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Archiv für Flughafen

Superflughafen Dortmund und bequeme Einreise nach Malta

1. Erinnern Sie sich noch an das Malheur von Borussia Dortmund mit dem heimischen Flughafen? Als die Mannschaft nach dem Auswärtsspiel in Nürnberg 29 Sekunden nach Beginn des Nachtlandeverbots zur Landung ansetzen wollte, machte der Flughafen dicht und das Flugzeug musste nach Paderborn ausweichen (siehe BBB vom 13.12.2010 „Warum Borussia Dortmund nicht Deutscher Meister werden kann“). Jetzt überrascht uns dieser so überaus korrekte Flughafen mit einer neuen Super-Meldung: Dortmund ist nach einer Umfrage der beliebteste Flughafen in Deutschland! Eine echte Überraschung.
Angeblich wurden 2.300 Fluggäste befragt. Bleibt die Frage 2.300 für alle Flughäfen, das wäre wohl nicht sehr repräsentativ oder 2.300 Fluggäste nur von Dortmund, das wäre ja dann fast eine Vollbefragung (sofern es so viele überhaupt schaffen dort landen zu können),

Überraschend auch die Meinung einer Kundenbetreuerin des Flughafens: „Dortmund ist wie eine Sozialstation. Man muss damit rechnen, dass bei vielen der Verstand aussetzt, sobald sie den Flughafen betreten.“
Ob das Lob der Gäste für den Dortmunder-Flughafen wohl gerade in einem Zustand des ausgesetzten Verstandes erfolgte? Klar, so ein Weltflughafen macht schon Eindruck. Sogar Geschäftsreisende gibt es am Dortmunder Flughafen. Auch hier hat die Kundenbetreuerin ihre besondere Meinung: „Die benehmen sich wie Graf Koks“. Eigenartiges Publikum diese Dortmunder.

Aber die Betreuung der ausländischen Gäste kann man nur als vorbildlich beschreiben. Ein holländischer Student verpasste seinen Flug. Das kommt an den großen Flughäfen der Welt öfters vor. Aber was macht eine erfahrene Kundenbetreuerin? „Ich suchte ihm eine günstige Unterkunft, die war ihm noch zu teuer. Also bot ich ihm an, bei uns zu Hause zu schlafen“.
Liebe Kundenbetreuer in Frankfurt, Düsseldorf und München bitte nachmachen. So wird man beliebtester Flughafen.

2. Wenn ein deutscher Urlauber nach Malta einreisen will, kann er eigentlich überhaupt nichts falsch machen, oder? Zumindest legt uns das die genaue Lektüre des Reisehinweises des Auswärtigen Amtes für Malta nahe. Zitat:
„Deutsche benötigen kein Einreisevisum für Malta und können demnach mit einem gültigen oder seit höchstens einem Jahr ungültigen Reisepass, vorläufigen Reisepass, Kinderreisepass oder Kinderausweis (sofern mit einem Foto versehen), gültigen oder seit höchstens einem Jahr ungültigen Personalausweis, gültigen vorläufigen Personalausweis, nach Malta einreisen.“
Klar? Offensichtlich dürfte ich auch mit einem Kinderausweis (Foto vorausgesetzt) oder Kinderreisepass einreisen. Denn hier steht als einziges Ausweismittel, dass es weder gültig noch ungültig sein muss.
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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) geht es um den Job des Animateurs. In den akustischen Bissigen Bemerkungen geht es vor allem um die Wahlergebnisse des Wochenendes und ob dies personelle Konsequenzen haben könnte (Zum Beispiel: Wenn Brüderle zurücktritt, hinterlässt er eine Lücke, die ihn vollständig ersetzt!). Was hätte das dann mit Tourismus zu tun?

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Prosit Neujahr – alles wird besser

Sorry, aber das war natürlich nur ein kleiner BBB-Scherz in der Überschrift. Nichts wird besser. Es sei denn es wird draußen wärmer. Dann hat die Bahn keine Probleme und die Flughäfen auch nicht. Es ist aber auch wirklich ärgerlich, wie überraschend es jedes Jahr Winter wird und vor allem wie wörtlich der Winter sein Versprechen „Winter“ nimmt.

Über das Zugfahren hat sich die Medienwelt schon ausreichend ausgelassen. Wobei bei den vielen „klugen Ratschlägen“ manchmal vergessen wird, dass die Bahn pro Tag 27.000 Fahrten abspult. Rein zahlenmäßig müsste der Winter bei den Flughäfen leichter zu bewerkstelligen sein. Wie pflegte Radio Eriwan zu sagen: „Im Prinzip ja, aber…..“ Die Flughäfen oder besser gesagt die entsprechenden Abfertiger für die Enteisung (wie z.B. GlobeGround Berlin) haben natürlich vorgesorgt. Sagen sie zumindest. Sie haben die Lager vergrößert und vor allem tolle Verträge für ausreichende Nachlieferungen geschlossen. Aber die liebe Globalisierung hat dafür gesorgt, dass bei den Lieferanten für Enteisungsmittel kein Wettbewerb mehr herrscht. Und die Schlaumeier dort (wie z.B. Clariant) haben natürlich auch schon etwas von „just in time-Lieferung“ gehört und wenden es auch an. Und wenn dann einmal ein einziger Bestandteil dieses Enteisungsmittels fehlt, dann wird es verdammt eng. Und jetzt fehlt Glykol!
Ja, das gute alte Glykol, das die Österreicher mal vor Jahren in ihren Wein geschüttet haben damit sich die Aromastoffe besser entfalten? Genau. Übrigens ist der Skandal damals aufgeflogen weil ein Winzer auffällig große Mengen von Frostschutzmittel in seiner Steuererklärung geltend machte. In den Glykol-Skandal war auch der Berliner Wirtschaftssenator Pieroth verwickelt, der im Neben- (Hauptberuf?) Chef einer großen Weinfirma war, die ebenfalls große Mengen Glykol in ihren Wein schütteten. Von „zuviel Glykol“ wie bei dem damaligen Wirtschaftssenator träumt nun die Berliner GlobeGround.

