man so etwas „management by helicopter“ (Einfliegen, Staub aufwirbeln, wieder verschwinden und alles geht weiter wie zuvor).

Das ist genau der richtige Zeitpunkt um eine Reiseempfehlung nach Island auszusprechen. Also auf nach Island und schauen wir uns das „heiße Kerlchen“ mal aus der Nähe an und mit ihm noch weitere 29 Vulkane auf dieser Insel. Ein einmaliges Feuer spuckendes Angebot, ein echtes USP (Alleinstellungsmerkmal) dieser Insel.
Ansonsten ist Island ziemlich grün, entspricht also einem aktuellen Reisetrend (von mehreren). Außerdem gilt Whale Watching als große Attraktion. Angeblich leben über 200.000 Wale (verschiedener Arten) im Meer in Sichtweise.

Was sollte man noch wissen?
Falls Sie es vergessen haben sollten, fast hätten sich nächstes Wochenende ohnehin alle Augen nach Reykjavik gerichtet, denn beim letzten Eurovision Song Contest belegte Island den 2. Platz hinter Norwegen. Ok, die Isländer haben uns damals keinen Punkt gegeben. Aber keine bösen Gefühle deshalb, denn fast der gesamte Rest von Europa hat das auch nicht getan.
Näher zusammen als beim Song Contest lagen wir bei der letzten PISA-Studie. Da lagen wir nur knapp hinter Island (allerdings nur im Mittelfeld). Und weil die Isländer intellektuell so gut zu uns passen, wird Island 2011 unter dem Motto „Sagenhaftes Island“ auch Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse sein.

Kurzum, der deutsche Tourist ist mal wieder gefordert, ein Zielgebiet aktiv zu unterstützen. Ganz nach dem Motto:
Gehen wir doch hin nach Island, bevor sie uns wieder eine Botschaft schicken.

Bleibt noch nachzutragen und auch das wird dem deutschen Touristen bekannt vorkommen. Island wird von einer Regierungschefin geführt. Die isländische Angela Merkel heißt Jóhanna Sigurðardóttir. Dann ist es aber schon mit den Gemeinsamkeiten vorbei. Frau Sigurðardóttir führt eine Allianz von Sozialdemokraten und Grünen. Privat lebt sie in einer eingetragenen Partnerschaft mit der Autorin und Schauspielerin Jónína Leósdóttir.
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Und wie immer an dieser Stelle der Hinweis auf das Reiseradio. In der neuen Ausgabe steht das Thema Flusskreuzfahrt und ein Hotel mit viel Gegend drumherum im Mittelpunkt. Außerdem wird über eine Kuh-Safari berichtet. Im Interview verplaudert Konsul Horst Rahe versehentlich (?) seine neueste Innovation. Auch in den akustischen bissigen Bemerkungen „menschelt“ es diesmal. Unter anderem geht es um eine Lufthansa-Innovation (das Pissoir in der First Class im neuen A380 !?) und um ein neues Marktforschungsergebnis (Mit wem würden die Deutschen am liebsten das Schlafabteil im City Night Line der Bundesbahn teilen). Hören Sie mal rein, bei www.reiseradio.org.

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ITB 2010 – „Same procedure as every year“ oder hat noch jemand einen Joker in der Tasche?

Schon wieder ITB (Internationale Tourismusbörse in Berlin)? Warum eigentlich? Ach so, die ITB gehört zur Branche, wie das Gaggern zum Eierlegen. Na, dann mal los, mit dem Gaggern, die ITB ist das ideale Forum dafür.

Leider hat Google einen Frühstart hingelegt. Die Meldung „Reisesuche im Web läuft prächtig“ hatte ITB-Format. Da hat Google mal so richtig auf die Pauke gehauen. „Suchanfragen, die typisch für die Einleitung konkreter Buchungsschritte sind“, das klingt gut. Sagt ja auch der „Head of Travel bei Google“. Das ist ein toller Titel, aber offensichtlich mehr Travel als Head.
Und das sind laut dieser Meldung die Super-Suchtrends:
„Pauschalreisen günstig“ plus 750 Prozent
„Flüge vergleichen“ sogar plus 917 Prozent
Was müssen das vorher für mickrige Zahlen gewesen sein, wenn man die so steigern kann? Aber solche prozentuale Steigerungen geben für die Berichterstattung eine Menge her, sind sie auch noch so absurd.

