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BBB-Spezial zum Thema Bildung: Roland Kochs brutalst möglichste Frechheit

Es ist nicht zu fassen, was sich der hessische Ministerpräsident Roland Koch in dieser Woche an unglaublicher Frechheit geleistet hat. Um den angehäuften Schuldenberg abzutragen, soll künftig auch bei den Kindertagesstätten (Krippenplätzen) und in der Bildung gespart werden.

Wie schreibt Spiegel online so treffend in bester BBB-Manier:„Koch weiß, wie sich Banken (auch welche mit Sitz in Frankfurt) auf dem amerikanische Immobilienmarkt getummelt haben und Kreditsondermüll als Gold verkauft haben. Er weiß auch wer in Deutschland davon profitiert, dass Spekulanten die Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen immer stärker in die Höhe getrieben haben. Seit 2008 hätte er täglich strenge Regeln für die Banken fordern müssen. Nun soll es die Jugend, beginnend bei den Dreijährigen, ausbaden“.

In Anlehnung an seine idiotische Formulierung (inhaltlich und sprachlich) von der „brutalst möglichsten Aufklärung“, als in Hessen CDU-Spendengelder als „Vermächtnisse toter Juden“ deklariert waren, kann man seine neue Forderung nur als „brutalst möglichste Frechheit“ bezeichnen. Eigentlich müsste dies einen solchen Aufschrei in der Bevölkerung nach sich ziehen, dass jetzt endgültig seine Tage als verantwortlicher (?) Politiker gezählt sein müssten.

Jetzt könnte man das ganze als „Schamlosigkeit eines einzelnen Herren“ abtun. Das wäre schon schlimm genug. Aber es ist zu befürchten, dass es auch ein Versuchsballon sein könnte, um die Reaktion in der Bevölkerung zu testen. Denn umgehend krochen weitere Dummschwätzer wie Ratten aus ihren Löchern. Der sächsische Ministerpräsident Tillich wird mit dem Satz zitiert: „Mehr Geld macht nicht automatisch klüger“, ein Job als Ministerpräsident offensichtlich auch nicht. Auf seinen Umgang mit der Wahrheit (betreffend seiner Vergangenheit und mit Sponsoring) wollen wir hier nicht näher eingehen. Aber schon seine bisherigen Einsparungen in Sozialpolitik und Jugendbudgets gelten „in ihrer Brutalität als bundesweit einmalig“.
Laut Spiegel stehen viele Ministerpräsidenten bei dem Thema Einsparungen in der Bildung auf Seiten Kochs. Es gilt wohl die alte Volksweisheit „je dümmer ein Volk, desto leichter ist es zu regieren“.

Natürlich quakt auch die FDP zu diesem Thema. Otto Fricke, immerhin haushaltspolitischer Sprecher der FDP, „begrüßte den Vorstoß aus Hessen und erklärte, er sei für alle Einsparmöglichkeiten offen“. Ausgerechnet die FDP, die nach der Regierungsbildung in einer wahren Stellenschaffungs-Orgie neue Stellen im Regierungsapparat schuf, wie noch nie eine Partei zuvor, stellt sich jetzt an die Spitze der „Bildungssparer“. Nachdem jetzt auch noch der letzte Parteihansel versorgt ist, geht es dem Rest der Republik an den Kragen.

Ein Glück, dass es anscheinend noch ein paar Vernünftige gibt. „Man kann die Sanierung von Straßen und Brücken verschieben, nicht aber die Bildung einer Generation“, sagte der Kultusminister von Sachsen-Anhalt Jan-Hendrik Olbertz und erteilte trotz dramatischer Finanzsituation seines Landes Einsparungen in der Bildung eine Absage. Er ist es allerdings auch nur noch wenige Tage im Amt , weil er als Präsident an die Berliner Humboldt-Universität nach Berlin wechselt.

Bayerns Ministerpräsident Seehofer formulierte wesentlich schärfer: „Das ärgert mich. Es sei weder klug noch richtig, keine Kinderbetreuungsplätze mehr zu bauen und in der Bildung zu sparen“. Leider ist die Halbwertzeit von Seehoferschen Aussagen in der Vergangenheit immer ziemlich kurz gewesen.

Für den 10. Juni ist der „große Bildungsgipfel von Bund und Länder“ angesetzt. Da kann Frau Merkel beweisen was „Chefsache“ ist und ob wir wirklich eine „Bildungsrepublik“ sein wollen. Eigentlich müssten wir alle zu diesem Datum nach Berlin vor das Kanzleramt ziehen.

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Wie immer hier noch der Hinweis auf das Reiseradio (www.reiseradio.org) . In dieser Woche hören Sie u.a. einen Bericht zum PowWow der amerikanischen Reiseindustrie und einen Schwerpunkt zum Rad-Tourismus. Die akustischen Bissigen Bemerkungen beschäftigen sich wieder einmal mit der Sicherheitshysterie, im Mittelpunkt diesmal der Flughafen in Graz.

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