Ok, was ist zu tun? Glykol muss her. Und wo gibt es genügend? In den USA! Liebe Fluggäste, die Ihr zur Zeit gerade in den USA seid. Bitte auf dem Rückflug soviel Glykol mitbringen wie ihr tragen könnt und in Eure Koffer passen. Das kann man dann bei uns zu einem ordentlichen Preis an die Enteiser-Fuzzies verkaufen.

Der Scherz mit „alles wird besser“, betrifft natürlich auch das große Wahlversprechen „mehr Netto vom Brutto“. Ab sofort wird vieles richtig teurer. Die sog. Flugabgabe (von 8 – 45 Euro), die Krankenkassenbeiträge, die Tabaksteuer, die Spritpreise an den Tankstellen, die Strompreise und als Konsequenz weiterer Aufgabenverlagerungen an die Kommunen auch viele kommunale Abgaben. Und warum? Nur weil bei der Weitergabe des Merkelschen Versprechens „Wir wollen intelligent sparen“ an die Mitarbeiter der Bundesverwaltung ein klitzekleiner Schreibfehler passierte. Statt „wir wollen intelligent sparen“, stand da geschrieben „wir wollen Intelligenz sparen“. Noch nie zuvor wurde mit so großer Begeisterung eine Aufforderung befolgt.
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In eigener Sache.
Dann loben wir uns mal selbst, denn in 2010 sind die Rekorde nur so gepurzelt.
429.000mal wurden die BBBs gelesen (keine Klicks, sondern auf der Seite gewesen, entweder bei den 3.841 Newsletter-Abos oder direkt auf der Homepage!). Danke an die lieben Leserinnen und Leser.
Und was steht 2011 an? Am 1.3.2011 werden die BBBs 10 Jahre alt. Nicht zu fassen, aber es stimmt: 10 Jahre BBBs. Dann denkt schon mal über ein nettes Geschenk nach.

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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) geht es diese Woche in den Norden. Island, Finnisch Lappland und die teuerste Kreuzfahrt der Welt, sind die Ziele. Und dann noch etwas Traumschiffschelte. In den akustischen Bissigen Bemerkungen wird dann über das Traumschiff auf andere Art abgelästert. Außerdem geht es wie so oft um unser Lieblingsthema Sicherheit beim Flug.

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Warum Borussia Dortmund nicht Deutscher Meister werden kann

Diese Bilder sind bekannt: Bayern München feiert die Meisterschaft auf dem Rathausbalkon am Marienplatz. Und immer wenn ein „Nobody“, wie beispielsweise Hoffenheim an der Spitze der Bundesliga stand, wurde geunkt, „kann nicht Deutscher Meister werden, hat keinen Rathausbalkon“.
Jetzt steht Dortmund an der Spitze, die hätten einen Rathausbalkon. Aber die Dortmunder haben ein anderes Problem und das ist ihr Flughafen. Am letzten Sonntag hatten die Dortmunder gleich doppeltes Flughafen-Pech. Nach dem Sonntagspiel in Nürnberg ließ zuerst der Flughafen Nürnberg die Dortmunder in ihrem Flugzeug warten. Um 20.45 Uhr stand das Flugzeug bereit zum Rückflug nach Dortmund, aber erst um 22.00 Uhr begannen die Franken mit der Enteisung der Maschine. Unschön, aber Nürnberg hatte auch 2:0 verloren, da kann das Engagement der Flughafenmitarbeiter schon mal ein wenig darunter leiden.

Aber der größere Schocker sollte kurze Zeit später folgen. Durch den verspäteten Abflug in Nürnberg kam die Turboprop der OLT mit der Dortmunder-Mannschaft auch entsprechend später in Dortmund an. Liebe Leserinnen und Leser der BBBs, Sie werden es nicht glauben: Genau 29 Sekunden vor dem geplanten Aufsetzen (nur zur Wiederholung 29 Sekunden, nicht Minuten) machte der Flughafen Dortmund die Schotten dicht. Das im Landeanflug befindliche Flugzeug musste abdrehen und in Paderborn landen. Provinzieller geht es nicht mehr.

Stellen Sie sich mal vor. Dortmund wird nach einem Auswärtsspiel Deutscher Meister, zuhause warten die Fans auf die erfolgreiche Mannschaft und der Tower am Flughafen macht wieder dicht und die Fans warten vergeblich. Da lacht doch nicht nur ganz Schalke.

Was bringt uns diese Geschichte an Erkenntnis?
Um Deutscher Meister zu werden braucht man also
a) einen Rathausbalkon und
b) einen funktionierenden Flughafen.
Jetzt schauen Sie sich mal die ersten fünf Mannschaften der Bundesliga an, die auf den sog. internationalen Plätzen liegen. Wer davon hat nun beides, Rathausbalkon und funktionierenden Flughafen?