Dabei könnte die wirklich wichtige Meldung ungefähr so lauten:
„Die bereits bekannten Trends beschleunigen sich“.
– Polarisierung der Nachfrage wird noch stärker. Das untere Segment und das obere wachsen weiter. Gähn, gähn – ach wie langweilig. .
– Es wir noch mehr Spätbucher geben als letztes Jahr. Gähn, gähn – wie langweilig.
– All Inklusive wird noch weiter wachsen. Gähn, gähn – wie langweilig
Sorry, ist aber leider so. Interessiert aber nicht.
Dann versuchen wir es mal damit:
– Die Pauschalreise lebt noch. Ach was, das passt aber gar nicht in die Neuzeit.
– Die Reisebüros leben auch noch, die Veranstalter wollen sogar noch welche dazu erwerben. Ach was, das passt aber gar nicht in die Google-Zeit.

Ob ich noch zur ITB gehe? Na klar, will ja „mitgaggern“.
Deshalb müssen die BBBs noch schnell ein paar ITB-Meldungen erfinden:

Meldung 1: Die Kontrolle an den Eingängen der ITB wird dieses Jahr vom Personal des Flughafens München durchgeführt. Vor allem wenn Schichtwechsel ist, kann man auf die Messe mitschleppen was man will.

Meldung 2. Lufthansa wird bekannt geben wie der neue A380 heißen soll. Bekanntlich sind (wahrscheinlich durch Manipulation) innerhalb von 48 Stunden 8.000 positive Bewertungen für den Namen „Stalingrad“ eingegangen. Das will aber Lufthansa nicht gelten lassen. Jetzt soll der Super-Jet auf den Namen „Silke Kohlschitter“ getauft werden. Das ist die taffe Arbeitsrichterin vom Arbeitsgericht Frankfurt, die eigentlich LH-Management und VC-Cockpit blamiert hat, weil sie vormachte, wie man Einigungsgespräche sinnvoll führt. Besser kann sich LH nicht bedanken, dass sie Millionen an Streikkosten gespart hat.

Meldung 3: Der Fugzeughersteller Airbus sucht bekanntlich einen Käufer für seinen Toilettenhersteller Dasell. Auf der ITB wird die Bundesregierung bekannt geben, dass sie kaufen wird. Mit ihrem „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“ hat sie soviel „Sch….“ gebaut, dass professionelle Entsorgung benötigt wird.

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Der Bund gibt, die Kommune nimmt: Ein Steuergeschenk und seine Folgen

Dieses Gesetz hat Format, fragt sich nur für was und wofür: Das „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“. Allein der Name schon. Das kann sich nur jemand ausgedacht haben, der schon lange nicht mehr an der frischen Luft war. 30 Buchstaben lang, ist eigentlich eine Karikatur von Beschleunigung. Der Name taugt höchstens für das Spiel „Galgenmännchen“ (wenn Sie, liebe Leser, das Spiel nicht kennen, bitte bei wikipedia nachsehen). Und im Zentrum dieses tollen Gesetzes steht die „Mehrwertsteuersenkung für die Hotellerie“. Eventuell gut gemeint, aber wie so oft ist „gut gemeint“ das Gegenteil von „gut gemacht“. Zu viele Fehler um zu überzeugen (siehe auch BBB vom 2.11.2009 „Denkste…. Und der DEHOGA freut sich trotzdem“).

Erstes Ãœbel: Vorlaute Hoteliers
Offizielle Begründung für dieses Gesetz war, dass man aus Gründen der europäischen Wettbewerbsgleichheit – diese Wortwahl überzeugt fast immer- die Steuer senken müsse. 21 von 27 EU-Staaten haben bereits den reduzierten Steuersatz, darunter alle deutschen Anrainer mit Ausnahme Dänemarks. Diese „Weisheit“ war kaum genügend durch die Landen gedrungen, als viele Hoteliers, insbesondere Branchenvertreter und Branchenberater viel zu laut „ihre Absicht kundgetan haben“, diese Steuersenkung natürlich nicht an den Endverbraucher weiterzugeben, „sondern in die eigene Tasche zu stecken“ (teils in dieser oder ähnlicher Wortwahl).

Zweites Ãœbel: Handwerkliche Fehler
Das Gesetz scheint nicht bis in die letzte Fassette durchdacht zu sein, so ein typischer Nacht-und-Nebel-Beschluss. Kein Geringerer als der Bundestagspräsident Lammert (und der gehört bekanntlich nicht der Opposition an) erklärte sehr deutlich: „Diese Regelung ist schlicht misslungen“. Die zwingend andere Berechnung der Mehrwertsteuer für das Frühstück (auch wenn im Übernachtungspreis enthalten) schafft neben anderem eine Menge Probleme (kann man hier aus Platzgründen nicht in allen Feinheiten aufzählen). Hinzu kommt, das Gesetz ist seit einem Monat in kraft, aber das Bundesfinanzministerium hat noch nicht durch Erlass (Rundschreiben) die Details geregelt hat. Soviel zum Thema Beschleunigung.

Drittes Übel: Die Wahlkampfspende von Mövenpick
Die Wahlkampfspende ist formal ok, aber der Zeitpunkt des „öffentlich werden“ dieser Spende „sehr unpassend“. Erst jetzt bekam das Ganze den sehr intensiven Geruch von Klientelpolitik und Steuergeschenk für eine bestimmte Gruppe. Diesen Vorwurf kann nur die FDP oder der Wahlkampfspender ausräumen. Auf keinen Fall ist es für Außenstehende glaubwürdig, wenn ein anderer Lobbyist der besonders von der Steuersenkung profitiert, hier wiederum der DEHOGA, im Interview erklärt, „dass es völlig abwegig sei, einen Zusammenhang zwischen der Spende und der Mehrwertsteuersenkung herzustellen“. Woher will dies der DEHOGA wissen?

Viertels Ãœbel: Die Kommunen
Und damit kommen wir zur Überschrift der heutigen BBB. Die oben beschriebene Gemengelage ist nun auch den Kommunalpolitikern nicht verborgen geblieben. Mit erstaunlich bewundernswerter Schlichtheit haben da einige festgestellt, dass ca. 12%-Punkte Mehrwertsteuer noch etwas herrenlos seien. Flugs beanspruchen jetzt Köln, Bremen (und andere werden folgen), eine 5%-Abgabe mit dem schönen Namen „Kulturförderabgabe“. Begründung: da bekommen einige etwas geschenkt, da wollen wir etwas davon „abhaben“. Der Bund gibt, die Kommune nimmt. Das wird uns in Zukunft öfters passieren, z.B. Einkommensteuersenkung (wenn sie kommt) und gleichzeitig Erhöhung der kommunalen Abgaben.

Zum Schluss ein schönes Zitat aus einem aktuellen Interview mit der Hauptgeschäftsführerin der DEHOGA, Ingrid Hartges:
„Es ist jetzt ganz wichtig, positive Botschaften in die Öffentlichkeit zu bringen – mehr Arbeits- und Ausbildungsplätze, bessere Mitarbeiterqualifizierung und ein noch attraktiveres Preis-/Leistungsverhältnis für die Gäste. Von den Investitionen profitieren auch das Handwerk, der Handel und die Zulieferindustrie. Wichtig ist, dass die Hotellerie erfolgreich den Vorwurf entkräftet, dass sie sich die Tasche vollmacht“.
Ende des Zitats.

Ganz tolle Aussage, bravo, nur leider viele Wochen zu spät. Zu spät, zu spät, du rettest die öffentliche Meinung nicht mehr.

Nachtrag:
Und fünftes Übel: In NRW ist bald Bundestagswahl.
Der FDP-Vize Pinkwart hat sich jetzt auch kritisch zu diesem Gesetz geäußert (obwohl er früher immer dafür war). Und NRW-Ministerpräsident Rüttgers, auch in anderen Dingen ein „Schnellmerker“, besonders vor Landtagswahlen, findet jetzt plötzlich das Gesetz „nicht nachvollziehbar“.

Fazit: Oh Leute, da habt Ihr eine gute Idee aber so richtig versemmelt.
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Das Interview mit Frau Hartges steht in der aktuellen Ausgabe von travel tribune.

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