Richtig, Hannover!

Alles klar?

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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) werden diese Woche interviewt:
Dieter Kaden, der Gründungspräsident des neuen Bundesverbands der Luftverkehrswirtschaft (endlich lernt die Branche mit einer Stimme zu sprechen),
Christian Göke, Geschäftsführer der Messe Berlin, mit Erfolgsmeldungen über die ITB 2011 und
Mario Köpers, zur Hai-Hysterie am ägyptischen Badestrand.
Letzteres ist u.a. auch Thema in den akustischen Bissigen Bemerkungen. Eine falsch angepackte Werbekampagne wird hier als Verursacher für den Hai-Hype vermutet. Daneben werden wie gewohnt noch weitere Doofheiten dieser Woche aufgespießt.

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Der Letzte macht das Licht aus, nicht so bei Ryanair

„Der Letzte macht das Licht aus“, so hieß 2007 eine Tragikomödie von Clemens Schönborn. Als „liebenswerte Loser“ beschrieb er damals die Figuren in seinem Fernsehspiel.

Zumindest als Loser dürften sich auch die Passagiere in einer Ryanair-Maschine auf dem Weg vom marrokanischen Fez nach dem „in der Nähe von Paris“ liegenden Flughafen Beauvais gefühlt haben. Als das Flugzeug mit dreistündiger Verspätung landete, verkündete die Crew die Überraschung „wir sind soeben in Lüttich gelandet“. Abgesehen davon, dass grundsätzlich niemand freiwillig nach Lüttich will (sagen zumindest jene die das einstige belgische Kohlezentrum kennen), hat selbst Ryanair wohl Schwierigkeiten bei fast 400 Km Entfernung noch von „in der Nähe von Paris“ zu sprechen. So sahen es auch die Passagiere. Wahrscheinlich hatten sie im französischen Fernsehen Berichte über Gorleben gesehen und probierten mal aus, wie ein Sitzstreik im Flugzeug funktionieren könnte. Zumal selbst die engen Sitze der Ryanair noch bequemer sind als eine Sitzblockade auf Schienen.

Aber eine Ryanair Crew ist im Unterschied zu deutschen Polizisten vollkommen humorlos. Da wird nicht lange debattiert und weggetragen wird da auch niemand. Sie formulierten schlichtweg das Thema „Der Letzte macht das Licht aus“ um in „Der Erste der von Bord geht macht das Licht aus“. Eine ganz neue Theorie über das Verhalten eines Kapitäns und seiner Crew. Da wohl alle Angestellten bei Ryanair analog zu ihrem Boss O`Leary eine Toilettenphobie haben, machten sie nicht nur das Licht aus, sondern schlossen auch die Toiletten ab. Und Tschüss, „ich bin mal weg“ liebe Paxe.

Da saßen nun die Ryanair-Fluggast-Loser im Dunkeln und bei verschlossenen Toiletten. Überraschenderweise, so wird zumindest berichtet, ließ die Crew beim Verlassen des Flugzeugs die Cockpit-Tür offen. Angeblich hätten die Passagiere „diese Chance“ nicht genutzt.

Wer nun denkt die Bissigen Bemerkungen würden sich jetzt darüber richtig aufregen, den müssen wir leider enttäuschen. Unser Kommentar dazu: Liebe Passagiere, das geschieht euch recht. In „Die Welt“ vom 18.11. fand sich unter der Überschrift „Wer wird denn gleich in die Luft gehen…“ eine bemerkenswerte Zusammenfassung von Erlebnissen auf Flugzeugen von Ryanair und Easyjet. Wer danach immer noch, wegen ein paar Euros weniger, diese Airlines bucht, dem können wir nur zurufen: „Nur die dümmsten Kälber wählen ihren Schlachter selber“.
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Haben Sie, liebe Leser und Leserinnen, gelesen: am Freitag, dem 19.11. war Welt-Toiletten-Tag. Leider haben wir nicht darauf geachtet auf welchem Bahnhof an diesem Tag „unser Freund“ Peter Ramsauer war. Sachdienliche Hinweise werden von der Redaktion gerne entgegengenommen. (Um diesen Gag zu verstehen sollte man die BBBs vom 10.10. und 18.10. gelesen haben.)
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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) geht es u.a. um das Thema Modernes Tourismusmarketing (also etwas ernsthafter als von uns vor einer Woche abgelästert). In den akustischen Bissigen Bemerkungen geht es vor allem um den ominösen Kofferalarm in Namibia und mit ganz eigenen Theorien dazu.

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Keine Bücher mehr an Bord von Flugzeugen?

Es ist schon schlimm genug, dass man keine Wasserflaschen mit an Bord nehmen darf, es sei denn es schwimmt ein Fischlein im Wasser (siehe BBB vom 5.4.2009: „Wie man 5 Liter Flüssigkeit locker an der Flughafen-Sicherheitskontrolle vorbei kommt“). Bislang konnte man durch eine interessante Lektüre während des Fluges sein Durstgefühl einigermaßen verdrängen. Damit wird es bald vorbei sein.
Bekanntlich ist im Bundeskanzleramt ein Paket mit einem ausgehöhlten Buch als Inhalt eingetroffen. Die Leser kennen so etwas aus vielen Heimatfilmen. Zumeist versteckt dort der Familien-Opa in einem ausgehöhlten Buch seinen Cognac, den er laut Arzt nicht mehr trinken darf. Im Buchgeschenk, an Frau Merkel adressiert, war aber kein Cognac versteckt, sondern leicht entzündliches Material. Beim Öffnen des Paketes hätte es zumindest eine große Stichflamme gegeben. Überraschender Weise hat dieses Paket auf seiner Reise eine Röntgenkontrolle unerkannt überstanden, bevor es dann im Kanzleramt endlich auffiel.

Wie wir nun „den Laden“ kennen, muss das sofort Konsequenzen nach sich ziehen. Und das bedeutet in aller Regel, ab sofort ist die Mitnahme von Büchern im Handgepäck verboten, sie könnten ja ausgehöhlt und mit gefährlichem Material gefüllt sein. Natürlich wird es eine Anweisung geben, in welcher Minigröße ausnahmsweise doch Bücher mitgeführt werden dürfen. Im Duty Free wird kurz danach ein neuer Verkaufsbereich eröffnet werden: für Bücher. Da kann man sich dann nicht nur mit flüssiger, sondern auch mit geistiger Nahrung wieder eindecken.

Kurz zuvor, an Allerheiligen, hatten Sprengstoffpakete aus dem Jemen, eines davon wurde unerkannt in Köln umgeladen, für Aufregung gesorgt. Zum einen wurde dabei deutlich, wie lächerlich die intensive Suche nach zu großen Zahnpastatuben und ähnlichem bei Oma und Opa auf dem Ferienflug nach Mallorca war und ist, während sich im unteren Teil des Flugzeuges große Mengen äußerst schlecht oder sogar überhaupt nicht kontrollierter Fracht befinden. Aber genau so auffallend war, dass der von Amts wegen für die oberste Luftfahrtbehörde (und diese ist wiederum für die Überwachung des Luftfrachtverkehrs zuständig) verantwortliche Minister Peter Ramsauer, am „Feiertag Allerheiligen“ wieder mal „nicht präsent“ war (Sie, liebe Leserinnen und Leser, erinnern sich sicherlich, dass er auch am „Asche-Wochenende“ nicht aktiv war). Jeder leitende Angestellte einer Fluggesellschaft würde gefeuert, wenn ihm die Wochenend- bzw. Feiertagsruhe so heilig wäre. Zumal, das sei nur so nebenbei erwähnt, am Ramsauerschen Arbeitsplatz in Berlin kein Feiertag war. So bewegte sich Innenminister de Maizière nach Köln (obwohl nur für den Personenverkehr zuständig) und machte dabei den unverständlichen Kompetenzwirrwarr in dieser Sache deutlich. Aber jetzt kommt die echt gute Nachricht: Verkehrsminister Ramsauer hat inzwischen signalisiert, dass er bereit wäre, die Zuständigkeit des Luftfahrt-Bundesamtes für die Kontrolle von Luftfracht abzugeben. Klasse. Jetzt muss ihn nur noch jemand bewegen, den restlichen Teil des Verkehrsministeriums auch abzugeben, dann wird seine Feiertagsruhe auch in Zukunft nicht mehr gestört werden. Die Kontrolle der Bahnhofstoiletten könnte man ihm natürlich noch belassen (siehe BBB vom 10.10.2010 „Der Gipfel, der eine Grube war“ und BBB vom 18.10.2010 „Rückspiegel“).
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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) geht es vor allem um die Sommer-Programmpräsentation der TUI in Istanbul, die guten Ergebnis von FTI und um den Deutschen Tourismustag. Dort überraschte der DTV-Präsident mit seiner positiven Einstellung zur Bettensteuer. In den akustischen Bissigen Bemerkungen werden die Wortungeheuer der Marktforschung etwas relativiert.
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In den nächsten Bissigen Bemerkungen müssen wir die Bettensteuer, Kulturabgabe oder wie sie immer heißen mag noch mal thematisieren. Unsinn und Perversion schießen hier mächtig ins Kraut. Die Stadt Köln unterstützt sogar eine Klage gegen sich selbst. Und der DTV-Präsident ist der erste aus dem touristischen Lager, der damit nur geringe Probleme hat (ok, er ist ja auch im Hauptberuf Politiker). Und es kommt täglich noch etwas hinzu.

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Engländer können keine Elfmeter schießen und können keine Buchhaltung

Dass Engländer keine Elfer schießen können ist jedem deutschen Fußballfan bestens bekannt. Dass Engländer auch Probleme mit der Buchhaltung haben, ist zumindest den „Fans“ (?) in Hannover neu.

Aber man kann die englischen Touristiker, oder präzise gesagt jene von TUI Travel, gut verstehen. Da werden sie als so große Experten gepriesen, dass sogar die Deutschen den Engländern ihr eigenes Geschäft anvertrauen Da wollten die Briten natürlich auch mit tollen Ergebnissen protzen, zumal, wie in angelsächsischen Breitengraden üblich, das Ergebnis sich auch sehr proportional im persönlichen Gehalt niederschlägt. Wer so etwas verinnerlicht hat, der findet Preisnachlässe, Stornierungen und andere Gemeinheiten die so von den Kunden ausgelöst werden, doch nur lästig. Ist wohl logisch, dass man solche Kleinigkeiten mal beim Verbuchen vergessen kann. Ohne ist auch schöner! (wohlgemerkt ohne Verbuchen ist hier gemeint).

Und das ist vier Jahre lang niemand aufgefallen? Mein Gott, was sind schon vier Jährchen, wenn man sich auf eine englische Reisetradition seit 1841 berufen kann. Obwohl, eigentlich steht dies nur dem Konkurrenten Thomas Cook zu und ob der alte Cook neben seinen genialen touristischen Erfindungen auch ein guter Buchhalter war, ist in der historischen Literatur nicht überliefert. Seine Nachfolger, egal in welchem britischen Laden, waren wohl nicht so die großen Kaufleute, deshalb wurden die großen Veranstalter irgendwann der Reihe nach von den Deutschen „gefressen“. Wieso dann das Geschäft wieder an die Engländer zurückgegeben wurde, ist vielen germanischen Touristikern unklar geblieben (siehe BBB vom 8.1.2007 „Endlich aufgedeckt: Die Geschichte vom Trojanischen Pferd beim Kauf britischer Touristik-Firmen“). Aber die Verantwortlichen in Deutschland dachten, außer Elfmeter schießen, können die Engländer alles andere besser. Wenn man sich die dortigen touristischen Ergebnisse in jüngerer Vergangenheit allerdings ansieht, konnten einem schon in den letzten Wochen Zweifel kommen. Thomas Cook England, also die neuen Cookies (nicht der alte Thomas), versuchten vor kurzem ihr Ergebnis zu retten, indem sie mit Brachialgewalt (jahrzehntelange koloniale Erfahrung zahlte sich hier aus), die Rechnungen der türkischen und spanischen Hoteliers um 15% kürzten. London ist eben immer für eine Überraschung gut.

Kommen wir nochmals auf unseren Ausgangsfall zurück. Wie erwähnt, ist es gute angelsächsische Tradition, die Gehälter der Bosse sehr proportional an das Ergebnis zu koppeln. Als Ebit wird dann, damit die Ausgangsbasis richtig hoch wird, zumeist der „Ebit v.a“ verwendet, das steht für „Ergebnis vor allem“ (kleiner Scherz!). Und wie gesagt, da waren die fehlenden Buchungen sehr hilfreich. Wenn nun die vergessenen Milliönchen aus den Vorjahren nachgebucht werden, dann wird dies wiederum unterhalb des Ebit (v.a.) erfolgen und das laufende Ergebnis wiederum nicht belasten. Mit der Konsequenz ….. na Sie wissen schon… es belastet nicht die Berechnungsbasis für das Gehalt. Aber da wird die berühmte Karl-Wiechert-Allee 4 wohl dafür sorgen, dass es nicht so kommt! So wie „Elfmeter-Nicht-Können“ automatisch Konsequenzen nach sich zieht, muss es bei „Buchhaltung-Nicht-Können“ wohl ebenso sein. Peter Long als Wayne Rooney der Touristik. .
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Achtung Werbeblock:
Die Bissigen Bemerkungen machen normalerweise keine Werbung für Fremde. Das ergibt sich aus dem eigenen Selbstverständnis. Aber (fast) jede Regel kennt auch Ausnahmen. Liebe BBB-Leser, sollten Sie in den nächsten Wochen in die Nähe von Hildesheim kommen, dann besuchen Sie dringend die „Duckomenta“ (www.duckomenta-ausstellung.de). Die Kommentare die dort neben den Bildern hängen haben absolutes BBB-Niveau. Noch nirgendwo haben wir die ironische Betrachtungsweise der BBB so perfekt angetroffen. Die Ausstellung läuft bis 1.5.2011.

Bei dieser Gelegenheit machen wir noch eine weitere Werbeansage, die wir schon länger machen wollten: Besuchen Sie im Hannover-Zoo den neuen Bereich „Yukon Bay“. So ein hohes Niveau verbunden mit einer außergewöhnlichen Liebe zum (unerwarteten) Detail hat in Europa wahrscheinlich kein anderer Zoo.

Ja, Niedersachsen macht sich. Zuerst die Überraschung Lena, dann die Überraschung 96, jetzt noch Duckomenta und Yukon Bay. Und was wir nicht mehr benötigen schicken wir nach Berlin (siehe „CW“).

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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) wird u.a. dem neuen Trend Kulinarik gefrönt und in die Kochtöpfe von Mecklenburg-Vorpommern geschaut. In den akustischen Bissigen Bemerkungen geht es neben den Peanuts von TUI-Travel, um einen neuen Statistik-Tiefflug, namenlose Zug-Kontrolleure und um eine tolle Erkenntnis: Der Flughafen Zürich verzichtet auf seinen Body-Scanner (wieder einen Feind weniger für die BBBs).

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Rückspiegel

Gibt es für geschriebene Bissige Bemerkungen auch Fortsetzungen? Klar, aber meistens ist keine Zeit um darüber zu berichten. Die letzte Woche war „ziemlich ruhig“, Zeit um in den Rückspiegel zu schauen.

Verkehrsminister Ramsauer, unermüdlicher Kämpfer für deutsche Bahnhofstoiletten (siehe BBB vom 11.10.2010 Der Gipfel, der eine Grube war) kann sich vor Folgeaufträgen kaum noch retten. Jetzt hat sich auch der Stadtrat von Lichtenfels in einer gemeinsamen Aktion von CSU und SPD an den Minister gewandt. Er möge sich doch bitte um die „zum Himmel stinkende Toilettensituation“ am örtlichen Bahnhof kümmern. Echt schlimm wenn man langsam aber sicher zum Toilettenbeauftragten der Regierung degradiert wird.

Die Bayer AG hat ihre Mitarbeiter per Email aufgefordert bei künftigen Dienstreisen die Stadt Köln möglichst zu meiden und dafür lieber in Düsseldorf zu übernachten. Ausgerechnet Düsseldorf, das ist fast eine Höchststrafe für das Kölner Ego. Grund: Der „Kulturzuschlag“ der Stadt Köln auf die Kölner Hotelbetten (siehe BBB vom 4.10.2010 Deutsche Kultur auf der Hotelrechnung).
Wenn das Schule macht, wird die Kölner Gier ziemlich brutal bestraft und Nachahmer von diesem Unsinn hoffentlich abgehalten.

Die Supermacher des Flughafens Magdeburg-Cochstedt (siehe BBB vom 30.8.2010 Wer möchte einen eigenen Flughafen haben?), haben zwar die versprochenen Flugketten ab Oktober noch nicht realisieren können (Pardon, der Oktober ist ja noch nicht vorbei), aber ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Der Flughafen soll künftig „Airport Magdeburg-Berlin International“ heißen! Dafür kann es nur einen Flugpartner geben: Ryanair, der Experte für stadtnahe Flughäfen.

Ryanair wiederum könnte Probleme am Flughafen Leipzig-Altenburg bekommen. Diesen Flughafen halten die irischen Billigflieger dank entsprechender staatlicher Unterstützung mühsam am Leben. Während der dortige Landrat zuletzt seinen „Airport Made in Germany, der eine mittelfristig gute Geldanlage sein wird“ anpries (siehe BBB vom 14.12.2009 “Weihnachtlicher Wunschzettel“) , hat der Verkehrsminister von Thüringen durch eine Studie feststellen lassen, dass selbst bei einer Verdreifachung der Fluggastzahlen der „Weltairport“ nicht aus den roten Zahlen käme. Eine für Fachleute sicherlich nicht überraschende Erkenntnis.
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Im Reiseradio (www.reiseradio.org) steht diese Woche Marokko im Mittelpunkt. In den akustischen Bissigen Bemerkungen geht es diesmal quer durch die Reisebranche, damit viele etwas “abbekommen”.

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Der Gipfel, der eine Grube war

Eigentlich darf ich mich ja nicht beklagen. Ich hatte von Ramsauers Rede auf dem BTW-Gipfel nichts erwartet und meine Erwartungen wurden voll erfüllt. Aber das kann eigentlich nicht sein, dass der Verkehrsminister vor der Tourismusbranche spricht und sich überwiegend mit Straßenverkehr, LKW-Maut u.ä. befasst. Zu den wirklich wichtigen Dingen, zu all den Dingen die der Branche auf den Nägeln brennen, fast nur Lächerliches.

Single European Sky? O-Ton Ramsauer: „Das ist eine Sisyphus-Arbeit“.
Natürlich ist sie das. Aber hier könnte man Großes vollbringen für die Branche, Kostensparen und gleichzeitig die Umwelt entlasten. Aber bei ihm hat man nicht den Eindruck, dass „er den großen Stein nach oben rollt, dieser aber leider im entscheidenden Moment immer wieder nach unten rollt“ wie es Sisyphos in der griechischen Mythologie geschieht. Bei ihm hat man eher den Eindruck, dass genau aus diesem Grund er den großen Stein nicht einmal anfasst.

Luftverkehrssteuer? O-Ton Ramsauer: „Meine Erfindung war das nicht. Wenn ich könnte, dann würde ich …“. Auch hier ist er kein Sisyphos (ja nicht anfassen), sondern er macht jetzt einen auf Pilatus „Ich wasche meine Hände in Unschuld“.

Aber die Bahn, die würde ihm am Herzen liegen. Er kontrolliert auch „die Sauberkeit der Bahnhofstoilette in Traunstein“, seinem Wahlkreis. Das hat er wörtlich gesagt, soll wohl Volksnähe bedeuten. Auch ansonsten „liegen ihm die Bahnhöfe sehr am Herzen“. Ramsauer könnte wohl sofort zu „Wetten, dass …“ gehen: Er kann 10 deutsche Bahnhofstoiletten am Geruch erkennen. Toll, Herr Minister.

Etwas unverständlich, wenn er bei der Verabschiedung noch gelobt wird, als einer der Minister, der immer „ein offenes Ohr für die Branche hat“. Was nützt das, wenn in seinem Kopf immer „Durchzug zwischen den beiden Ohren herrscht“. Von ihm hat die Branche auch in Zukunft nicht viel zu erwarten. Diese 40 Minuten waren verlorene Zeit.

Verlorene Zeit war auch, bis zum Schluss ausgeharrt zu haben, zur Verleihung des „Innovationspreis der Deutschen Tourismuswirtschaft“. Der Preisträger heißt: Lufthansa. Dann lauscht man gespannt der Begründung und man lauscht und man lauscht und man lauscht und die Laudatio nimmt kein Ende. Einige Teilnehmer meinten, diese Rede könne nur die Marketing-Abteilung der Lufthansa geschrieben haben. Glaube ich nicht, das sind Profis, die hätten nicht so dick aufgetragen. Und die Begründung: Die besondere Leistung der Lufthansa für ihre First-Class Passagiere. Ist dies das Thema, das die Branche z.Z. bewegt und vorwärts bringt? Nach einer gefühlten halben Stunde hatte ich im Kopf abgeschaltet, aber wenn ich mich im Unterbewusstsein richtig erinnere, wurde auch der Teppich in der First Class lobend erwähnt (kein Scherz). Ich will niemanden persönlich zu nahe treten, aber hatte diese Nummer Lufthansa oder der BTW nötig?

Legen wir auch den Mantel des Schweigens über jede Art der Moderation am ersten Tag. Umso bemerkenswerter wie sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussionen (außer Moderator) angestrengt haben, sich vom generellen Niveau des Tages nach oben abzuheben. Auch die unaufgeregte sachliche Präsentation von BBI war sehr angenehm. Immerhin war nicht der ganze Tag verloren.
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Besonders empfehlenswert sind diese Woche im Reiseradio (www.reiseradio.org) die akustischen Bissigen Bemerkungen. Die wurden nämlich unmittelbar nach dem „Gipfel“ aufgenommen. Da kommt meine Originalstimmung klasse rüber und weitere Kommentare zu den Reden von Wowereit und Gabriel.
Außerdem ist noch mehr Gipfel drin, auch ein Interview mit Dr. Peter Raumsauer. Ich selbst habe es noch nicht gehört, wahrscheinlich werde ich diese Stelle im Reiseradio überspringen. Aber wer nicht in Berlin war, kann es sich ja gönnen.

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Die schmerzfreie Branche

Diese Tourismusbranche scheint wirklich absolut schmerzfrei zu sein, sonst würde sie zu ihrer Jahrestagung nicht Verkehrsminister Ramsauer einladen.
Der hat nun wirklich keine Gelegenheit ausgelassen um der Branche zu schaden. Unvergessen bleibt sein unseliger Auftritt während der Aschewolke. Sein anfängliches Nichtstun und sein späteres Tun (oder war es umgekehrt?) während der Krise hat der Tourismusbranche (inkl. Luftverkehrsgesellschaften) einen Schaden in hoher dreistelliger Millionen Höhe verursacht. Den Beschluss über die Einführung der Luftverkehrssteuer, der eben so urplötzlich über die Branche kam wie die Aschewolke, hat er ohne Widerstand über sich ergehen lassen. Verantwortung für eine Branche sieht anders aus. Man kann ebenso noch anführen, sein Nichtstun bei „Single European Sky“, der dringend notwendigen Neuordnung des europäischen Luftraumes, einem der allergrößten (kostspieligsten) Luftfahrtprobleme überhaupt. Und jetzt ist er Hauptredner auf der Jahrestagung! Wenn man damit rechnen könnte, dass er ausgepfiffen und ausgebuht würde, dann wäre das ja noch in Ordnung. Aber das Gegenteil wird der Fall sein. Hofiert und beklatscht wird er werden, wie manche Luftnummer zuvor. Die „grandiose“ nichtssagende, aber trotzdem mit Beifall bedachte Rede von Middelhoff bleibt unvergessen. .

Gespannt darf man auch auf den Auftritt des parlamentarischen Staatssekretärs und Tourismusbeauftragten Ernst Burgbacher sein. Vor einem Jahr wurde er noch gefeiert, weil er (und seine FDP) die Senkung des Mehrwertsteuersatzes für das Hotelgewerbe auf 7% durchgesetzt hatte. Wie wird er, persönlich ein absolut honoriger Mann, was man von vielen seiner Polit-Kollegen nicht unbedingt sagen kann, erklären, dass die Tage dieser Steuersenkung schon nach einem guten Jahr gezählt sind. Für Burgbacher wird es besonders schwer werden, weil sogar sein FDP-Generalsekretär Lindner, schon das Totenglöcklein für die Steuerermäßigung geläutet hat. Man mag zu der viel gescholtenen Steuersenkung stehen wie man will. Aber eine solch kurze Halbwertzeit für eine Steuerentscheidung, widerspricht allem, was man mal über die Zuverlässigkeit von staatlichen Entscheidungen gelernt hat. Jene Hoteliers, die im Vertrauen auf alt hergebrachte Grundsätze staatlicher Politik positive Investitionsentscheidungen getroffen haben (von denen letztlich auch andere Branchen, z.B. Bau- und Möbelbranche profitierten) stehen jetzt im Regen.

Freuen darf man sich auch auf den obersten Berliner Klaus Wowereit. Er wird eloquent wie immer die großen Berliner Luftfahrtentscheidungen begründen und warum alle negativen Entwicklungen (wie z.B. Verzögerung BBI, fehlende Nachnutzung Tempelhof) absolut unvorhersehbar waren. Was für Angela Merkel in der Not das Wort „alternativlos“ bedeutet, ist für Wowereit das Wort „unvorhersehbar“.

Wie schmerzfrei muss eine Branche sein, die im Moment eigentlich als einzige (im Gegensatz zu Energiebranche, Pharmabranche und viele andere) von dieser Regierung verlassen ist, dass sie dies, innerhalb eines Tages alles über sich ergehen lässt.

Einzig über die Rede des ebenfalls an diesem Tag auftretenden Sigmar Gabriel lässt sich nichts Negatives sagen. Allein schon deshalb, weil er selbst garantiert bis zu seiner Rede noch nicht weiß, was er eigentlich sagen will. Hoffentlich kommt er auch und lässt sich nicht von Andrea Nahles vertreten.

Nur für einen wird es garantiert ein Festtag werden. Der Autor dieser Zeilen wird an diesem einzigen Tag mehr Futter für seine BBBs bekommen, als sonst in einem Monat.

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Der Polit-Biss der Woche:
Haben Sie gelesen, unser neuer Bundespräsident beklagt mangelnden Respekt gegenüber seinem Amt. Erinnern Sie sich noch, liebe Leserinnen und Leser, an den 31. März dieses Jahres. Morgens hatten die Bissigen Bemerkungen noch eine Breitseite gegen den zu diesem Zeitpunkt noch amtierenden Bundespräsidenten abgeschossen, nachmittags beklagte dieser dann „mangelnden Respekt gegenüber seinem Amt“ und trat anschließend zurück. Also langsam lieber Herr Neu-Bundespräsident nicht dass sie auch gleich zurücktreten. Vorher müssen erst die BBBs noch zuschlagen.

Der Wirtschafts-Biss der Woche:
Das war wirklich der Witz der Woche: WestLB und BayernLB wollen sich zu einer starken neuen Landesbank zusammenschließen. Da fällt die Nation vor Lachen vom Hocker. Ein Lahmer schließt sich mit einem Blinden zusammen um Leistungssportler zu werden? Oder machen wir es doch mathematisch (aber das wird in diesen Häusern bekanntlich nur mangelhaft beherrscht): Minus plus Minus bleibt Minus! Oder erklären wir es in der Bankersprache: 3 Mrd. Miese plus 1 Mrd. Miese ergeben 4 Mrd. Miese (das ist zwar mehr, bleibt trotzdem Minus). Aber, aufgepasst, eine Bad Bank plus eine weitere Bad Bank wäre eine besonders große Bad Bank. Also Minus plus Minus doch Plus?
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Noch ganz schnell soll das Reiseradio (www.reiseradio.org) erwähnt werden. Heute geht es vor allem um Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. In den akustischen Bissigen Bemerkungen wird Neues über die Bodyscanner gelästert, von denen immer mehr Flughäfen Abstand nehmen. Der Unsinn ist zu offensichtlich. Und weil wir gerade bei Unsinn waren, noch einen Nachschlag zu „Stuttgart 21“.

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Mein erstes mal ….. mit einem Bodyscanner

Vollkommen überraschend und chancenlos hatte der Autor dieser Zeilen sein erstes eigenes Zusammentreffen mit einem Bodyscanner (das Wort Nacktscanner wird hier aus Scham nicht verwendet) am Flughafen Zürich. Und es war deprimierend demütigend.
Alle verdächtigen Gegenstände wurden vorher ordnungsgemäß in ein Körbchen gelegt. Dann der Schritt in den Scanner, der aussah wie eine große teure Duschkabine, Hände hoch und ab ging das Gerät. Mist, es piepte!
Also mit der Handsonde abgetastet, nichts gefunden. Ende gut, alles gut. Nein. Als ausgewiesener “Freund” der Security Checks (siehe BBB vom 4.1.2010 „2010 – ein Jubeljahr für die Nacktscanner-Fetischisten?“) wollte ich jetzt genau wissen, warum das Gerät unberechtigterweise bei mir piepste. Man zeigte mir nun das Scanner-Foto, das in der Tat nur ein Piktogramm war, mit einem kleinen Karo an der verdächtigen Stelle, ungefähr in Hüfthöhe. Was soll dieses Verdachtskaro, wenn an dieser Stelle nun nachweislich kein verdächtiger Gegenstand vorhanden ist. Die Antwort des Security Mannes war nicht nur demütigend, sondern leider auch etwas zu laut: “Dieser Warnhinweis kann auch ertönen, wenn an dieser Stelle eine Fettspalte am Bauch ist, in der etwas versteckt sein könnte”.
Fettspalte? Und das zu einem Menschen, der seinem Körper in den letzten Monaten gerade mühsam 20 kg abgerungen und über die Halbmarathondistanz gequält hat? Entsprechend heftig mein Protest und man möge mir die Fettspalte bitte zeigen. Da wies der Obercontroller auf meinen Pulli hin, der gerade an dieser Stelle zugegeben etwas schlampig, also nicht glattgezogen, war. Auch eine solche Stofffalte würde den gleichen Effekt wie eine Fettspalte auslösen, so der tröstliche Kommentar.
Ich kann nur hoffen, dass die anderen am Band stehenden Mitreisenden, nicht nur den „Fettspalten“-Kommentar, sondern auch die Richtigstellung gehört hatten.

Merke: Wenn der Bodyscanner auf Dich wartet, vorher äußerst penibel die Bekleidung richten.

In Amerika hat man weniger Vertrauen, dass die dortigen Geräte nur Piktogramme zeigen würden. „Only my boyfriend sees me naked“ steht auf dem zwei Millimeter dicken Anstandsgummi, das weibliche Passagiere unter ihre Unterwäsche stecken und damit verdecken können, was der Sicherheitsbeamte nicht sehen soll. Grund der Aufregung: der United States Marshals Services musste einräumen mehr als 35.000 Bilder der Scanner gespeichert zu haben. Da fragte sich der einfache Bürger wozu und warum, wenn da nur Piktogramme zu sehen sein sollten.

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Hier noch ein kleiner politischer Kommentar. „Seehofer entgeht nur knapp Kollision mit Geisterfahrer“, beichteten die Medien in dieser Woche. In der Tat konnte der Chauffeur von Seehofer auf der A9 nur in letzter Sekunde einem entgegenkommenden Geisterfahrer ausweichen. „Das ist mir für viele Stunden in die Knochen gefahren“, so Seehofers Kommentar. Ein hoffentlich prägendes Erlebnis, denn jetzt weiß Seehofer auch, wie sich seine Berliner Parteifreunde fühlen, wenn er andauernd als „politischer“ Geisterfahrer unterwegs ist.

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